Geesthacht. Zweimal hatte die SPD einen Antrag auf eine direkte Verbindung gestellt. Beide wurden abgelehnt. Plötzlich fährt der Bus doch.

Seit der Schließung der Außenstelle des Berufsbildungszentrums in Geesthacht am Dialogweg (heute Sitz der ständigen Impfstelle), kämpft der Ortsverband der Jusos um eine Verbesserung der Busverbindung nach Mölln. Rund 80 bis 90 Fahrgäste – so die Rechnung der Kreisverwaltung, konkrete Fahrgastzahlen liegen nicht vor – pendeln morgens mit dem ÖPNV aus der größten Stadt des Kreises ins über 30 Kilometer entfernte Berufsbildungszentrum (BBZ).

Zweimal, 2020 und im November 2021, stellten die Sozialdemokraten einen Antrag im Ausschuss für Regionalentwicklung und Mobilität des Kreises Herzogtum Lauenburg, ab Geesthacht eine Direktverbindung einzuführen, um die etwa 70 Minuten dauernde Fahrt zu verkürzen. Beide Male lehnte die schwarz-grüne Mehrheit das Ansinnen ab.

Busse waren oft schon am Ortsausgang Geesthacht überfüllt

Dass die Busse der Linie 8870, die nach Geesthacht auch die Dörfer der Umgebung abklappern, oft schon am Ortsausgang so überfüllt waren, dass keine Fahrgäste mehr zusteigen konnten, interessierte offenbar nicht. Umso überraschter regis­trierte der Geesthachter Juso-Vorsitzende Leon Haralambous: Die Verstärkerlinie fährt jetzt ja doch! Die Zeitersparnis liegt bei beachtlichen 25 Minuten.

„Das ist genau das, was wir wollten. Ich begrüße die Lösung für die Schüler. Das Problem im Ausschuss aber erst nicht einzugestehen und den Bus dann hinterher heimlich durch die Hintertür einzuführen, ist für mich ganz klar Parteipolitik“, sagte Haralambous.

Seit Dezember starten morgens zwei Busse nach Mölln

Bereits mit dem Fahrplanwechsel im Dezember starten morgens nun kurz nacheinander zwei Busse der Linie 8870 vom Geesthachter ZOB. Um 6.04 Uhr fährt der „Dörfer-Bus“, und vier Minuten später der Direktbus. Dieser hält bis in die Oberstadt an allen Haltestellen, anschließend geht es bis Schwarzenbek ohne Stopp weiter.

In der Europastadt wechselt der Bus an der Königsberger Allee die Liniennummer. Anschließend geht es als Linie 8810 ohne Halt weiter bis nach Mölln.

„Die Verwaltung hat im Rahmen ihres Budgets und ihrer Befugnisse reagiert“, erklärte Kreissprecher Tobias Frohnert. Verkehrsplaner Andrew Yomi habe durchaus beabsichtigt, die zusätzliche Fahrt am Morgen einzuführen, weil der Bus dann immer „sehr voll“ gewesen sei.

Wegen schlechter Verbindung finden Firmen nur schwer Auszubildende

Im Protokoll der entsprechenden Sitzung ist vermerkt: „Herr Yomi führt aus, dass die Situation bei den Rückfahrten im Antrag nicht ganz richtig wiedergegeben ist. Das größere Problem liegt aber ohnehin bei den Hinfahrten.“

Hintergrund: Der SPD-Antrag zielte auch auf eine Verbesserung der Verbindung nach dem Unterrichtsende ab. Dort verkehre der Bus zwar stündlich, aber nicht abgestimmt auf den Stundenplan, sodass dort nach Unterrichtsende 50 Minuten gewartet werden müsse.

SPD erfreut und verärgert

„Das ist eine fadenscheinige Begründung. Die SPD wird wie ein dummer Junge behandelt. Uns glaubt man nicht, aber wenn die Wirtschaftliche Vereinigung Geesthacht (WVG, die Red.) sich einschaltet, dann geht’s auf einmal“, schimpfte Samuel Walter Bauer, SPD-Kreistagsabgeordneter aus Geesthacht.

Die WVG hatte dem Kreis eine Umfrage unter betroffenen Ausbildungsbetrieben zukommen lassen. Diese hatte ergeben, dass 70 Prozent der Firmen angaben, Schwierigkeiten zu haben, Azubis zu finden, weil die Fahrt in die Berufsschule so lange dauere.