Die Geheimaktion war gut vorbereitet: Den ganzen Vormittag gab’s Überraschungen. Dann schloss Geesthachts letzte Fleischerei für immer
Geesthacht. Die Geheimaktion in Geesthacht war gut geplant und ging sehr schnell. Am Sonnabendmorgen, kurz vor 10 Uhr, wurden zahlreiche in Folie laminierte Schilder an die Außenseite der Schaufenster der Stadtschlachterei Voss geklebt.
Die Verkäuferinnen und Kunden im Geschäft in der Fußgängerzone schauten dem Treiben draußen auf der Bergedorfer Straßen von innen verdutzt zu. Vegetarische Aktivisten waren nicht am Werk, vielmehr ein über beide Ohren grinsender Oliver Fries (Zigarren Fries), seine Frau Yasmin sowie einige Helfer.
Mit der ungewöhnlichen Aktion wollten sie und ihre Mitstreiter im Namen aller Geesthachter ein großes Dankeschön an Barbara und Jens Voß richten. Auf den Schildern war beispielsweise zu lesen „Danke für Euer Lächeln“ oder „Danke für die leckeren Frikadellen“.
Stadtschlachterei Voss: Geesthachts letzte Fleischerei geschlossen
Nach 57 Jahren wurde die Ladentür der Stadtschlachterei Voss am Sonnabend endgültig geschlossen. Wegen der Schreibweise mit Großbuchstaben auf dem Geschäft der Stadtschlachterei war das Voss des Nachnamens immer mit dem Doppel-S zu lesen gewesen. Das Ehepaar geht in den Ruhestand, einen Nachfolger gibt es nicht. Außer den Dankesschildern hatte das Ehepaar Fries Stehtische, Sektgläser und eine Kühlbox im XXL-Format dabei, die mit eisgekühlten Sektflaschen bestückt war.
Mit rund 180 Gläschen Sekt stießen schließlich Passanten, Kunden und Freunde gemeinsam mit Jens und Barbara Voß auf den Ruhestand an. Den gesamten Vormittag über gab es ständig neue Überraschungen. Die Bläsergruppe Lauenburg Süd stieß in ihre Hörner, immer wieder kamen Kunden und überreichten Abschiedspräsente.
Barbara Voß: Zu Hause zu bleiben, „ist ein komisches Gefühl“
Außerdem schaute der in Hamburg lebende Sohn Michel vorbei, der wiederum seinen Opa Klaus Pfenningstorf – den Schwiegervater von Jens Voß – mitgebracht hatte. „Ich bin nicht in die Kita gegangen. Als kleines Kind war ich viel im Geschäft meiner Eltern. Damals trug ich häufig eine kleine Gummischürze und habe nach Ladenschluss gespült“, erzählt Michel Voß. Der 30-Jährige war aus sentimentalen Gründen da. Am letzten Tag wollte er zum Schluss noch einmal spülen.
Was die beiden Ruheständler jetzt vorhaben? „So richtig kann ich mir noch gar nicht vorstellen, zu Hause zu bleiben. Normalerweise wären wir jetzt richtig im Stress mit den Vorbereitungen für das Weihnachtsgeschäft. Das ist ein komisches Gefühl“, sagt Barbara Voß.
Die beiden wollen demnächst ihren Sohn Moritz in der Schweiz besuchen. Große Reisen sind aber vorerst nicht geplant. Wir werden wohl eher Radtouren in unserer Region machen“, verraten die Ruheständler.