Geesthacht. Immer dienstags sollen Kinder bis zu fünf Jahren musikalisch gefördert werden. Warum Musik für Kinder wichtig ist.

„Laterne, Laterne“, schallt es aus dem oberen Stockwerk. Die Kinder der Awo-Kita Sonnenschein, die dort im Geesthachter Oberstadttreff am Dialogweg untergebracht ist, singen gemeinsam ein traditionelles Lied zum Laternelaufen.

Doch auch im Erdgeschoss sollen solche Töne künftig regelmäßig zu hören sein. Der Oberstadttreff und die Kreismusikschule haben jetzt eine Kooperation vereinbart, die Kindern ab 18 Monaten bis zu drei Jahren in einem Musikgarten und im Alter von vier bis fünf Jahren bei der frühkindlichen Musikerziehungin zwei Gruppen den Spaß am gemeinsamen Musizieren vermitteln will. Dabei wird jeden Dienstag von 14 bis 17.30 Uhr nicht nur gesungen, sondern schon die ersten Instrumente ausgepackt. Los geht es, wenn die Gruppengröße stimmt. Erste Anmeldungen liegen bereits vor.

Im Oberstadttreff können die Jüngsten künftig musizieren

Die Mindestteilnehmerzahl beträgt fünf Kinder, normalerweise sind bei guter Auslastung dann nicht mehr als zehn bis zwölf Kinder in einer Gruppe. Das monatliche Schulgeld für die Kreismusikschule beträgt 25,60 Euro. Die Abwicklung über Anmeldungen und die Bezahlung läuft über die Kreismusikschule. Je mehr Kinder in der Stunde angemeldet sind, desto günstiger wird es. „Zudem gibt es weitere Rabattierungen über eine Sozialstaffelung und Geschwisterrabatte“, sagt Peter Seibert, der Schulleiter der Kreismusikschule. Die fachlichen Informationen laufen über sein Institut, im Oberstadttreff liegen dazu Broschüren für die Eltern aus, auch zur Anmeldung.

Die Kreismusikschule Herzogtum Lauenburg unterrichtet mit 70 Lehrkräften kreisweit 1400 Schüler. Die Unterrichtsstunden finden sonst meist in Klassenräumen statt – nach Unterrichtsende der öffentlichen Schulen. In Geesthacht beschäftigt sich Musikpädagogin Larissa Dekhitiar mit den Kindern, sie hat eine Ausbildung in Klavier und Gesang.

Das Konzept für den Musikgarten kommt aus den USA

Beim Musikgarten für die ganz Lütten können auch die Eltern mitmachen. Der Begriff Musikgarten klingt niedlich, hat aber einen handfesten pädagogischen Hintergrund. Das Konzept wurde von der Musikpädagogin Dr. Lorna Lutz Heyge in den USA entwickelt, von dort aus erreichte der Musikgarten 1994 auch Deutschland.

Es wird gemeinsam gesungen, getanzt und mit einfachen Instrumenten wie Glöckchen, Klanghölzern und Klangstäben musiziert. Traditionelle Kniereiterspiele und musikalische Tanzspiele ergänzen die Musikstunden. Die Kinder bauen so früh ein Verhältnis zur Musik auf, sensibilisieren sich für Töne, Geräusche und Rhythmen. Auch die Eltern, sofern sie dabei sind, lernen, wie man spielerisch musiziert und setzen das Erlebte zuhause mit ihren Kindern fort.

Kinder werden für Töne sensibilisiert – und die Lust zum Selbstmachen geweckt

Bei der musikalische Früherziehung sind die Kinder unter sich. Es wird gesungen, getanzt, bereits auf Instrumenten gespielt und auch aufmerksam der Musik zugehört. Die Gehör- und Stimmbildung sind wichtige Bestandteile dieser Früherziehung. So werden Klänge von Instrumenten den Kindern über CD vorgespielt. Ziel ist, dass die Kinder für die schönen Klänge auf den ihnen fremden Instrumente wie Geigen sensibilisiert werden und selbst auf den Geschmack kommen, solche Töne zu erzeugen. Benutzt werden aber zunächst Handtrommeln, Rasseln und Becken, Xylofone lassen erste Melodien erklingen. „Viele Kinder, die die musikalische Früherziehung durchlaufen, entscheiden sich später für ein Leben mit Musik“, hat die Kreismusikschule festgestellt.

Ins Rollen gebracht hat die neue Kooperation die Anfrage einer Mutter im Frühsommer. Im Oberstadttreff gibt es regelmäßige Angebote wie das Bobbycar-Café und weitere Eltern-Kind-Gruppen. Sie sah einen Bedarf für so ein Angebot in Geesthacht. „Das Angebot von erfolgversprechenden Konzepten ist endlos“, meint Ulrike Harmuth bezüglich dessen, was eine bestmögliche Förderung für das Kind verspricht. „Ich suchte nach ganz grundsätzlichen Bausteinen unseres Lebens, also Dinge, die für mich transparent und nachvollziehbar sind. So kam ich auf die Musik.“

Musikalische und sprachliche Kompetenzentwicklung hängen zusammen

In der Tat gilt Musik als gutes Training für die Ausbildung unter anderem der Sprachkompetenz von Kindern. Das lässt sich mittlerweile wissenschaftlich belegen. Das Bildungsmagazin News4Teachers berichtete vor fünf Jahren über ein Forschungsprojekt des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung, in dem die Transfereffekte musikalischer Frühförderung auf verschiedene Gebiete hin untersucht wurden. Die Ergebnisse der Studie mit 202 Kindern aus 15 Berliner Kitas zeigten, dass musikalische und sprachliche Kompetenzentwicklung zusammenhängt. So könnten Kinder, die Rhythmen nachklatschten und ein Gespür für musikalische Harmoniefolgen hätten, auch Silben besser nachsprechen und Sätze bilden, so News4Teachers.

Willi Blum verweist zudem auf die positiven Effekte im Sozialverhalten: „Wenn Kinder in Gruppen musizieren, muss man sich festlegen – ,Wer spielt was, wer muss sich gerade zurückhalten und leiser sein?’“. Und nicht zuletzt: Auch die motorischen Fähigkeiten werden kräftig angesprochen, denn Musik aktiviert unterschiedliche Hirnregionen gleichzeitig. Es ist anspruchsvolles Zusammenspiel von solch verschiedenen Fähigkeiten wie Hör-, Seh-, Tastsinn und Feinmotorik.

Zu sehr pädagogisch überhöhen sollte man die Erwartungen aber auch wieder nicht, findet Peter Seibert. „Das Wichtigeste ist: Wir wollen Spaß haben“.

Geschäftsstelle der Kreismusikschule in Ratzeburg ist erreichbar unter 04541/88 83 32. (www.kreismusikschule-herzogtum-lauenburg.de)

Herbstkonzert der Kreismusikschule am Sonntag in Dassendorf

Die Kreismusikschule lädt ein zum traditionellen Herbstkonzert am Sonntag, 13. November, um 16 Uhr im Multifunktionssaal der Gemeinde Dassendorf (Christa-Höppner-Platz). Konzertieren werden junge und fortgeschrittene Schülerinnen und Schüler der ältesten Musikschule in Schleswig-Holstein mit Querflöten, Violinen, Klarinetten, Cello und Klavier. Zu hören sind klassische und unterhaltsame Kompositionen aus unterschiedlichen Zeiten. Insbesondere Familien mit Kindern sind bei freiem Eintritt herzlich eingeladen, das Konzert zu erleben. Und wer auf den Geschmack gekommen ist: Informationen zu Unterrichtsangeboten gibt es nach dem Konzert.