Hamwarde. Die 760 Hamwarder können stolz sein: Sie verfügen über modernste Technik an ihrer Kläranlage. Für 227 000 Euro hat die Gemeinde das Klärwerk modernisiert und dabei auf eine in der Region einzigartige Scheibentauchkörper-Anlage gesetzt.
"Bei diesem System sitzen die für die Schadstoffreduzierung nötigen Bakterien auf Metallscheiben, die dreimal pro Minute in das Wasser eintauchen und dabei Schadstoffe fressen. Während die Scheibe an der Luft ist, atmen die Bakterien den Sauerstoff, den sie für diesen Prozess benötigen", erklärt Wolfgang Lange. Der Diplom-Ingenieur der Firma PMT aus Crailsheim hat das System mit den zweireihigen Scheibentauchkörpern in Hamwarde installiert.
"Unser Abwasser hat fast Trinkwasserqualität", sagt Hamwardes Bürgermeister Friedrich-Wilhelm Richard (SPD). Das ist auch gut so, denn das Abwasser wird nach dem Klärprozess über einen Teich und einen Graben in die Linau geleitet. Dafür gelten strenge Grenzwerte. Nur noch ein Bruchteil der früheren Schadstoffe gelangt heute in das Flüsschen.
Nötig wurde die Investition, weil im Rahmen der Planung für das Neubaugebiet an der Geesthachter Straße eine neue Genehmigung für das Klärwerk ausgestellt werden musste. "Da war uns klar, dass wir etwas tun müssen", sagt Richard. Das beauftragte Ingenieurbüro machte drei Vorschläge: ein Anschluss nach Geesthacht (für 800 000 Euro) und zwei technische Lösungen für jeweils rund 360 000 Euro. Alle drei Varianten hätten jährliche Betriebskosten von bis zu 25 000 Euro verursacht.
"Daraufhin haben wir uns umgehört und sind auf die Firma OtterWasser aus Lübeck aufmerksam geworden. Dort haben wir eine perfekte Beratung erhalten", sagt Richard. Ingenieurin Andrea Albold überplante das gesamte Klärwerk in Hamwarde und ließ an vielen Stellschrauben drehen. "Viel Energie ist hier früher einfach verpufft. Jetzt läuft alles viel besser und die Gemeinde kann sogar das Abwasser von bis zu 1000 Einwohnern klären. So bietet das Klärwerk auch für die Zukunft noch Kapazitäten", sagt sie. Die Scheibentauchkörper verursachen zudem nur jährliche Betriebskosten von rund 4500 Euro.
Hamwardes neue Technik ist so interessant, dass sich gestern unter anderem Gemeindevertreter aus Hohenhorn, Worth, Wiershop und Berkenthin das Konzept anschauten. Denn um die strengen Ablaufwerte für den Umweltschutz zu erfüllen, müssen viele Kläranlagen nachgerüstet werden. Im Sommer 2013 soll es für die Bürger einen Tag der offenen Tür in ihrem Klärwerk geben, so Richard.