Lauenburg. In Lauenburg sind die Feiern zum 800-jährigen Bestehen der Stadt in vollem Gange. Doch ein Historiker hegt Zweifel, ob die Bürger zu Recht in Festlaune sind.
„Es gibt keinerlei Quellen, die es rechtfertigen könnten, im Jahr 2009 ein Stadtjubiläum Lauenburgs begehen zu können“, beendet Professor Dr. Eckardt Opitz seinen 13-seitigen Beitrag in der neuesten Ausgabe der vom Heimatbund und Geschichtsverein herausgegebenen Broschüre „Lauenburgische Heimat“. Auf seine Ausführungen folgen fünf Seiten, auf denen Dr. Wichmann von Meding dem Hamburger Historiker ausdrücklich widerspricht. Von Meding will herausgefunden haben, dass Lauenburg bereits 1209 Stadtrecht besaß, die älteste urkundliche Erwähnung der Stadt stammt allerdings aus dem Jahre 1260. Stadtarchivar Dr. William Boehart, den Opitz in seinem Beitrag scharf angreift, reagiert gelassen: „Ich sitze im Redaktionsausschuss der Broschüre und habe dafür gesorgt, dass die Beiträge zeitgleich erscheinen. Jetzt kann der Leser entscheiden.“
Opitz geht in seinem Aufsatz auf die Diskussionen der vergangenen Jahre ein, blickt kritisch auf die Quellen der Jubiläumbefürworter und beleuchtet dann das Umfeld für eine Verleihung der Stadtrechte im 13. Jahrhundert. Zur Entscheidung der Lauenburger Stadtvertretung für eine 800-Jahr-Feier schreibt er: „Zur Demokratie gehören Mehrheitsbeschlüsse, dabei kann es vorkommen, dass die gewählten Vertreter auf mancherlei Einflüsterungen hereinfallen.“ Zu diesen zweifelhaften Souffleuren zählt er Boehart und von Meding.
Von Meding spricht in seinem Beitrag im neuen Heimatheft von „Schmähungen“ des Hamburger Historikers. Er selbst bleibt bei seiner These, Lauenburg sei bereits im Jahre 1209 gegründet worden: „Würden wir Historiker nur akzeptieren, wofür heute noch Stiftungsurkunden vorhanden sind, wäre die Geschichtswissenschaft weithin am Ende.“
In einem weiteren Beitrag berichtet Dr. Claudia Tanck über den Selbstmord der Witwe Lüders in Lauenburg und den anschließenden Tumult auf dem Kirchhof im Jahr 1764. Dr. Jörg Meyn beschäftigt sich mit der Ertheneburg. „Lauenburgische Heimat“ wird für fünf Euro im örtlichen Buchhandel verkauft.