Die Straßen verschlissen, die Kanalisation brüchig. Jetzt wird saniert. Anlieger zahlen dafür nichts. Dennoch könnte es teuer werden.
Geesthacht. Veilchen- und Narzissenweg, Aprikosen-, Birnen-, Kirschen- und auch Apfelweg – schon die Straßennamen klingen beschaulich in dem ruhigen Düneberger Wohnviertel mit seinen vielen Einfamilienhäusern, das sich westlich neben die alte Bahnstrecke nach Bergedorf kuschelt. „Obstkorb“ nennen es einige Anwohner wegen der Straßenbezeichnungen liebevoll.
Nicht ganz so beschaulich wie ihre Namen sehen mittlerweile die Straßen selbst aus. Die Rosenstraße etwa stellt sich links wie rechts dar als ein Flickenteppich aus Asphalt. Auch die Kanalisation ist überaltert, häufig kommt es zu Rohrbrüchen.
Voraussichtlich zwischen Mitte Juni und Anfang Juli nun bekommt das Viertel Besuch von Techniktrupps im Auftrag der Stadt. Sie wollen Bohrungen vornehmen zur Untersuchungen des Baugrundes und des Grundwassers. Diese Arbeiten sind die Vorboten von großen Veränderungen.
Straßen im Düneberger Wohnviertel werden saniert
Denn der „Obstkorb“ soll herausgeputzt werden. Für fünf Jahre, vom Sommer 2023 bis 2028, werden die neun Straßen zwischen Am Moor und dem gleichnamigen Kleingartengelände komplett saniert. Und auch die Kanalisation wird runderneuert. Die anfallenden Kosten hierfür kann die Stadt erst nach dem Abschluss der Planungen der „Leistungsphase 2“ genauer benennen. Nach einer europaweiten Ausschreibung liegt die Planung nun in den Händen des Hamburger Ingenieurbüros Fichtner.Water & Transportation.
CDU-Ratsherr Bastian Numrich ist einer der Anwohner im Quartier. Er setzt sich bereits seit Jahren für die Sanierung ein. Sie ist bitter nötig in dem in den 1960er Jahren erschlossenen Viertel, wie der Schadensbericht der Stadt klarmacht. „Im Bauausschuss waren alle Fraktionen einstimmig dafür, das war wunderbar. Es gab keine Alleinkämpfer. Alle haben an einem Strang gezogen“, freut sich Bastian Numrich darüber, dass die Sanierung nun in die Wege geleitet wurde. Er war als Ratsherr und betroffener Anlieger zu Gast im Ausschuss. Der Auszug aus den festgestellten Mängeln der Kanäle und Straßen durch die Stadt spricht für sich: „Die Regenwasserkanäle bestehen überwiegend aus Beton, die Schmutzkanalisation aus Steinzeug. Die Rohre haben teilweise Betonkorrosion, Scherbenbildung, Risse, herausquellende Dichtungen, mangelhafte nachträgliche Anschlüsse, mangelhaft hergestellte Hausanschlüsse. Da die Leitungen überwiegend im Grundwasser liegen, wird durch die Schäden vermehrt Grundwasser in die Kanalisation geleitet“, heißt es in der Analyse. Die Fahrbahnen kommen nicht besser weg. „Die überwiegend asphaltierten Straßen sind alle gerissen und kaum noch reparierbar, da die Asphaltschicht maximal 3-4 Zentimeter beträgt.“
Anwohner müssen nichts bezahlen – trotzdem könnte es teuer werden
Der Bauablauf steht noch nicht fest. Da die Arbeiten in Etappen erledigt werden, kommt es in dem Zeitraum immer wieder zu Sperrungen an wechselnden Orten, die aber umfahren werden können.
Die Anwohner kosten die Arbeiten vor der Haustür zwar keinen Cent – in Geesthacht ist eine Anliegerbeteiligung an solchen Maßnahmen ausgesetzt – allerdings könnte es unter Umständen trotzdem teuer werden. Das Horrorszenario wären Gebäudeschäden, denn notwendig ist eine Grundwasserabsenkung bei der Herstellung der neuen Kanalisation. Der Wasserstand ist hoch, das Grundwasser beginnt bereits zwischen einem und 1,50 Meter unter dem Straßenniveau. Mittels einer Beweissicherung aller betroffenen Gebäude, die kurz vor dem jeweiligen Baubeginn durchgeführt wird, sollen mögliche nachträgliche Schäden durch die Bauausführung erkennbar werden.
Spielstraßenregelung nach der Sanierung im gesamten Wohngebiet
Noch ist das gesamte Wohngebiet eine Tempo-30-Zone, für die Zeit nach der Sanierung wird von der Politik eine offizielle Spielstraßenregelung angestrebt. Aber soweit ist es noch nicht. Die Verwaltung hat den Wunsch notiert, will ihn an das Ordnungsamt weiterreichen. „Wir haben gesagt: Wenn wir hier bauen, soll es so gebaut werden wie eine Spielstraße, damit dann, wenn sie kommt, wir nicht noch mal ändern müssen“, erläutert Bastian Numrich das Vorgehen. „Dann kann man auf der Straße spielen, wir haben hier nämlich keinen Spielplatz.“
So sollen die sanierten Fahrbahnen zunächst zu Mischstraßen werden. Es gibt dann keinen Bürgersteig mehr, sondern eine einzige große, barrierefreie Fläche für Autos, Fußgänger, Radfahrer und Rollstuhlfahrer. „Das ist Inklusion pur“, sagt Bastian Numrich. Die Straße ist zur Mitte hin leicht v-förmig angelegt, durch die Mitte führt ein gedeckelter Regenabfluss. Wichtige Änderung für Autofahrer: Es muss dann in den dafür ausgewiesenen Flächen geparkt werden, sonst kann es ein Ticket von der Polizei geben.