Hamwardes Mustereinrichtung erhält viel Anerkennung weit und breit. Jetzt tüftelt eine Ingenieurin an einem Plan für mehr Effizienz.

Hamwarde. Eigentlich sind es nur drei schmucklose Wasserbecken am Ortsrand von Hamwarde. Drumherum liegen Felder, daneben fließt ein Graben und führt Wasser zur Linau. Und doch zieht dieses Areal immer wieder Menschen von weit her an. Der Grund ist: Die kleine Gemeinde im Nordosten von Geesthacht hat seit zehn Jahren die modernste Kläranlage weit und breit – sie ist sauber, kommt ohne Chemie aus und arbeitet ohne große Materialermüdung verschleißarm.

Musteranlage in Hamwarde soll noch besser werden

Jetzt soll die Anlage noch besser werden. Einweihung der renovierten Anlage war am 1. Juni 2012, in diesem Jahr soll sich wieder etwas tun auf dem Areal. Andrea Albold vom Unternehmen Otterwasser – Ingenieursgesellschaft für integrierte Siedlungstechnik –, hat den Auftrag bekommen zu prüfen, wie die Anlage noch effizienter gemacht werden kann. Die Expertin hatte sich vor zehn Jahren maßgeblich dafür stark gemacht, dass diese Anlage gebaut werden konnte.

Nicht nur, dass die Anlage ökologisch arbeitet – auch die Betriebskosten sind günstig. Eine Photovoltaik-Wand sorgt für Strom. Was nicht für den Betrieb benötigt wird, wird ins Netz eingespeist. „Hier bekommen wir im Jahr 50 Euro raus“, sagt Hamwardes Bürgermeister Friedrich-Wilhelm Richard. Nur 4000 Euro Unkosten blieben übrig.

Anlage war in der Anschaffung günstiger als klassische Alternativen

Kein Wunder also, dass die Mustereinrichtung von interessierten Vertretern aus anderen Gemeinden vor Ort unter die Lupe genommen wird. Im Schnitt steht alle drei Monate Besuch an. „,Alles richtig gemacht’, höre ich oft als Anerkennung“, sagt Friedrich-Wilhelm Richard. Denn die Alternativen können teuer sein. Bis zu 800.000 Euro bei 20.000 Euro Betriebskosten und dem Einsatz von Chemie lautete eine Alternative damals. „Nur“ 227.000 Euro kostete die auf Nachhaltigkeit angelegte Hamwarder Version.

Mit dem Neubaugebiet Kirchenkoppel und seinen 39 Häusern habe das Vorhaben, die Anlage auf mehr Effizienz zu prüfen, aber nichts zu tun, sagt Friedrich-Wilhelm Richard. Ein Neubaugebiet war beim letzten Mal der Anlass, die alte Anlage zu ertüchtigen. „Die Kirchenkoppel können wir anschließen, mit bis zu 1100 Einwohnern geht das klar.“ Momentan liegt Hamwarde bei 850 Mitbürgern.

Grund der Prüfung ist Optimierung im ökologischen Bereich

Friedrich-Wilhelm Richard und Peter Audehm zeigen das Herzstück der Anlage: Hier fressen die Bakterien den Dreck auf.
Friedrich-Wilhelm Richard und Peter Audehm zeigen das Herzstück der Anlage: Hier fressen die Bakterien den Dreck auf. © Dirk Palapies | Dirk Palapies

Hintergrund sei vielmehr eine Optimierung vor allem im ökologischen Bereich, wie zum Beispiel in puncto anfallendem Klärschlamm.

Nach einer neuen EU-Verordnung müsste er verbrannt werden, die Landwirte würden ihn jedoch gern zum Aufbringen auf die Koppeln nutzen.

Bei der Qualität des geklärten Wassers, nachdem es den dritten Teich durchlaufen hat und in den Graben abgeführt worden ist, ist wenig Luft nach oben. „Das hat fast Trinkwasserqualität“, sagt Friedrich-Wilhelm Richard.

Herzstück der Anlage ist die Scheibentaucherkörperanlage. Sie besteht aus zylindrischen Rollen mit vielen Rillen, die sich langsam durch das durchgeleitete Wasser drehen. Auf ihnen leben Bakterien, die sich vom Dreck im Wasser ernähren, aber zwischendurch Sauerstoff benötigen.

Gelder für die Arbeiten sind im Haushalt abrufbar

In jedem der Teiche läuft zeitweise ein Belüfter, in einer Stunde für etwa zwanzig Minuten. Wird das Wasser mit zu viel Sauerstoff angereichert, bekäme das den Kleinstorganismen nicht gut.

Die Gelder sind im Haushalt abrufbar, sollen für die Verbesserung sinnvoll investiert werden. „Wie bei einem Haus, wo man ja auch immer mal etwas tun muss“, sagt Friedrich-Wilhelm Richard. Die anstehende Prüfung ist ergebnisoffen, falls nötig auch mit An- oder Umbauten. „Wäre schön, wenn noch in diesem Jahr Vorschläge vorliegen könnten“, wünscht er sich.