David gegen Goliath: Das lokale Energieunternehmen GWB kann und will günstiger liefern als der Riese E.on. Aber die Bürger fühlen sich ausgebremst.
Börnsen. Vor den Toren Hamburgs kämpft ganz tapfer ein kleines lokales Energieunternehmen gegen den Branchen-Primus E.on Hanse wie David gegen Goliath. Dem Energieriesen aus Quickborn ist die Gas- und Wärmedienst Börnsen GmbH (GWB) allerdings ein Dorn im Auge.
"Unser Kessel mit Zaubertrank ist gefüllt", gibt sich GWB-Geschäftsführer Joachim Reuland ganz nach dem Vorbild der aufständischen Gallier in den "Asterix"-Comic-Geschichten kämpferisch für die Entwicklung in der Zukunft. Das Ziel: Den Menschen in Börnsen (Kreis Herzogtum Lauenburg) weiterhin günstige Energie zu liefern. So wie heute, obwohl E.on das ganz und gar nicht gut findet.
1996 hatten engagierte Börnsener - vom eigenen Umweltschutzgedanken getrieben - einen Verein zur Versorgung mit Energie gegründet, daraus wurde die Gas- und Wärmedienst Börnsen GmbH.
Damals bekam man von den Hamburger Gaswerken Hein Gas als lokalem Gas-Anbieter breite Unterstützung in allen Fragen, doch heute kämpfen die Mitglieder des GWB gegen den Hein-Gas-Nachfolger E.on Hanse wie einst die Gallier gegen die übermächtigen Römer.
"Bei Hein Gas waren alles noch ehrbare Hamburger Kaufleute", klagt Börnsens Bürgermeister Walter Heisch (SPD) und spricht lieber nicht aus, was er dagegen von der Chefetage bei E.on in Quickborn hält.
Der Energieriese macht es dem kleinen Anbieter für die 3800 widerspenstigen Börnsener extrem schwer. "Man ist dort nur am eigenen Profit interessiert", heißt es im Ort. "Uns werden ständig Knüppel zwischen die Beine geworfen", erklärt Heisch.
Strom, Gas und Wärme sind für die Menschen in Börnsen weitaus günstiger als in anderen Kommunen. Die GWB ist auf dem schleswig-holsteinischen Festland der kleinste Energieversorger. Sie betreibt mehrere Blockheizkraftwerke, in denen über Gas-Turbinen günstig Strom erzeugt wird. Die dabei anfallende Abwärme wird zum Heizen der angeschlossenen Häuser genutzt. Das kostet für eine durchschnittliche Familie 1300 Euro im Jahr, im teuren E.on-Land müssten sie rund 200 Euro mehr zahlen. Und auch beim Strom sparen die Börnsener rund 100 Euro jährlich.
E.on Hanse hält 40 Prozent der Anteile des GWB, die Gemeinde 60 Prozent. Nun gibt es Streit zwischen den Partnern. E.on hat in dem Drei-Mann-Betrieb einen zweiten Geschäftsführer durchgesetzt, sozusagen als Kontrolleur für Reuland. Nun kann die GWB nur noch machen, was über den Tisch von E.on geht. "Wir werden nicht klein beigeben", kündigt Heisch Widerstand an.
Die Börnsener waren bereits bei einem Anwalt. Denn der Gesellschaftervertrag schreibt vor, "dass alle Partner im Interesse der Börnsener handeln müssen". Darauf will man in der Gemeinde jetzt setzen. Jüngster Coup: Weil die Verträge nicht die Mehrheit in der Gesellschafterversammlung regelt, wurde während der Sitzung beschlossen, ein Alleinvertretungsrecht für die Geschäftsführer einzutragen. Nun haben Reuland und sein Kollege jeweils für sich wieder freie Hand, doch der E.on-Mann steckt nicht im Thema.
Und was die Kosten angeht, ginge es sogar noch billiger. Würde man die Transportleitung für dänisches Gas anzapfen, die direkt an Börnsen vorbeiführt, könnte man die Energiekosten beachtlich senken. "300 Euro pro Jahr und Haushalt wären drin", schätzt Reuland. Das plant man nun mit Hochdruck.
Doch E.on stellt sich quer, will die Börnsener nicht loslassen. "Wir können es mit oder gegen E.on regeln. Aber wir lassen uns nicht in die Suppe spucken", kündigt Bürgermeister Heisch an. Er spricht von Blockaden, die E.on gegen den Gas- und Wärmedienst und dessen engagiertes Arbeiten für die Menschen der Gemeinde aufbaue.