Geesthacht. Einst kamen in das Thekla-Haus in Geesthacht lungenkranke Hamburger. Aktuell verfällt das Gebäude. Nun gibt es Kauf-Interessenten.
Die Fenster im Erdgeschoss sind mit Metallplatten abgesperrt. Im ersten Stockwerk sind diverse Scheiben kaputt und teilweise nur notdürftig mit Spanplatten abgedeckt. Überall an der Holzverkleidung blättert die Farbe ab. Das Thekla-Haus in Edmundsthal-Siemerswalde in Geesthacht bietet ein Bild des Jammers. Das 1898 im Stil der Kolonialzeit errichtete Gebäude mit seinem H-förmigen Grundriss steht seit Jahren leer und scheint dem Verfall preisgegeben.
Damit es nicht so weit kommt, sucht der Eigentümer, die Freie und Hansestadt Hamburg, einen Käufer, der das denkmalgeschützte Thekla-Haus einer neuen Nutzung zuführen soll. Oberstes Ziel ist es dabei, das Gebäude zu erhalten.
Thekla-Haus in Geesthacht steht zum Verkauf
Beim Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen (LIG) können Interessenten zunächst ihr Konzept vorstellen und – sofern es ausgewählt wird – in einem weiteren Schritt ein Kaufangebot abgeben oder die Bestellung eines Erbbaurechts veranlassen. „Wir bereiten gerade erst die Ausschreibung vor. 2021 es soll losgehen. Aber es hat schon einige Anfragen beim LIG gegeben“, bestätigte Claas Ricker. Um wen es sich dabei handelt, wollte der Sprecher der Hamburger Finanzbehörde jedoch nicht preisgeben.
Die Vamed AG, die im benachbarten Susannen-Haus eine neurologische Fachklinik für Kinder und Jugendliche betreibt, gehört jedenfalls nicht dazu. „Wir sind nicht der Käufer. Wenn, dann erweitern wir uns auf unserem Gelände“, bestätigte Sprecher Nils Metzger unserer Zeitung.
Stadt Geesthacht weiß nicht, was mit dem Gebäude passieren soll
Und auch Carsten Schwab, Geschäftsführer der Johanniter, die in Edmundsthal-Siemerswalde das Hans- und Kurt-Haus als Tagesklinik beziehungsweise Seniorenwohnheim nutzen, winkt dankend ab. „Ich hatte kürzlich die Gelegenheit, das Thekla-Haus von innen zu besichtigen. Das ist schon sehr heruntergekommen. Wenn Sie mir 60 Millionen Euro geben, könnte man daraus etwas machen“, sagt Schwab. Auch die Stadt Geesthacht hat keine Informationen, was mit dem traumhaft schönen Gebäude passieren soll.
Bis vor rund 15 Jahren hatte ein Vorgänger der Vamed AG noch seine Verwaltung im Thekla-Haus. Zudem wohnten dort auch Zivildienstleistende oder andere Angestellte. Anschließend wurde das Gebäude noch häufiger für Dreharbeiten genutzt. Je länger das Thekla-Haus leer stand, häufte sich Vandalismus. Immer wieder wurde eingebrochen, bis schließlich das Erdgeschoss mit den Metallplatten verschlossen wurde, damit nicht noch mehr Schindluder getrieben wird.
Geisterjäger haben das Objekt für sich entdeckt
Zuletzt haben Geisterjäger das Objekt für sich entdeckt und wollen dort paranormale Aktivitäten beobachtet haben. Vielleicht sind es ja die Geister von Edmund Siemers oder seiner Tochter Thekla, nach der das Haus benannt ist und die sich im Grabe umdrehen, weil das von Siemers gestiftete Gebäude in einem solch traurigen Zustand ist ...
Edmundsthal-Siemerswalde: Eine Klinik für lungenkranke Hamburger
Der Hamburger Kaufmann Edmund Siemers stiftete der Hansestadt Hamburg 1898 eine Heilstätte für lungenkranke Hamburger. Diese lag am Geesthang in Geesthacht, das bis 1937 zu Hamburg gehörte. Tuberkulose galt im Industriezeitalter als Volksseuche. Zu Ehren des Stifters erhielt die Heilstätte im Jahr 1912 den Namen Edmundsthal-Siemerswalde.
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Die Gebäude auf dem rund 60 Hektar großen Areal tragen die Namen von Edmund Siemers Angehörigen. Thekla ist seine Tochter. In den nach seinen Söhnen Hans und Kurt genannten Häusern betreiben die Johanniter heute eine Tagesklinik und ein Seniorenzentrum. Im nach der Ehefrau benannten Susannen-Haus befindet sich eine neurologische Fachklinik für Kinder und Jugendliche.