Geesthacht. Der Platz vorm Rathaus wird zum Feldlager, drinnen geht es mit Ränken und Intrigen weiter. Was die Akteure und Zuschauer erwartet.

„Ernst ist das Leben, heiter die Kunst“, heißt es im Schauspiel Wallenstein von Friedrich Schiller (1759-1805). Sollte das nicht ein Ansporn sein, sich im Bühnenfach zu versuchen? „Wir suchen junge Darsteller und Darstellerinnen aus Geesthacht und der Region für das Projekt Wallenstein nach Friedrich Schiller“, sagt Frank Düwel, der Intendant des Kultursommers am Kanal. Er übernimmt für die Aufführung auch die Regie.

Den Klassiker hat er spontan ins Programm genommen, für ihn passt er perfekt in die Zeit als Kommentar auf den Krieg in der Ukraine – und darauf, was mit Menschen im Krieg passiert. Auf der Suche nach einem passenden Werk „fiel es mir plötzlich wie Schuppen von den Augen. In dieser Zeit kann man nur den Wallenstein spielen“, findet er, „was für Zitate, was für Worte über den Krieg. Es geht darum, dass die Menschen sich sehr schnell damit abfinden können, dass Krieg ist. Rohheit und Brutalität werden ganz schnell Alltag.“

Kultursommer am Kanal: Wallenstein-Aufführung in Geesthacht

Premiere der Aufführung ist am Freitag, 7. Juli, in Geesthacht. Der Beginn mit Wallensteins Lager und den Befindlichkeiten der einfachen Soldaten findet auf dem Rathausvorplatz statt, nach etwa 20 Minuten geht es zur Fortsetzung mit den politischen Machtspielen der Anführer im Ratssaal des Rathauses weiter. Eine zweite Aufführung am 8. Juli ist in Ratzeburg. Nach dem Beginn auf dem Marktplatz ist die Weiterführung dort in der St. Petri Kirche. Beginn ist jeweils um 19.30 Uhr. „Es war nicht schwierig, in den Ratssaal zu kommen. Geesthachts Bürgermeister Olaf Schulze ist ein Freund der Kunst“, lobt Frank Düwel.

„Junge Soldaten lagern auf einem Platz. Das Leben im Kriege, der Alltag des Grauens sind ihre Themen. In den Zelten des Lagers treffen sich die Offiziere und Politiker und verhandeln Strategien und Fragen der Macht. Mit einem Ensemble junger Schauspieler und Schauspielerinnen zeigen wir die Welt des Krieges, die nach Europa zurückgekehrt ist. Wir kontrastieren die gegenwärtigen Bilder des Angriffskrieges Russlands auf die Ukraine mit der Schönheit der Sprache Schillers, die dieses Menschheitsthema Krieg in den Mittelpunkt ihrer Betrachtung nimmt“, erklärt Frank Düwel die Inszenierung.

Keine Waffen, aber Kostüme aus modernen Tarnanzügen

Die Kostüme bestehen aus modernen Tarnanzügen, die mit altertümlichen Litzen verfremdet werden. Die Proben beginnen zunächst in Alltagskleidung. Die Darsteller werden aber vermessen und bekommen für die Aufführung maßgeschneiderte Uniformen. Waffen werden nicht zu sehen sein, alle Darsteller sind aber mit einem Seesack ausgerüstet. Es bleibt der Fantasie der Zuschauer überlassen, was an Tötungsarsenal mitgeschleppt wird. Und die Tötung von Wallenstein? Wird er erwürgt und nicht erdolcht? „Zur Ermordung sage ich nichts“, meint Frank Düwel.

Die Aufführung wird getragen von sechs Schauspieler von der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg. Zur Ergänzung werden zehn junge Darsteller aus der Umgebung gesucht. „Wenn sich zwölf spannende Leute melden, mache ich es auch mit zwölf“, sagt Frank Düwel. Das Alter sollte ab 16 sein, „aber begabte 15-Jährige würde ich auch nicht abweisen“. Die Höchstgrenze liegt bei 30 Jahren.

Die Laienschauspieler sollen mehr sein als bloße Komparsen

Das erste Kennenlerntreffen ist für Dienstag, 16. Mai, um 17 Uhr im Geesthacht-Museum angesetzt. Die Proben beginnen dann ab Freitag, 9. Juni, in Geesthacht, auch im Außenbereich. Mit neugierigen Zuschauern muss also gerechnet werden. Die Laienschauspieler sollen mehr sein als Komparsen. Sie unterstützen die Profis und agieren mit. So gehört zu den Proben auch ein Theatertraining mit dem Lernen von Aussprache und Übungen zur Körperhaltung.

Eine Anmeldung (E-Mail an kultursommer@stiftung-herzogtum.de) wird erbeten, es sei aber nicht wichtig, dass schon mal etwas mit Theater gemacht wurde, sagt Frank Düwel. „Bei einer Aufführung des Schimmelreiters war der Titelheld mal im richtigen Leben ein Zimmermeister, „das war der beste Schauspieler“, erzählt Frank Düwel.