Geesthacht. Auf der niedersächsischen Seite haben die Arbeiten begonnen. Umweltschützer fordern bauliche Veränderungen. Die Details.
Es tut sich was an der Fischtreppe beim Geesthachter Stauwehr. Zwar noch nicht auf der Nordseite, wo Vattenfall vor Kurzem Europas größte Fischaufstiegsanlage an den Bund veräußert hat, aber am Südufer haben Arbeiten durch das Wasser- und Schifffahrtsamt begonnen.
Dort befindet sich seit 1998 eine kleinere Aufstiegsanlage, die im September 2019 aus Sicherheitsgründen verfüllt wurde, weil eine Spundwand sich massiv verformt hatte. Die Arbeiten, die mit der Verstärkung der Spundwände anfangen, sollen etwa elf Monate dauern, im Oktober – rechtzeitig zu den Wanderungen vieler Fische zu den Laichplätzen – könnte dann das Wasser wieder durch die Fischtreppe strömen.
Bundestagsabgeordnete Nina Scheer legte sich für die Fischtreppen in Berlin ins Zeug
„Nach Abschluss dieser ersten Baumaßnahmen fordern wir, die Fischaufstiegsanlage Süd im Herbst – auch im noch provisorischen Zustand – wieder für den Fischaufstieg zu öffnen“, so ein Positionspapier des Aktionsbündnis „Future 4 Fishes“. In ihm haben sich lokale Organisationen zusammengeschlossen, um mehr Druck für schnelle Lösungen aufbauen zu können. Dabei sind der Nabu (Sprecher Heike Kramer und Jens Gutzmann), die Grünen (Laura Schwabe), der BUND (Bettina und Gerhard Boll), der Geesthachter Umweltbeirat (Uwe Kiesewein) und die SPD (Kathrin Bockey und Nina Scheer).
Die Bundestagsabgeordnete Scheer legte sich für die Fischtreppen in Berlin ins Zeug und verweist auf ihr Schreiben an das Bundesverkehrsministerium vom 30. November. „Darin habe ich unter anderem erbeten, auch für die Südseite eine Wiederherstellung der Durchlässigkeit des Wehrs nicht erst 2023 – wie noch seitens des Ministeriums Ende Mai 2021 in Aussicht gestellt –, sondern noch 2022 zu ermöglichen.“
Aale würden besonders unter der aktuellen Situation leiden
Im Rückblick ein geradezu prophetisches Schreiben. Nachdem es nun so kommen dürfte, ist eine wichtige Forderung vom Tisch. Aber das Aktionsbündnis will im Süden noch mehr erreichen. Die Aufnahme der Arbeiten zur Öffnung wird als erster Schritt gesehen, der zweite ist die Verbesserung der baulichen Situation für die Fische. Besonders die Fanganlage, die dem Monitoring dient, ist den Umweltschützern ein Dorn im Auge. „Die Fläche ist glatt, die Strömung beschleunigt sich und erschwert den Aufstieg. Heike Kramer wünscht sich wie im Norden einen Doppelschlitzpass, der für alle Arten gut funktioniert.
Außerdem sollte, wie auch im Norden, eine Aalleiter installiert werden. „Aale können nicht gut über eine normale Fischtreppe aufsteigen“, erklärt Heike Kramer. Sie würden besonders unter der Situation leiden. Zurzeit schlängelt der Aal im Süden eine Art Förderrampe hoch und plumpst an deren Ende in einen Eimer. Diese werden dann aufwendig turnusmäßig oberhalb des Stauwehrs entleert. Zum Teil fand sich nur ein Tier im Eimer.
Es gibt noch eine dritte Möglichkeit für den Aufstieg: das Rönner Werder
Und, wenig bekannt, es gibt noch eine dritte Möglichkeit für den Aufstieg: das Rönner Werder. Das ist das Deichvorland auf der niedersächsischen Seite mit dem markanten „Priel“ zwischen den Wiesen, der unter der Elbbrücke durchführt. Die Öffnung des Rönner Werders jeweils zur Elbe würde ebenfalls für Wandermöglichkeiten sorgen, wenngleich auf eher bescheidenem Niveau. Übergeordnetes Ziel ist es vielmehr, einen selten gewordenen, artenreichen Elbauen- und Feuchtwiesen-Lebensraum zu entwickeln. Die Stiftung Lebensraum Elbe, die hierfür eine Machbarkeitsstudie vorgelegt hat, kauft für die Realisierung bereits Grundstücke auf.
Diesem Projekt gilt beim Geesthachter Nabu der erste Vortrag des neuen Jahres. Am Dienstag, 25. Januar, ist Henrik Hufgard um 19.30 Uhr im Oberstadttreff (Dialogweg 1) zu Gast und berichtet über das „Auenland Elbmarsch“ mit möglichen Tide- und Auengewässern als ökologischem Biotopverbund.