Geesthacht/Heiligenhafen. Erfolg mit Kunststoff: Firma CTS baut 150 Meter langen Steg. Besonderer Hingucker ist das Geländer mit LED-Beleuchtung.

Die Bohrmuschel ist der Feind vieler Holzkonstruktionen an der Nord- und Ostsee. Philipp Wilczek dagegen hat nichts gegen das Tierchen, ganz im Gegenteil. Jüngst hat die Muschel seinem Unternehmen einen Auftrag im Volumen von 800.000 Euro beschert. Das Unternehmen CTS ist an der Geesthachter Mercatorstraße beheimatet und baut aktuell eine neue Steganlage in Heiligenhafen. „GfK macht die nicht kaputt“, sagt Philipp Wilczek. Die Muschel ernährt sich vom Holz, den glasfaserverstärkten Kunststoff von CTS knabbert sie nicht an.

Der Steg ist ein kompletter Neubau, das Ingenieurbüro hatte GfK favorisiert. „Die haben das früh erkannt“, lobt Philipp Wilczek. Beim vielseitig verwendbaren GfK gibt es keine Probleme mit Rost, es hat eine hohe Festigkeit bei geringem Gewicht und eine hohe Lebensdauer, auch ohne großen Pflegeaufwand. Auftraggeber sind die Heiligenhafener Verkehrsbetriebe. Die neue Anlage made in Geesthacht soll über eine lange Zeit eine Aufwertung des Hafens bedeuten.

Am Ende des Steges gibt es eine Aussichtsplattform

CTS-Inhaber Philipp Wilczek mit den Platten aus Glasfaserverstärktem Kunststoff.
CTS-Inhaber Philipp Wilczek mit den Platten aus Glasfaserverstärktem Kunststoff. © Dirk Palapies | Dirk Palapies

Beginn der Arbeiten war im November, noch im Februar soll, wenn das Wetter mitspielt, alles fertig sein. Die Modulbauweise der GfK-Platten beschleunigt den Bau. Den Anfang machte der strategische Partner von CTS, die Firma Ostseedienst GmbH, mit ihren Schwimmkränen und rammte Pfeiler für die Konstruktion. Die Unternehmen arbeiten bereits seit Längerem zusammen. „An CTS schätzen wir besonders die partnerschaftliche Zusammenarbeit, die sich in den letzten Jahren entwickelt hat. Besonders gern arbeiten wir gemeinschaftlich an kundenspezifischen Wünschen und Lösungen“, sagt Philipp Zülsdorff, Projektleiter bei Ostseedienst. Das Unternehmen ist mit rund 20 Mitarbeitern an der gesamten deutschen Ostseeküste, an der Nordsee, in Kanälen und Binnenseen im Bereich Hafen- und Wasserbau unterwegs.

„Der Anlegesteg für Kleinstfischer an der Südseite der Nordmole des Hafens ist 150 Meter lang und zwei Meter breit“, erklärt Philipp Wilczek das Projekt. Die gesamte Lauffläche der Konstruktion sei aus Geesthachter Kunststoff, nur die Pfähle seien noch aus Stahl. „Am Ende des Steges ist eine 15 Quadratmeter große Aussichtsplattform mit Sitzmöglichkeiten vorgesehen“. Von der Plattform aus können Besucher auch die Fehmarnsundbrücke sehen.

Die Beleuchtung schaltet sich in der Dämmerung automatisch ein

Einen schönen Blick bietet aber auch der neue Steg selbst – besonders, wenn es dunkel wird. Denn das Prunkstück ist der neue Handlauf des etwa einen Meter hohen Geländers. Hier ist innenliegend eine LED-Beleuchtung verbaut, die sich bei Dämmerung automatisch einschaltet und den Steg auf gesamter Länge erstrahlen lässt. „Diese neue Entwicklung von uns erlebt hier ihre Premiere“, sagt Philipp Wilczek. Sie ist gegen Vandalismus und Hochwasser geschützt. Den leuchtenden Handlauf hatte CTS auch Geesthacht beim Bau der neuen Hafenbrücke angeboten. Die Stadt bevorzugte aber einen „normalen“ Holzhandlauf.

Wenn es auch nicht gerade die Bohrmuschel ist, die Philipp Wilczek ärgert, so plagen den Unternehmer derzeit doch andere Sorgen – es ist das Coronavirus. CTS lässt seine Kunststoffmodule in China produzieren, und das bereitet wegen der weltweiten Sicherheitsmaßnahmen gerade Probleme. „Die Frachtraten haben sich verfünffacht“, berichtet er. Bis vor Kurzem habe er 2000 Dollar für einen 40-Fuß-Container bezahlt, nun seien es 10.000 Dollar. Seit November betrafen die enorm gestiegenen Preise schon 25 Container, etwa 100 Container kommen für CTS im Jahr aus China nach Geesthacht.

Corona-Lage beeinflusst den Warenverkehr

„Der Weltmarkt ist komplett gestört“, analysiert Philipp Wilczek. Wobei: „China performt“, sagt er. Soll heißen, das Land exportiert zurzeit weiter kräftig, wegen der Corona-Sicherheitsmaßnahmen komme auf dem Seeweg aber kaum etwas zurück an Waren. So entstehe allmählich eine ungleiche Verteilung an Containern. Preisabsprachen unter Kartellen, ähnlich wie bei den Tankstellen, verschärften die Situation. „Die Frachtpreise haben mittlerweile eine Gültigkeit von nur noch sechs Tagen, teilweise gibt es Tagespreise“, ärgert sich Philipp Wilczek. Ein Gegenmittel immerhin gibt es für seine Firma: „Wir können noch von Kapazitäten aus unserem großen Hochregallager in Geesthacht zehren.“