Jahrelang hat sich der Unternehmer ehrenamtlich für Geesthacht und die Umgebung engagiert. Das erntet Lob – und Kritik.
Geesthacht. Acht Jahre sind genug: Jürgen Wirobski, Vorsitzender der Wirtschaftlichen Vereinigung Geesthacht, steht bei der Jahresversammlung am Donnerstag, 28. April, im Hamwarder Dorfkrug für eine Wiederwahl nicht mehr zur Verfügung.
Er will kürzertreten, zumindest ein bisschen. „Mit Lust und Freude habe ich jährlich bis zu 500 Stunden investiert“, sagt Jürgen Wirobski. Die gewonnene Zeit wird er sicher nicht ins längere Ausschlafen investieren. Denn der ehrenamtliche Posten bei der WVG ist nicht die einzige Funktion. Jürgen Wirobski – Jahrgang 1950 – bleibt unter anderem Vorstand der Aktivregion und im Wirtschaftsbeirat des Kreises.
Wirtschaftliche Vereinigung will Satzung zukunftsweisend ändern
Und, natürlich, er ist selbst Geschäftsmann. Zusammen mit seiner Partnerin Ina Rathje (www.wirobs ki-rathje.de) berät er Unternehmen, ist Trainer oder Partner bei Beteiligungen. „Produkte, die mich aktuell sehr in Anspruch nehmen, sind eine Handwerker-App und die Verbesserung von Schließfächern bei Banken“, verrät er. Und letztendlich muss Zeit für Kalea übrig sein. Die Urenkelin wird am 8. Mai geboren.
Als letzte Amtshandlung steht am Donnerstag eine zukunftsweisende Satzungsänderung bei der WVG an. Der wichtige Satz steht im Kapitel zum Zweck der WVG. „Ebenso kann sich die WVG zur Erreichung ihrer Ziele an Unternehmen beteiligen“, soll dort künftig als Ergänzung notiert sein. „Wir könnten uns dann zum Beispiel an einer Gemeinschaftskantine oder an einer Betriebs-Kita beteiligen“, sagt Jürgen Wirobski.
Die Stadt Geesthacht hat Jürgen Wirobski fasziniert
Er war bis 1984 Hauptmann in Lüneburg bei den Panzergrenadieren. Studiert hat er in Hamburg, ist Volkswirt und Sozialökonom. Bis 1996 arbeitete er in Dresden in einem Projekt für die sächsische Landesregierung. In einer weiteren Maßnahme mit der TU Dresden bildete er Manager aus der gerade erst selbstständigen Ukraine aus. Familiär bedingt zog der gebürtige Ahrensburger dann nach Escheburg um, Ines Rathje und weitere Verwandtschaft wohnen dort. „Geesthacht war für mich eine völlig neue Stadt“, sagt Jürgen Wirobski. Sie faszinierte ihn. „Mein Netzwerk war vorher ganz Deutschland. dann habe ich hier gelernt, dass Klein- und Mittelstädte sehr spannend sind. Man ist an allem näher dran.“ 2008 trat er in die WVG ein.
Jürgen Wirobski hat die WVG immer über Geesthacht hinaus gedacht und dabei auch nicht an der Elbe Halt gemacht. Aber nicht alle Mitglieder fanden diesen für sie neuen Blick gut. Es gehe mittlerweile zu wenig um Geesthacht, finden einige. „Das kann man aber doch der Satzung entnehmen. Dort steht „für Geesthacht und Umgebung“, sagt Wirobski Richtung Kritiker.
Zu den großen Erfolgen in seiner Amtszeit zählt er den Ausbau der Fußgängerzone und die Gründung des Wirtschaftsbeirates. „Damals vor sechs Jahren waren wir die einzigen, mittlerweile gibt es mehrere. Das machte Schule“, meint er stolz. Auch die verbesserte Busverbindung für Azubis nach Mölln kommt auf die Haben-Seite „Hierzu hatten wir eine große Befragung gemacht. Zufall oder nicht – in der selben Woche kam die Nachricht, dass die Verbindung verbessert wird.“
Rückbau des AKW Krümmel bietet wirtschaftlich große Chancen
Auf der To-do-Liste für die Nachfolger sieht er den anstehenden Rückbau des AKW Krümmel, der eine große wirtschaftliche Chancen sei: „Er wird über einige Jahrzehnte Jobs bieten und viele Aufträge für Firmen. Man müsste zunächst den schlechten Ruf entmystifizieren“, meint er. „Es ist sehr bedauerlich, dass dem Rückbau bisher eher wenig Bedeutung beigemessen wird.“ Krümmel-Betreiber Vattenfall ist seit Kurzem Mitglied in der WVG.
„Auch touristisch bleibt Geesthacht unter seinen Möglichkeiten“, meint Jürgen Wirobski. Das viel diskutierte Hochwasserhaus hält er deshalb für eine sehr gute Idee, die verfolgt werden sollte. Es könnte sich zu einem länderübergreifenden Magneten entwickeln. Und bei der besseren Einbindung des Helmholtz-Zentrums – des größten außeruniversitären Standortes in Schleswig-Holstein – ins Stadtgeschehen, sieht er Luft nach oben.