Geesthacht/Hamburg. Zunächst wollten Ado und Timon ihr Taschengeld aufbessern. Inzwischen ist daraus ein Geschäft geworden. Das waren die Anfänge.

Mit einem alten Bollerwagen am Kirchwerder Hausdeich 432 hat der 18-jährige Adorjan Rieck im vergangenen Jahr mit dem Verkauf von selbst angebauten Kürbissen angefangen, um sich sein Taschengeld aufzubessern. Inzwischen ist auch der kleine Bruder Timon (16) mit ins – offiziell angemeldete – Kürbis-Geschäft eingestiegen. Mittlerweile sind zwei weitere Verkaufsstellen am Zöllnersweg 132 in Geesthacht und an der Riepenburger Mühle in Kirchwerder dazugekommen – jeweils mit Vertrauenskasse.

Und das Geschäft brummt zumindest an diesem Sonntagnachmittag gut. Binnen kurzer Zeit stoppen am Carport der Großeltern in Geesthacht mehrere Kunden, um im Sortiment der verschiedenen Speise- und Zierkürbisse zu stöbern. „Unsere Kürbisse vom Deich sind ohne künstlichen Dünger und Spritzmittel in der Nachbarschaft gewachsen“, preisen sie ihre Waren auf einem Hinweisschild an.

Kürbis-Geschäft: Mit dem Zusatzverdienst den Führerschein finanziert

Den Acker pflügen, die Setzlingen topfen, Unkraut jäten, gießen, ernten, waschen, sortieren – bis zum Saisonstart hatten die Brüder viel Arbeit zu erledigen. Mutter Claudia Rieck unterstützt ihre Jungs dabei vor allem bei der Dekoration.

„Mach doch was aus dem alten Gartenbaubetrieb“, hatte sie „Ado“ vorgeschlagen, als der auf der Suche nach einem Zusatzverdienst war. Gesagt, getan. Also pflanzte er im 920 Quadratmeter großen Gewächshaus von Opa Claus Rieck Kürbisse an. „Damit habe ich meinen Führerschein mitfinanziert“, bilanziert „Ado“ Rieck zufrieden.

Kürbis-Scheue in Worth ist ebenfalls sehr beliebt

In diesem Jahr ist er mit Bruder Timon expandiert und hat ein Drittel mehr Pflanzen angebaut. Allerdings ist der Ertrag ob des trockenen Sommers gleich geblieben.

Seit 2004 gibt es die Kürbis-Scheune in Worth von Michael Ohle und Lebensgefährtin Manuela Jansen.
Seit 2004 gibt es die Kürbis-Scheune in Worth von Michael Ohle und Lebensgefährtin Manuela Jansen. © Dirk Schulz

Klein angefangen mit einem Stand am Straßenrand hat 2002 auch Michael Ohle, Landwirt aus Worth. Aus dem Zusatzverdienst für den Betrieb mit den 120 Milchkühen ist inzwischen ein richtiger Betriebszweig geworden, der rund ein Viertel des Umsatzes ausmacht.

Kürbis-Scheune gibt es seit 18 Jahren

Seit 2004 gibt es die Kürbis-Scheune an der Dorfstraße 6 (kürbis-scheune.de), in der Ohle zusammen mit Lebensgefährtin Manuela Jansen 138 verschiedene Kürbissorten anbietet und dazu auch selbst gemachte Marmelade, Kürbiswein, Kürbisbrot, Gestecke und mehr.

Michael Ohle hat in Worth auch ausgefallene Sorten wie die Teufelskralle oder den jugoslawischen Finger (in weiß).
Michael Ohle hat in Worth auch ausgefallene Sorten wie die Teufelskralle oder den jugoslawischen Finger (in weiß). © Dirk Schulz | Dirk Schulz

Seit dem 15. September und noch bis zum 31. Oktober hat die urig dekorierte ehemalige Treckerscheune von Dienstag bis Sonntag jeweils von 9.30 bis 18 Uhr geöffnet. Die Kunden kommen inzwischen von nah und fern. Etwa ein Ehepaar mit Rostocker Kennzeichen, das nach dem Besuch der Kinder in Geesthacht einen Abstecher ins nahe liegende Dorf machte. Ann-Marie Trost aus Brunstorf war am Sonntag mit ihren Kindern Marius (5) und Lilia (2) da, um zwei kleine Kürbisse und Marmelade mitzunehmen. „Ich komme jedes Mal , wenn geöffnet ist, sofort vorbei. Und wir kommen bestimmt noch zwei, drei, vier Mal wieder“, sagte sie.

Den alten Bollerwagen haben die Brüder schon wieder eingemottet

Sehr beliebt bei Kindern ist etwa das Kürbisschnitzen, für das sich Gruppen in der Woche anmelden können. Michael Ohles Vater hat dafür sogar spezielles Besteck entworfen, das ausgeliehen werden kann. „Erst hatten wir ein paar Kürbisse zum Dekorieren für den Eigenbedarf“, blickt Michael Ohle zurück. Heute baut er Kürbisse auf etwa vier Hektar an.

So weit sind „Ado“ und Timon Rieck noch nicht. Den alten Bollerwagen haben aber auch sie schon wieder eingemottet.