Geesthacht. Schnuppertag „Kollege Hund“: Tierschützer wollen Betriebe für Haustiere am Arbeitsplatz begeistern. Laut DAK kann das Vorteile haben.
Beim Gassigehen mit seiner Hündin Tory in der Mittagspause an der Geesthachter Mercatorstraße bleibt Philipp Wilczek selten allein. „Die Hunderunde wird von den Mitarbeitern gern angenommen, um mit dem Chef mal in anderer Atmosphäre ein Wort zu wechseln “, sagt Philipp Wilczek. „Im Regen ist die Runde allerdings nicht so beliebt“, verrät er und lacht.
Bei seinem Unternehmen CTS (Composite Technologie Systems) können alle Mitarbeiter ihr Hunde mitbringen. Voraussetzung ist eine Absprache im Team, und dass der Hund im Büro bleibt. „Ich finde es schwierig, wenn nur der Chef seinen Hund mitbringen darf“, meint Philipp Wilczek, „ich will kein Privileg.“ Sein Büro ist hundegerecht ausgestattet. Ein Trinknapf steht am Fester, ein Kissen und eine Hundebox aus Stoff befinden sich hinter dem Schreibtisch. Tory hat sogar einen eigenen Account auf der Social-Media-Plattform Instagram, unter dem Stichwort „Tingel_Tory“ kann man die Abenteuer der dreijährigen Hündin verfolgen.
Hund im Büro: Einen Anspruch darauf gibt es nicht
Der Tierschutzverein Geesthacht möchte mehr Betriebe für die Erlaubnis zur Mitnahme von Hunden an den Arbeitsplatz begeistern. Denn einen Anspruch gibt es nicht, der Arbeitgeber muss es nicht erlauben. Wer seinen Hund ohne Genehmigung mitbringt, kann eine Abmahnung kassieren und bei Wiederholungsfällen sogar eine verhaltensbedingte Kündigung. Ausnahmen sind Blindenhunde.
„Kollege Hund“ heißt der bundesweite Aktionstag am 30. Juni, der für mehr Akzeptanz der Vierbeiner im Betrieb sorgen soll. Unternehmen in der Region sind zur Teilnahme aufgerufen. Der tierische Schnuppertag wird vom Deutschen Tierschutzbund als Dachverband der Tierheime organisiert und von der Hundefuttermarke Cesar unterstützt.
Hunde sind ein wichtiger Faktor für die Burnout-Prophylaxe
Der Aktionstag soll Gelegenheit bieten, den gemeinsamen Büroalltag mit dem Hund auszutesten. Das Ziel: Vorbehalte abbauen und positive Effekte sichtbar machen. Von Letzteren soll es einige geben, wie die Krankenkasse DAK auf ihrer Homepage in einem Beitrag zusammen mit Hundetrainer Markus Beyer berichtet. So seien Hunde auf dem Arbeitsplatz ein wichtiger Faktor für die Burnout-Prophylaxe, sie könnten helfen, der hohen Rate an psychischen Erkrankungen entgegenzuwirken, allein die Anwesenheit vermindere Stress.
Markus Beyer ist auch Vorsitzender des Bundesverbandes Bürohund e.V. Laut eigener Aussage auf der Webseite www.bv-bürohund.de gehen dort täglich Jobanfragen ein nach Unternehmen, die den Bürohund zulassen. Betriebe, die Hunde gern haben, können sich auf einer Deutschlandkarte eintragen. Sie ist mit blauen Punkten gespickt. In unserer Region sind für Geesthacht die Firma Druckregler eingetragen sowie in Reinbek die Baugenossenschaft Sachsenwald und die Heilpraxis für Pferd und Hund.
Bö ist seit vielen Jahren ein gern gesehener Schulhund
Natürlich dürfte die „Dunkelziffer“ deutlich höher sein, wie CTS beweist. So ist auch Matje regelmäßig in der Bergedorfer Zeitung anzutreffen, Emmi hin und wieder im Büro der Lauenburgischen Landeszeitung in Geesthacht. Am Otto-Hahn-Gymnasium begleitet Bö seit vielen Jahren als gern gesehener Schulhund Kunstlehrerin Meike Chodzinski.
Allerdings gibt es auch viele Menschen, die Angst vor Hunden haben oder bei denen die Vierbeiner eine Allergie auslösen. So plädieren auch die Befürworter des Mitbringens für Regeln was Anleinen, Füttern oder sonstige potenzielle Störfaktoren für zweibeinige Kollegen betrifft, um Konflikte zu vermeiden.
Zahl der Hunde in deutschen Haushalten weiter zugenommen
Beim Aktionstag des Tierschutzvereins werden die teilnehmenden Arbeitgeber durch Hilfsmittel beim Schnuppertag unterstützt. Inhaber oder Mitarbeitende von Unternehmen, die Hunde am Aktionstag oder sogar dauerhaft zulassen, können sich über die Internetseite www.kollege-hund.de/anmeldung registrieren.
Jeder Teilnehmer erhält einen Leitfaden zur Integration von Hunden in den Büroalltag und darf sich über ein kleines „Cesar-Überraschungspaket“ freuen. Das Unternehmen erhält eine Urkunde, die es als besonders hundefreundlich auszeichnet. Für den Fall, dass Hunde den Büroalltag dauerhaft bereichern dürfen, kann das Unternehmen ein „Hunde willkommen“-Logo nutzen – etwa im Eingangsbereich oder der Website.
„Mit der Corona-Pandemie hat die Zahl der Hunde in deutschen Haushalten weiter zugenommen. Oftmals sind Tier und Job kaum miteinander vereinbar. Das haben wir auch in unserem Tierheim durch verstärkte Abgaben gespürt“, sagt Sarah Kubisch, die Vorsitzende des Tierschutzvereins Geesthacht. „Für Mensch und Tier wäre vieles einfacher, wenn der Hund mit ins Büro gebracht werden dürfte. Der Aktionstag bietet eine Gelegenheit, die Mitnahme einfach mal unverbindlich auszutesten.“