Geesthacht. Das gab es noch nie: Der 17-jährige Max Hansen ist der jüngste Ortsvorsitzende aller Zeiten. Was ihn auszeichnet und antreibt.

Andere Jugendliche in seinem Alter gehen am Sonnabend zum Fußball. Max Hansen nicht. Er fuhr am 10. September nach Kiel zum Tag der Parteiendemokratie. Andere Nachwuchs-Politiker in seinem Alter sind in ihren Partei-Jugendorganisationen aktiv. Max Hansen nicht mehr. Er wurde vor drei Wochen zum Ortsvorsitzenden der Geesthachter Grünen gewählt.

Er ist der jüngste Ortsvorsitzende aller Zeiten“, erläutert Ali Demirhan, der Fraktionsvorsitzende. Auch bundesweit dürfte so ein Vorgang zu den Raritäten gehören. Denn der politische Überflieger ist erst 17, im November wird er volljährig.

Kommunalpolitik Geesthacht verjüngt sich

Damit haben die Grünen in Geesthacht wieder eine gemischt-geschlechtliche Doppelspitze. Jasmina Lorenz ist der andere Part. Max Hansen übernimmt den Posten von Annedore Granz, die nicht mehr antrat. Aufgefordert zu kandidieren, wurde Max Hansen nicht, das hat er selbstbewusst ganz allein entschieden. Seine Wahl fiel einstimmig aus. „Max ist ein mega-talentierter junger Politiker, der sicher seinen Weg machen wird“, urteilt Ali Demirhan.

Und dabei hat er noch nicht einmal Fortbildungen absolviert. Wie andere Parteien auch bieten die Grünen Seminare an, in Rhetorik etwa oder auch zur Pressearbeit.

Bei der Landtagswahl hat er den Wahlkampf mitgeplant

„Seit ich 15 bin, bin ich im Ortsvorstand. Bei der Landtagswahl habe ich den Wahlkampf mitgeplant, auch den Haustürwahlkampf. Da habe ich gemerkt, dass ich das Zeug dazu habe, zum Vorsitzenden zu kandidieren, dass ich das kann“, sagt Hansen. Noch vor der Landtagswahl im Mai hat er seine Ambitionen auf den Posten angemeldet. „Mit der Wahl habe ich schon gerechnet, aber die Einstimmigkeit hat nachträglich noch einmal Rückenwind gegeben, dass es die richtige Entscheidung war“, sagt er

Nach der Wahl ist vor der Wahl. Nun hat Max Hansen bereits die Kommunalwahlen am 14. Mai im Blick, den Wahlkampf dafür möchte er „federführend gestalten“, sagt er. „Die Wahlbeteiligung ist da immer sehr schlecht, das sollte sich ändern“. Max Hansen würde den Wahlkampf gern auf junge Wähler abzielen.

Der Gymnasiast hat noch keine konkreten Berufspläne

„Er ist durch und durch politisiert, jetzt schon ein Vollblutpolitiker, du kannst ihn alles fragen über irgendwelche Wahlprogramme“, meint Ali Demirhan. Er würde Max Hansen gern bald in der Fraktion sehen und als bürgerliches Mitglied in den Ausschüssen. Das geht aber erst, wenn er 18 Jahre alt ist.

Max Hansen ist Schüler an der Alfred-Nobel-Schule und wohnt in Grünhof-Tesperhude. Er geht in die zwölfte Klasse, das Abitur steht 2024 an. Als Studium könnte er sich später Stadtplanung vorstellen oder Verkehrsplanung, aber auch VWL oder Jura, da er sich auch für Steuer- und Wirtschaftspolitik interessiert.

„Ich habe meine Wahl dort nicht an die große Glocke gehängt“, sagt Max Hansen. Er sieht die Schule als neutralen Ort, von dem man Parteipolitik fern hält. „Ich glaube aber nicht, dass die Mitschüler überrascht sind, wenn sie es erfahren“, sagt er. Dass er sich bei den Grünen engagiert, ist natürlich nicht unbekannt.

Zur Politik kam Max Hansen aus Unzufriedenheit mit der GroKo

Zur Politik ist er gekommen, weil er unter anderem unzufrieden war mit der Großen Koalition aus CDU und SPD, besonders mit deren Klimapolitik. „Ich habe gesehen, man muss etwas tun“, meint er. Auch das war schon einzigartig unter seinen Freunden und Schulkameraden. „Mit 13 bin ich eher der einzige gewesen, der sich für Politik interessiert hat“, erzählt Max Hansen.

Zu Beginn hatte er sich auch für die Jusos und die Julis, die Jugendorganisationen von SPD und FDP, interessiert, aber dann ist Max Hansen 2019 bei den Grünen eingestiegen, auch unter des Eindrucks des Hitzesommers 2018.

Ein weiterer Schwerpunktthema von Max Hansen ist die Mobilität. „Auch ich kämpfe für den Bahnanschluss“, sagt er. „Mein persönlicher Favorit unter den Varianten wäre eine Regionalbahn im Halbstunden-Takt zum Hauptbahnhof.“ Zudem würde er gern den Betrieb der Stadtbusse ausbauen. Nachts am ZOB anzukommen, wenn kein Bus mehr fährt, und dann das letzte Stück mit dem Taxi nach Hause fahren zu müssen, das hat er selbst oft genug erlebt. „Wir müssen die autofixierte Stadt aufbrechen mit Maß und Mitte. Geesthacht ist eine schnell wachsende Stadt, wir müssen vieles neu denken", fordert er.