Lauenburg. Immer mehr Hausbootbesitzer suchen einen Liegeplatz. In Lauenburg ist die Nachfrage höher als das Angebot. Diese Regeln gelten.
Drei Schlafzimmer, ein Wohnraum mit offener Küche, Duschbad, Dachterrasse und aus allen Fenstern fällt der Blick aufs Wasser – so preisen Reiseveranstalter oft ihre Luxusdomizile an. Auf das Hausboot, das derzeit in der Marina liegt, trifft die Beschreibung ohne Übertreibung ebenfalls zu. In den nächsten Wochen machen vier weitere Hausboote am extra dafür errichteten Steg am Elbe-Lübeck-Kanal in Lauenburg fest. Hafenmeisterin Yildiz Frühauf hätte für die kommende Saison die mindestens dreifache Anzahl an Liegeplätzen vergeben können. „Ich musste noch nie so viele Absagen erteilen. Die Eigentümer von Hausbooten überrennen uns fast“, sagt sie.
Nichts wie raus aufs Wasser. So lautete für viele Deutsche die Devise, als sich im vorigen Frühjahr abzeichnete, dass coronabedingt Urlaub in der Heimat angesagt sein würde. Und der Run auf die schwimmenden Ferienhäuser hält an. Wer jetzt erst anfängt für den Sommerurlaub einen Platz in einem Hausboot zu mieten, dürfte kaum Glück haben. Und auch wer kurzfristig einen Liegeplatz für das eigene Boot sucht, wird wahrscheinlich nur Absagen ernten.
Urlaub in Deutschland: Hausboote sind neuer Trend
Schon zu Beginn der Corona-Pandemie hatten Yildiz und Martin Frühauf offenbar den richtigen Riecher. Als im Januar vergangenen Jahres die Pandemie auch sie fast in die Knie zwang, schmiedeten sie einen kühnen Plan. „Es war damals ja absehbar, dass sich viele Menschen künftig mehr auf einen Urlaub in Deutschland einstellen würden. Also überlegten wir, wie wir dem Trend am besten entsprechen können“, erinnert sich die Hafenmeisterin.
In einer Zeit, in der sie weder ihr Restaurant Skippertreff öffnen noch Wohnmobilurlauber begrüßen durften, legten sie in der Marina richtig los. „Es gab ja immer mal wieder Anfragen von Hausbootbesitzern, aber dafür waren wir bis dahin einfach nicht ausgerüstet“, erzählt die Hafenmeisterin. Die Zwangspause im Januar vergangenen Jahres nutzen sie, um einen speziellen Steg für die Hausboote zu bauen.
Der ist schwimmend konzipiert, sodass auch bei wechselnden Wasserständen ein problemloser Einstieg in das Hausboot möglich ist. Außerdem verfügt jeder Liegeplatz über eine separate Wasser- und Stromversorgung. Insgesamt 100.000 Euro hat sich das Ehepaar die Umrüstung kosten lassen. „Wir konnten den Trend ja schon eine Weile beobachten. Jetzt zeigt es sich, dass wir richtig gelegen haben“, freut sich die Hafenmeisterin.
Bereits in April vergangenen Jahres hatte das erste Hausboot in der Lauenburger Marina festgemacht, kurze Zeit später folgte das zweite. Zwar hat der Besitzer aus persönlichen Gründen die beiden Hausboote wieder abtransportiert, doch an mangelnder Auslastung habe das mit Sicherheit nicht gelegen.
Hausboot selber nutzen oder vermieten – beide Varianten möglich
„Die beiden Boote waren bis zum Ende der Saison immer vermietet“, erzählt Yildiz Frühauf. Derzeit liegt in der Marina nur ein Hausboot im Wasser, die anderen folgen Ende März. Das Hausboot im Wasser heißt Villa Rose. Es gehört einem älteren Ehepaar, das sich seinen Traum vom zeitweisen Leben auf dem Wasser ermöglichen wollte.
„Ich weiß, dass die beiden monatelang nach einem Liegeplatz gesucht haben und nur Absagen erhalten haben“, so die Hafenmeisterin. Ein kleineres, einfach ausgestattetes Hausboot liegt derzeit an Land. Der Berliner Eigentümer möchte noch ein paar Arbeiten vornehmen, bevor er es zu Wasser lässt. „Das ist ja das Schöne. Ein Hausboot kann auch ganz schlicht sein. Das Gefühl, bei Wellengang einzuschlafen und mit Blick auf das Wasser aufzuwachen, ist unbeschreiblich“, schwärmt Yildiz Frühauf.
In dieser Saison liegen in der Lauenburger Marina drei Hausboote, die privat genutzt werden, zwei weitere werden zeitweise vermietet. Was es auf der Lauenburger Marina nicht geben wird, sind Hausboote, die von ihren Eigentümern als Wohnsitz genutzt werden. Da sind sich die Frühaufs einig.
Ein Hafen mit Bahnanschluss – wer kann sowas schon bieten?
Yildiz Frühauf macht sich keine Sorgen, dass die Marina auch künftig für Hausbootbesitzer eine gute Adresse sein wird. Die Urlauber würden vor allem von der Nähe zu Hamburg, Lüneburg oder Mölln schwärmen.
Schließlich sind die Busverbindungen optimal und auch der Bahnhof liegt nur nur knapp 200 Meter von der Marina entfernt. Für die Hafenmeisterin ist das etwas ganz Besonderes. „Welche Stadt hat schon einen Hafen mit Bahnanschluss?“, fragt sie lachend.
Voraussetzungen zum Führen eines Hausbootes:
- Hausboote sind Fortbewegungsmittel und Unterkunft in einem und können fast bedenkenlos ohne besondere Erfahrungen oder Vorkenntnisse gemietet werden. In der Regel wird kein Bootsführerschein benötigt: Boote, die über einen Motor mit maximal 15 PS verfügen, dürfen führerscheinfrei gefahren werden.
- Damit bei An- und Ablegemanövern sowie unterwegs auf dem Wasser möglichst keine Fehler passieren, gibt es zu Beginn des Trips vom Vermieter eine mindestens dreistündige Einweisung. Hier werden die wichtigsten Grundregeln und Manöver vermittelt.
- Mit der Charterbescheinigung in der Hand kann es dann auch schon losgehen. Die Bescheinigung berechtigt zum Führen des Hausboots in dem jeweiligen Charterrevier. So heißen die Gebiete, die für die Hausboote ausgewiesen sind. Allein in Deutschland sind das über 700 Kilometer befahrbare Wasserstraßen. Neben der theoretischen und praktischen Einweisung gibt es weitere Bedingungen für eine Charterbescheinigung. Die Boote dürfen maximal 15 Meter Länge haben. Maximal zwölf Personen sind an Bord erlaubt. Eine Höchstgeschwindigkeit von zwölf Stundenkilometern darf nicht überschritten werden.