Geesthacht. Der alte Baum kann nicht mehr gerettet werden - trotz aller Bemühungen. Der entscheidende Grund heißt Pseudomonas.
Im Jahr 1840 wird zwischen Liverpool und Boston die erste regelmäßige Dampfschiffverbindung über den Atlantik eingerichtet. Prinz Albert von Sachsen-Coburg heiratet Königin Victoria, womit die bis heute bestehende Verbindung Deutschlands mit dem britischen Königshaus geknüpft ist. Und in Geesthacht kämpft sich um diese Zeit der Spross einer Rosskastanie am heutigen Bandrieter Weg aus der Erde.
181 Jahre sind seitdem vergangen und jetzt sind auch die Tage der Kastanie gezählt, die eine der größten und ältesten im Stadtgebiet ist und neben dem Jobcenter und gegenüber dem Rathaus steht. Am Freitag, 3. Dezember, muss der Baum, dessen Umfang stattliche 440 Zentimeter beträgt, gefällt werden. Dafür wird der Bandrieter Weg auf Höhe der Hausnummer 1a bis 3 zwischen 7 und 15 Uhr gesperrt. Geesthachter, die am Freitag den Parkplatz hinter dem Rathaus ansteuern wollen, müssen die Zufahrt von der Fährstraße benutzen.
Pseudomonas-Bakterien haben der Kastanie zugesetzt
Die Fällung ist erforderlich geworden, weil er von den aus Indien eingeschleppten Pseudomonas-Baktieren befallen ist und die Verkehrssicherheit nicht mehr gegeben ist. Bereits 2002, als die Kastanie als einer der ersten Bäume in das neu geschaffene städtische Baumkataster aufgenommen wurde, wurden Schäden im unteren Stammbereich festgehalten.
Mehrere Jahre hatte der Fachdienst Umwelt versucht, den Baum zu retten. „Wir haben lange um diese Kastanie gekämpft. Sie wurde oft zurückgeschnitten, um sie standsicher zu halten. Auch die Krone wurde mehrfach abgesichert. Aber langfristig wurden die Schäden einfach zu groß“, heißt es erklärend aus dem Fachdienst Umwelt.
Schon für 2020 wurde eine Fällung angeraten
Dennoch war die Standsicherheit lange gewährleistet. Bis ab 2019 ein ernsteres Problem hinzu kam – der Befall mit Pseudomonas. Die Bakterien setzen vielen Kastanien zu, die Stämme faulen, werden morsch.
„Der Befall wurde uns durch das Institut für Baumpflege bestätigt. Für 2020 wurde eine Fällung angeraten. Wir haben gehofft, die Kastanie durch weitere Schnittmaßnahmen noch länger erhalten können“, erklärt ein Mitarbeiter des Fachdienstes. Das geschah auch auf Wunsch der Politik und des Naturschutzbundes. „In diesem Sommer hat der Verfall extrem eingesetzt“, erklärt der Mitarbeiter. Als Ersatz für die Kastanie soll eine Linde gepflanzt werden.
„Pseudomonas ist für Rosskastanien ein ernstes Problem. Das ist nicht heilbar“, hatte Baumprüfer Thomas Kowol unserer Redaktion im Sommer bei einer Kontrolle in der Stadt gesagt. „Wenn diese Krankheit die Kastanien-Allee an der Berliner Straße befällt, sehe ich für ihren Erhalt schwarz.“