Geesthacht. 57 Jahre hat Waltraut Rutsch die Aufführungen von Hosianna inszeniert. Bei ihrer letzten Vorstellung gibt es eine Überraschung.

Selbst gute Freunde könnten Waltraud Rutsch so nicht erkennen. Die 75-Jährige, die sonst immer ein Kleid oder einen schicken Rock trägt, steckt in einem bodenlangen Gewand, und ein weißer Bart ziert ihr Gesicht. Sie steht als Moses bei den Proben der Bibel-Musical-Gruppe Hosianna für das Stück „Josua“ erstmals selbst auf der Bühne des Geesthachter Oberstadttreffs.

Obwohl die Gründerin der Gruppe seit 57 Jahren Bibelstellen inszeniert, stand sie seit ihrer Kindheit noch nie selbst auf der Bühne. In der Regel führt „Tante Waltraut“, wie sie bei Hunderten Geesthachter Kindern bekannt ist, nur die Regie bei den Aufführungen. Diesen Part für die Vorstellungen am Freitag, 24. Juni, und Sonntag, 26. Juni, hat diesmal bereits ihre Tochter Anna Ullrich (34) übernommen.

Geesthacht: Die 75-Jährige übergibt die Regiearbeit an ihre Tochter

Mit ihrem Auftritt verabschiedet sich Waltraut Rutsch von ihrem Publikum und tritt nach 57 Jahren im Ehrenamt künftig kürzer. Während sie sich fortan nur noch um die administrativen Belange des Vereins kümmern wird, nimmt Tochter Anna Ullrich dauerhaft auf dem Regiestuhl Platz.

Waltraut Rutsch inszenierte erstmals 1965 als 18-Jährige ein Krippenspiel mit Geesthachter Kindern. Ab den 1970er-Jahren wurden die biblischen Szenen dann immer mehr von Musik begleitet.

Dass sie auf ihre alten Tage jetzt Text auswendig lernen muss, ist für die heute 75-Jährige kein Problem. „Ich habe den Kindern sonst auch immer geholfen, wenn der Text mal weg war. Mein Lampenfieber wird diesmal auch nicht größer sein als sonst“, glaubt sie.

56 Darsteller proben seit März

Seit März wird das Stück „Josua“ im Oberstadttreff geprobt. Auf der Bühne stehen in alter Hosianna-Manier 56 Darsteller, Kinder und Erwachsene. Es geht inhaltlich passenderweise um große Veränderungen und einen Neuanfang: Moses führt das Volk Israel durch die Wüste und übergibt später die Führung an Josua, der von Tochter Anna Ullrich gespielt wird.

Wer „Tante Waltraut“ verabschieden will, hat dazu entweder am Freitag, 24. Juni, oder am Sonntag, 26. Juni, die Gelegenheit. Am Freitag ist die Aufführung um 17 Uhr im neuen Gebäude der Elim-Kirche (Barmbeker Ring 15), am Sonntag wird „Josua“ um 11 Uhr im Kleinen Theater Schillerstraße zu sehen sein. Plätze für die Vorstellung im KTS können unter kleines-theater-schillerstrasse.de reserviert werden. Für die Elim-Kirche gibt es noch Restplätze, für die sich unter bibel-musical-gruppe-hosianna.de angemeldet werden muss. Der Eintritt ist jeweils frei.

„Ich hoffe, dass im KTS auch viele Vertreter aus der Geesthachter Politik dabei sein werden, um das große Engagement meiner Schwiegermutter zu würdigen“, sagt Alexander Ullrich.