Geesthacht. Fast 3000 Menschen ließen sich am Wochenende gegen das Coronavirus impfen. Warum viele Hamburger darunter waren.

Seinen 59. Geburtstag verbrachte Oliver Fries als Animateur. Mit launigen Sprüchen und flotter Musik sorgte der Inhaber von „Zigarren Fries“ am Sonnabend bei der Aktion „Gee impft“ dafür, dass die viertelstündige Wartezeit nach der Corona-Impfung nicht zu langweilig wurde.

Teilweise saßen an beiden Tagen des Wochenendes bis zu 100 Menschen gleichzeitig in der Mensa der Alfred-Nobel-Schule in Geesthacht. „Ich wollte an meinem Geburtstag etwas Sinnvolles tun“, erklärte Oliver Fries gegenüber Frank Techet, dem Initiator der offenen Impfaktion in Geesthacht. Auch Nadine Senger, Techets Angestellte in der Stadtapotheke, opferte die Hälfte ihres 40. Geburtstages, um mitzuhelfen.

Corona News: Offene Impfaktion voller Erfolg – besonders bei Hamburgern

Der Andrang war deutlich größer als beim „Gee impft“-Auftakt. Diesmal holten sich 2860 Personen eine Spritze gegen das Coronavirus ab – vor einer Woche waren es 1430. Die meisten von ihnen erhielten ihre Auffrischungsimpfung. Den ersten Piks bekamen weniger als drei Prozent.

Der große Zuspruch lag daran, dass es in Geesthacht den Booster schon nach vier Monaten gab und auch besonders viele Hamburger das Angebot nutzten. Frank Techet hatte vorab dafür kräftig die Werbetrommel gerührt. Folge: Impflinge kamen auch aus Boizenburg, Uelzen, Ahrensburg oder sogar Nordrhein-Westfalen. Letztere hatten während eines Verwandtenbesuchs von der Aktion erfahren.

Viele Impfwillige sind froh, den Booster noch vor Weihnachten bekommen zu haben

Der Tenor der Geimpften war oft gleich: „Gott sei Dank haben wir den Booster noch vor Weihnachten bekommen.“ Sätze wie diesen schnappte Heiko Brett häufig auf. Der frühere stellvertretende Wehrführer der Geesthachter Feuerwehr und ehemalige Bundeswehrsoldat half Techet beim organisatorischen Ablauf.

Und abgesehen von ein paar Kleinigkeiten lief es wieder reibungslos. Wohlgemerkt, obwohl es anders als am ersten Wochenende diesmal meist eine Schlange gab, die teilweise 150 Meter weit bis zum Sportplatz des Otto-Hahn-Gymnasiums reichte. Dennoch betrug die Wartezeit selten mehr als 40 Minuten.

„Das ist für mich ein ganz besonderes Weihnachtsgeschenk“

Auch weil die Organisatoren bei Bedarf nachjustierten. Am Sonntag stockten sie beispielsweise die Zahl der Computer von vier auf sechs auf, an denen jede Impfung erfasst wurde. „Das ging hier ohne Termin schneller als bei meiner Erstimpfung mit Termin im Hamburger Impfzentrum“, lobte Marc Kiencke. Der Mann aus Kirchwerder hatte durch unsere Zeitung von dem Termin erfahren.

Insgesamt erfuhren die vielen freiwilligen Helfer, die sich auf Frank Techets Initiative hin gemeldet hatten, viel Dankbarkeit. Davon zeugten ein großer Berg Süßigkeiten sowie viele warme Worte und Mails. „Ich kann Ihnen für Ihr Engagement gar nicht genug danken! Das ist für mich ein besonderes Weihnachtsgeschenk“, schrieb etwa Annette Schwandt.

Impfkommission empfiehlt Booster erst ab sechs Monaten

Die Hamburgerin hatte in der Hansestadt seit Wochen verzweifelt nach einer Möglichkeit gesucht, den Booster früher als nach sechs Monaten zu bekommen. Als sie sich bei einer offenen Impfung in der Mundsburg angestellt hatte, war sie nach Hause geschickt worden. „Dabei sind mir die Tränen gekommen“, schrieb Schwandt, die ihre 95-jährige Mutter versorgt und selbst eine Vorerkrankung hat.

Hintergrund: Die ständige Impfkommission Stiko empfiehlt den Booster erst ab sechs Monaten. Daran hält sich Hamburger Senat bei seinen offenen Impfaktionen. Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA ist derweil der Auffassung, dass die Auffrischung schon nach drei Monaten erfolgen könne.

Frank Techets Credo heißt: „Hauptsache, es werden möglichst viele geimpft.“ Daher hat er bereits ein drittes Aktions-Wochenende im Januar ins Auge gefasst. Genug Impfstoff von Moderna habe er noch.