Lauenburg. Der Vorstand Kleingartenvereins Lauenburg/Elbe tritt geschlossen zurück. Grund dafür ist ein Brief, in dem Unbekannte mit einem erneuerten Brandanschlag und der Vergiftung des Hundes der Rechnungsführerin Martina Hops drohen.

Angst und Schrecken trüben die Stimmung bei Lauenburgs Kleingärtnern am Birkenweg: Im Vereinsheim, das nach einem Brandanschlag im April mit 150.000 Euro Schaden gerade neu aufgebaut wird, fand der 1. Vorsitzende Karsten Borchardt einen neuen Drohbrief. Wenn Rechnungsführerin Martina Hops nicht bis zum 15. September zurücktreten würde, werde es ein neues Feuer geben, hieß es in dem anonymen Schreiben. Außerdem wurde ihr der Tod ihres Hundes „Tinka“ angekündigt.

„Jetzt ist ein Punkt erreicht, an dem es für uns als Vorstand nicht mehr weitergeht. Wir treten am 13. Oktober alle zurück, dann sollen das hier andere übernehmen“, sagt Borchardt. „Andere“, das könnten die sein, die der Vorsitzende als Brandstifter und Drohbriefschreiber im Verdacht hat. Doch trotz konkreter Hinweise auf die beiden Männer ist es der Kriminalpolizei bisher nicht gelungen, ihnen die Tat nachzuweisen. Außerdem sind illegalen Geldüberweisungen mit gefälschten Unterschriften des 1. Vorsitzenden Karsten Borchardt und der Rechnungsführerin Martina Hops auf ein Konto der Lauenburgerin getätigt worden, zwei mal wurde in das Vereinsheim eingebrochen und das Holzhaus am Birnenweg, das als Treffpunkt der 175 Mitglieder diente, in Schutt und Asche gelegt,

175 Mitglieder und ebenso viele Parzellen hat der Lauenburger Kleingartenverein am Birkenweg, am Veilchenweg und am Nelkenweg. Das Vereinsheim war der ganze Stolz der Schreber. Doch in der Nacht zum 9. April loderten Flammen in dem Holzhaus, das durch einen Großbrand völlig zerstört wurde. 55 Feuerwehrleute waren stundenlang mit den Löscharbeiten beschäftigt. „Wir hatten nach diesem Brandanschlag die Mitglieder auf einer Versammlung gefragt, wie es weitergehen soll und ob wir weitermachen sollen. Da hatte man uns den Rücken gestärkt und gesagt, dass wir uns nicht einschüchtern lassen sollten“, berichtet Borchardt. Doch nach der Drohung gegn Martina Hops tritt der Vorstand aus Solidarität zu der geschockten Kleingärtnerin zum 13. Oktober komplett von seinen Ämtern zurück.

„Es soll nicht erst eine Leiche über den Zaun hängen“, begründet Hans-Günther Hops, der 2. Vorsitzende, die Entscheidung zum gemeinsamen Rücktritt. „Jetzt, wo auch der Tod unseres Hundes angedroht wurde, ist klar, dass es so nicht mehr weitergehen kann“, sagt er. Ohne die Drohung gegen den schwarzen Hund würde er weitermachen, versichert Hops. Doch man wolle die dreibeinige „Tinka“ unbedingt schützen, so Hops. Borchardt stellt unterdessen klar: „Aus der Anlage lassen wir uns aber nicht vertreiben.“

Unklar ist weiterhin, was in dem kleinen Verein für eine solche Zwietracht sorgt. Statt sich über die besten Möglichkeiten zur Aufzucht von Bohnen und Tomaten auszutauschen und den Sonnenblumen beim Wachsen zuzusehen, scheint im Verein ein regelrechter „Krieg“ zu toben. Eskaliert war die Situation im März während einer Mitgliederversammlung. Kassenprüferin Anja Ostrowicki und ihr Mann Hans-Jürgen Klau, Ersatzprüfer und ehemaliger Vorsitzender, hatten dem Vorstand die Entlastung verweigert. Die Mitglieder folgten aber dem zweiten Kassenprüfer Siegfried Bergmann und stimmten für eine weitere Fortführung des Vorstands.

„Wir reden hier über ehrenamtliches Engagement. Da ist es doch nicht nötig, sich so anzugehen. Warum sollten wir uns das antun, immerhin haben wir zum Wohle des Vereins viele Stunden Arbeit investiert“, sagt Borchardt. Möglicherweise, so die Vermutung, sollen durch die wiederholten kriminellen Machenschaften im Verein die Aktivitäten des Vorstands in ein schlechtes Licht gerückt werden. „Die Herren, die wir in Verdacht haben, scharen jetzt schon wieder einige Mitglieder um sich, wollen sich für die anstehenden Wahlen in Position bringen“, meint Hans-Günther Hops.

Mittlerweile haben verschiedene Schreber eine private Belohnung in Höhe von 700 Euro ausgelobt: Für Hinweise, die zur Überführung des anonymen Drohbriefschreibers führen.

Am 13. Oktober treffen sich die Kleingärtner um 15 Uhr zur Mitgliederversammlung. Danach, so hofft der Vorstand, herrscht hoffentlich Ruhe.