Dassendorf. Null Stimmen für die Sozialdemokraten – das machte die Bürgermeisterin misstrauisch. Tatsächlich liegt der Fehler offenbar im System.
Sie ist ein „alter Hase“, doch so etwas hat Bürgermeisterin Martina Falkenberg noch nicht erlebt: In Dassendorf wurden offenbar für die SPD abgegebene Stimmen der Wählergemeinschaft „WIR für Dassendorf“ zugerechnet. Doch nicht die Wahlhelfer haben sich verzählt, sondern bei der Übermittlung an das Statistikamt Nord wurden offenbar Daten „verschluckt“.
Bemerkt hat es Falkenberg, die seit 2008 ehrenamtliche Bürgermeisterin der 3400 Einwohner zählenden Gemeinde ist, in der Nacht zum Montag (15. Mai). „Um 1.30 Uhr ist mir aufgefallen, dass die SPD im Wahlkreis 3 bei null Prozent liegt“, so Falkenberg. Das könne nicht sein, war sich die 52-Jährige sicher. Falkenberg ist seit 2008 Bürgermeisterin der Gemeinde. 2015 wurde die heute 52-Jährige, die damals zur SPD-Fraktion gehörte, in ihrem Amt bestätigt. 2017 trat sie im Streit aus der SPD aus und der neu gegründeten Wählergemeinschaft WIR bei, die ein Jahr später die Kommunalwahl mit 52,8 Prozent der Stimmen gewann.
Kommunalwahl 2023: SPD-Stimmen falsch zugeordnet
Tatsächlich dauerte das Auszählen der Stimmen in der Wahlnacht in einigen Gemeinden extrem lang: Nachdem zuerst die Kreistagswahl ausgezählt wurde, folgte danach die Kommunalwahl: Anders als in den Städten gibt es in den Dörfern weniger Wahlkreise, dafür konnten die Wahlberechtigten bis zu sieben Kreuze machen.
In Dassendorf konnten die Bürgerinnen und Bürger in drei Wahllokalen bis zu drei Kandidaten wählen. Im Wahlkreis 1 hatten sich die Wahlhelfer dabei verzählt, dies jedoch bemerkt und noch einmal nachgezählt. Diese Daten sowie die aus dem Wahlkreis 3 seien dann an das Statistikamt Nord übermittelt worden, so die für Wahlen zuständige Amtsleiterin Maike Dieckert: „Unsere korrekten Zahlen werden aber nicht im zentralen Portal des Landes angezeigt.“
Bei Tests hat das Wahlportal noch problemlos funktioniert
Erstmals wurden bei dieser Kommunalwahl alle Ergebnisse über den Server des Statistikamtes gemeldet und unter www.wahlen-sh.de im Internet veröffentlicht. „Wir hatten zuvor einige Großtests mit dem neuen Portal gemacht. Dabei hat es keine Probleme gegeben“, sagt Dieckert. Sie hofft, dass der Gemeindewahlausschuss in seiner Sitzung am Dienstag, 16. Mai, die richtigen Zahlen haben wird. Tatsächlich soll es landesweit in mehreren Kommunen Probleme bei der Darstellung der übermittelten Zahlen geben.
Gravierende Veränderungen wird es für Dassendorf jedoch nicht geben: Während laut www.wahlen-sh.de die Wählergemeinschaft WIR gegenüber 2018 6,6 Prozentpunkte hinzugewonnen hätte und jetzt bei 59,4 Prozent läge, die SPD bei 21,1 und die CDU bei 19,5 Prozent, würde bei den bereinigten Zahlen die WIR immer noch bei 55,66 Prozent liegen. Möglicherweise würde die Wählergemeinschaft dann in der 17-köpfigen Gemeindevertretung nur neun statt der jetzt angezeigten zehn Sitze erhalten, ihre absolute Mehrheit würde sie jedoch behalten.