Geesthacht. Kommende Woche wird die erste Einzelausstellung des Künstlers im Krügerschen Haus eröffnet. Was seine Kunst ausmacht.
Dass das Krügersche Haus heute das Geesthacht-Museum beheimatet, daran hat der bekannte Geesthachter Künstler Holm Lilie maßgeblichen Anteil. Im Jahr 1969 schrieb der langjährige Vorsitzende der Ortsgruppe des Heimatbund- und Geschichtsvereins (von 1968 bis 1989 mit einer kurzen Unterbrechung) der damaligen Stadträtin Schmidt, dass sich Geesthacht doch des ältesten erhaltenen Gebäudes der Stadt annehmen möge.
Gesagt, getan. 1988 wurde das Museum im dem 1723 erbauten Haus eröffnet. 33 Jahre später bekommt Holm Lilie jetzt seine erste Einzelausstellung – endlich möchte man ergänzen. In wenigen Tagen begeht Lilie seinen 83. Geburtstag. Zuvor feiert er noch die Eröffnung seiner Ausstellung mit einer Vernissage am Sonntag, 19. Dezember, um 15 Uhr. Die Veranstaltung, für die die 2G plus-Regel gilt, ist ausgebucht.
Ausstellung „Holm Lilie: Gedanken in Blei und Glas“ ab 20. Dezember
Von Montag, 20. Dezember 2021, bis Sonnabend, 5. Februar 2022, können dann alle in das Geesthacht Museum in der Bergedorfer Straße 28 kommen, um die Ausstellung „Holm Lilie: Gedanken in Blei und Glas“ zu sehen.
Die Blei-Glasbilder sind alle in seinem Atelier über dem Lilie-Hof entstanden. In der ehemaligen Glaswerkstatt hat Lilie das Handwerk von der Pike auf gelernt. Lilie: „Das Künstlerische kam später.“ Seine Werke seien eine Fortsetzung der Bleiverglasung.
Früher, erklärt der mit feinem Wortwitz ausgestattete Künstler, hätten die Leute kleine Fenster gehabt, wären aber scharf auf viel Licht gewesen. „Das habe ich dann weiterentwickelt“, sagt Lilie. Gern spricht er über seine Kunst nicht. „Es ist schwierig, über den eigenen Kram zu reden. Interessant ist es doch, wie es von außen betrachtet wird.“
Ein Katalog zum Künstler und der Ausstellung
Prof. Dr. Jan Kramer vom LADR-Laborverbund schätzt Lilie sehr und übernimmt an dieser Stelle: „Seine Bilder regen zum Denken an. Manchmal zitiert er Gedichte und erzählt Geschichten, und wenn man das Bild sieht, schließt sich der Kreis“, sagt Kramer, der eigens einen Katalog zur Ausstellung erstellt hat (siehe extra Artikel). Wer Interesse an den knapp 60 ausgestellten Exponaten hat, von denen gut zwei Drittel zum Verkauf stehen, kann sich an das Museumspersonal wenden.
Viel wichtiger ist für Ursula Langhof, die seit 1993 zusammen mit Holm Lilie in der Ausstellungsgemeinschaft Lauenburgischer Künstler (ALK) ist, etwas anderes. „Holm hat es so verdient, dass er eine Einzelausstellung bekommt. Wir haben damit offene Türen eingerannt“, sagt sie. Hintergrund: Zweimal im Jahr sind die Werke der ALK in der St. Salvatoris-Kirche zu sehen.
In seiner Heimatstadt ist Holm Lilie auch bis ins hohe Alter engagiert. Er setzte sich dafür ein, dass das „Deutsche Haus“ (heute das Polizei-Revier) erhalten bleibt. Derweil habe sich die Fußgängerzone gut entwickelt. „Aber etwas Künstlerisches fehlt noch“, sagt Lilie. Ideen hätte er zur Genüge.
„Werk. Statt. Gespräche“ Der Katalog zur Ausstellung
Passend zur Ausstellung von Holm Lilie im Krügerschen Haus kommt ein Katalog über die ausgewählten Werke des bekannten Geesthachter Glaskünstlers heraus. „Werk. Statt. Gespräche“ heißt das Buch, das von der Bürgerstiftung Danke Geesthacht veröffentlicht wird und das auch unabhängig von der Ausstellung gelesen werden kann.
Es basiert auf einem langen Gespräch, das Prof. Dr. Jan Kramer vom LADR-Laborverbund mit dem Künstler führte und die Grundlage für das 124 Seiten starke Werk bildet. Das Buch nährt sich dem Künstler und Menschen Holm Lilie. Der Leser erfährt viel Persönliches von dessen Familie sowie über die Historie unserer Stadt. Entsprechende Hördokumente (zum Download via QR-Codes) sind im Katalog enthalten, ebenso ein Werkstattbesuch als Video und ein Musikdokument des Opernsängers Heinrich Schlusnus.
Fotos aus der Werkstatt bieten Impressionen und zeigen, wie eine Bleiverglasung im schöpferischen Prozess unter den Händen von Holm Lilie über die Zeit entsteht.
Doch wie kommt der Ärztliche Leiter und Geschäftsführer einer Gruppe mit rund 3400 Mitarbeitern dazu, ein Buch zu erstellen? „Ich kenne Holms Werke, für mich waren das Glasbilder aus meiner Kindheit“, sagt der heute 47-jährige Kramer, der auch Kuratoriumsvorsitzender der Bürgerstiftung ist.
Erst vor ein paar Jahren lernten sie sich kennen. Seitdem hängt ein Lilie in Kramer Labor. Und als der Mediziner von der bevorstehenden Ausstellung im Krügerschen Haus erfuhr, überzeugte er Lilie davon, dass es doch einen dazugehörigen Katalog geben müsse. Die Bedingung des 82-jährigen Künstlers: Kramer muss es machen.
Dieser wusste zwar gar nicht, wie ihm geschah, konnte aber schlecht ablehnen. „Ich bin dann in meinem Herbsturlaub immer um 5 Uhr aufgestanden und habe am Katalog gearbeitet. Meine Familie hat mich für verrückt erklärt“, sagt Kramer.
„Werk.Statt.Gespräche“ gibt es bei Zigarren Fries und der Bücherstube Lilie in der Fußgängerzone oder im Krügerschen Haus. Der Preis von 24 Euro kommt vollständig der Bürgerstiftung Danke Geesthacht zugute.