Geesthacht. Der Heimatbund und Geschichtsverein Geesthacht hat einen Kalender kreiert, der historische und aktuelle Ansichten gegenüberstellt.
Mehr als 3000 Motive alter Ansichtskarten hat der Heimatbund und Geschichtsverein Geesthacht inzwischen in seinem großen Fundus. „Und es werden immer mehr“, betont der erste Vorsitzende Helmut Knust stolz. Die meisten stammen aus Nachlässen, nur ganz selten kaufen die Heimatforscher ein seltenes Motiv im Internet dazu. Das Besondere: Alle Motive stammen aus der Zeit am Ende des 19. und vom Anfang des 20. Jahrhunderts.
Dass es überhaupt so viele verschiedene Karten aus dieser Zeit gibt, liegt unter anderem an der ehemaligen Lungenheilanstalt in Edmundsthal-Siemerswalde. Dort wurden ab 1896 viele lungenkranke Hamburger behandelt und schickten von dort fleißig Post nach Hause.
Originale der Postkarten lagern im Stadtarchiv
Auch die zahlreichen Arbeiter in den Munitionsfabriken in Krümmel und Düneberg taten ihr Übriges. „Und früher hat man sich auch eine Karte von Geesthacht nach Hamwarde geschrieben“, gibt Helmut Knust zu bedenken.
Aus ihrem großen Postkarten-Fundus – die Originale lagern im Stadtarchiv, alle Motive sind digitalisiert – erstellt der Geschichtsverein seit 2005 einen Kalender, der inzwischen ein begehrtes Sammlerobjekt ist. Auch 2022 gibt es „Geesthacht – in historischen und aktuellen Ansichten“, wie die Serie heißt.
Ein Querschnitt der Stadtteile
Dafür suchen die Heimatforscher möglichst mindestens ein Bild pro Stadtteil (Zentrum, Düneberg, Grünhof, Besenhorst, Tesperhude) aus. Dazu wird immer zum alten Ansichtskarten-Motiv ein aktuelles Foto gezeigt. „Nur in der Oberstadt, als neuerem Stadtteil, wird es schwierig. Von dem haben wir nur ein einzige Karte“, sagt Helmut Knust. Aber: Die übrige Auswahl ist derart groß, dass bislang keine Karte zweimal gedruckt wurde.
Für das Titelblatt 2022 wählten Knust und Co. ein Bild aus, von dem eine ganze Serie existiert. Es zeigt den Schriftzug „Gruss aus Geesthacht“ und eine Hamburger Fahne. Hintergrund: Bis zum Groß-Hamburg-Gesetz 1937 gehörte Geesthacht zur Hansestadt.
Anhand der Kalender-Motive kann der Wandel im Stadtgebiet gut nachvollzogen werden. Das Juli-Bild zeigt, dass dort, wo heute die Bundesstraße 5 durch die Stadt verläuft und sich der Edeka-Markt Lippert befindet, im Jahr 1912 ausschließlich Wald war.
Die Rückseite von Postkarten war früher der Post vorbehalten
Warum auf alten Postkarten häufig die Vorderseite beschrieben ist, erklärt Helmut Knust anhand des Dezember-Motivs, das das „Deutsche Haus“ zeigt (heute Polizei). „Früher war die Rückseite der Post vorbehalten. Deshalb haben die Leute immer vorne drauf geschrieben“, sagt Helmut Knust.
Den neuen Geesthacht-Kalender gibt es in limitierter Auflage von 200 Stück. Er kostet 12,50 Euro und ist ausschließlich im Geesthacht-Museum im Krügerschen Haus (Bergedorfer Straße 28) oder über den Heimatbund und Geschichtsverein erhältlich. Kontakt: Helmut Knust, Telefon 04152/74 976.