Geesthacht. Beim 1. Literaturfestival Geesthacht wurde ein Füllhorn von guten Geschichten über den Zuhörern ausgeschüttet.
„Leyla“ heißt der Roman mit dem Feridun Zaimoglu 2006 seinen Durchbruch feierte. Der Name Leyla habe zwei Bedeutungen, erzählte Kuratorin Ania Faas, als sie den Bestseller-Autor vor dessen Lesung in der Stadtbücherei im Rahmen des ersten Geesthachter Literatur-Festivals vorstellte. Einmal stehe Leyla für die schönste aller Nächte, aber auch für eine sehr finstere, lange Nacht.
Witterungsmäßig galt am Sonnabend zweiteres, sodass Zaimoglu anstatt im Hof der Volkshochschule im Inneren des Gebäudes auftrat. Finster war dann nur die Beleuchtung, als der ganz in schwarz gekleidete Zaimoglu aus dem Werk las, dass die Lebensgeschichte seiner Mutter als türkische Einwanderin erzählt.
Viele hochklassige Lesungen für die Geesthachter
Erstmals traten Stars der Literaturszene in dieser hohen Anzahl in der Elbestadt auf. Neben Zaimoglu hatte Kulturmanagerin Julia Dombrowski dank Fördergeldern vom Bund unter anderem auch den Träger des Deutschen Buchpreises, Saša Stanišić, Dilek Mayatürk, die Frau des bekannten Journalisten Deniz Yücel oder Aminata Touré nach Geesthacht gelotst. „Geesthacht war vorher ja nicht so auf der literarischen Landkarte. Aber die Autoren lechzen danach, wieder aufzutreten“, sagte die Kuratorin.
Man möchte ergänzen: Die Bürger lechzen auch danach. So waren bei Zaimoglu fast alle Sitzplätze belegte. „Wenn hier in Geesthacht schon mal was los ist, haben wir das auch genutzt“, sagte Sonja Aurin, die mit ihren Töchtern kam. Anschließend ließ sie sich ihre Ausgabe signieren, die sie vor Ort von Claudia Lilie erworben hatte. Julia Dombrowski hatte die „Bücherstube Lilie“ mit ins Veranstaltungsboot geholt.
Schriftsteller lechzen nach Lesungen, und die Geesthachter auch
Zaimoglu hatte sich vorab zwar für seine heisere Stimme entschuldigt, doch gerade das gefiel Aurin: „Der hat eine tolle Vorlesestimme.“ Im Publikum saß auch Dilek Mayatürk, die zusammen mit Lukas Gmeiner und Tucké Royale am Vormittag das Festival mit einer Mischung aus Lesung und Performance-Kunst in der Fußgängerzone eröffnet hatte. Was Mayatürk, die in deutscher und türkischer Sprache las und erstmals auf der Straße auftrat, am meisten beeindruckte: „Ein Mann war von einem meiner Gedichte so berührt, dass er weinen musste.“
Julia Dombrowski und Ania Faas war wichtig, eine große Bandbreite an literarischen Darstellungsformen abzubilden. Für Kinder und Jugendliche gab es am Sonntag einen Comic-Workshop in der „Düne“ mit Eva Müller, die das Festival am Abend auch mit einer Lesung im „SmuX“ beschloss.
Ein humorvoller Auftritt von Saša Stanišić bei Kinderbuchlesung
Zudem fand der Auftritt von Saša Stanišić im Garten des Familienzentrums Regenbogen großen Anklang. Der Träger des Deutschen Buchpreises stellte gemeinsam mit dem kleinen Sohn Nikolai „Hey, hey, hey Taxi“ vor, sein erstes Kinderbuch, dass sie sich gemeinsam ausgedacht hatten. Moderiert wurde der ausgesprochen humorvolle Vormittag von Julia Westlake, Journalisten des NDR-Kulturjournals. „Das Buch habe ich mit meinem achtjährigen Sohn Benjamin gelesen. Wir sind beide total begeistert und haben wahnsinnig viel gelacht“, berichtete die Moderatorin.
Die Geschichten drehen sich – wie der Titel schon erahnen lässt – ums Taxifahren. Allerdings wird es ein magisches Vehikel, das auch mal aus einem Käserad bestehen kann. Es dauerte wenige Augenblicke, da hatte der Autor seine großen und kleinen Zuschauer im Bann. Gespannt hörten sie zu, um wenig später in prustendes Gelächter auszubrechen.
Für die Kulturmanagerin soll es nicht das letzte Literatur-Festival gewesen sein
Anne Eichholz hat viele Bücher des Schriftstellers gelesen, der seine Wurzeln in Bosnien und Herzegowina hat. „Das Kinderbuch finde ich sehr gelungen. Es zeigt wie viel Fantasie der Schriftsteller hat“, sagt die Geesthachterin. Die 28 Kurzgeschichten sind an Kinder zwischen vier bis circa acht Jahren gerichtet.
Ein klein wenig erinnerten die Auftritte an verschiedenen Orten der Stadt an das Reeperbahn-Musik-Festival – natürlich viel kleiner. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Kulturmanagerin Julia Dombrowski hat zumindest angekündigt, dass es nicht das letzte Literatur-Festival in Geesthacht gewesen sein soll.