Geesthacht. Der Bildungsausschuss hat vergangene Woche endlich einen Kompromiss gefunden. Schlecht belüftete Räume werden nun ausgestattet.
Jetzt kann es recht fix gehen: Geesthachts Schulen sollen im Kampf gegen das Coronavirus mit Luftfiltern ausgestattet werden. Die Verwaltung soll so schnell wie möglich handeln, auch auf die Gefahr hin, dass es dadurch keine Fördergelder geben könnte.
Erst der Antrag, dann investieren, so lautet eine Faustregel. Sieben Millionen Euro soll das Land Schleswig-Holstein vom Bund zur Förderung der Beschaffung von Luftfiltergeräten bekommen. Doch Anträge dafür gibt es noch nicht, und auch das Verteilungsverfahren ist bislang nicht geklärt. Aber so lang soll nun nicht mehr gewartet werden in Geesthacht.
Geesthachts Schulen sollen Luftfilteranlagen bekommen
Der entscheidende Satz wurde auf der Sondersitzung des Bildungsausschusses am Mittwoch um 19.20 Uhr verlesen. „Der Bildungsausschuss möge beschließen: Für die Geesthachter Schulen werden geeignete Luftfilter beschafft, um Räume der Kategorie 2 umgehend auszustatten“, so die Formulierung, die Christine Backs (SPD) im Namen aller Fraktionen vortrug.
Ein erneuter „Schwarzer Freitag“ sollte vermieden werden
Die Annahme des Antrages war einstimmig. Noch einmal einen Tag wie den „Schwarzen Freitag“ – gemeint ist die Ratsversammlung vor einer Woche, auf der die Fraktionen sich gegenseitig bis zur Handlungsunfähigkeit blockierten – sollte am Mittwoch unbedingt vermieden werden. In einer 20-minütigen Pause handelten die Fraktionen einen Kompromiss aus. Die Beratungspause für den interfraktionellen Kompromiss war notwendig, denn vorgelegen hatten gleich drei Anträge. CDU, Die Linke und die Bürger für Geesthacht (BfG) holten ihren gemeinsamen Antrag, der es auf der Ratsversammlung nicht auf die Tagesordnung geschafft hatte (wir berichteten), wieder hervor.
Die wichtigsten Varianten des Coronavirus im Überblick
Nach Anregung der Weltgesundheitsorganisation WHO werden die Varianten des Coronavirus seit Mai 2021 nicht mehr nach den Staaten benannt, in denen sie zuerst nachgewiesen wurden, sondern nach den Buchstaben des griechischen Alphabets. So soll eine Stigmatisierung beispielsweise von Ländern verhindert werden, in denen besonders ansteckende Virusmutationen zuerst nachgewiesen wurden.
Derzeit gelten fünf Formen des Coronavirus als besorgniserregend ("Variants of Concern"):
- Alpha: Die im September 2020 zuerst in Großbritannien nachgewiesene Variante B.1.1.7, die das ursprüngliche Coronavirus fast vollständig verdrängt hatte, bevor sie ihrerseits von der Delta-Variante verdrängt wurde
- Beta: Eine Form des Coronavirus, die im Mai 2020 in Südafrika entdeckt wurde, wissenschaftliche Bezeichung: B.1.351, B.1.351.2, B.1.351.3
- Gamma: Die zunächst in Brasilien im November 2020 nachgewiesene Mutation P.1 und ihre Subformen P.1.1 und P.1.2
- Delta: Die Corona-Variante B.1.617.2 (und ihre Subformen AY.1, AY.2, AY.3), zuerst im Oktober 2020 in Indien gefunden
- Omikron: Die Corona-Variante B.1.1.529 wurde im November 2021 in mehreren afrikanischen Ländern nachgewiesen und verbreitet sich
Außerdem beobachtet die WHO weitere vier Mutationen als bedeutsame "Variants of Interest" :
- Lambda: C.37, im Dezember 2020 in Peru entdeckt
- Mu: B.1.621, im Januar 2021 erstmals in Kolumbien nachgewiesen
Aber nun hatten auch Grüne und SPD mit Änderungsanträgen Vorschläge zu bieten. Das Wichtigste: Alle zielten in dieselbe Richtung. Der Antrag von CDU/Linke/BfG wünschte sich nach einer eigenen Hochrechnung die Bereitstellung von zunächst 150 Filtergeräten für Schulen, Kitas und Jugendhäuser, die Grünen wollten die Zahl der Verwaltung „nach eigenem Ermessen“ überlassen für Schulen, die SPD schließlich nahm Schulen und Jugendhäuser in den Blick: Ausgestattet werden sollten Räume der Kategorie 2 mit keiner oder unzureichender Belüftung.
"Wir müssen gucken, wie viele Geräte wir brauchen"
Bürgermeister Olaf Schulze berichtete, dass die Verwaltung die Kosten grob durchgerechnet habe. Für die Zahlen diente Bayern als Vorbild. 4000 Euro pro Gerät bei insgesamt nur zehn Räumen in der Kategorie 2 an den Geesthachter Schulen bedeuteten 400.000 Euro ohne Folgekosten. Aber die aktuelle Abfrage laufe, eine Schule habe wegen der Urlaubszeit nicht geantwortet. Bei diesem Preis erhob Karl Hermann Rosell (CDU) einen Einwand. Er hatte in Eigenregie zu Luftreinigern recherchiert. Diejenigen, die mit UV-C-Licht die Viren abtöten, kosten nur 1500 Euro, ergaben seine Ermittlungen. Er bot der Verwaltung an, auf seine Nachforschungen zurückzugreifen. Olaf Schulze schließt das nicht aus. Aber erst einmal soll abgewartet werden, welche Ergebnisse ein Expertengremium des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) veröffentlichen wird. Der VDI berät Ende Juli.
„Ich bin froh, dass wir jetzt Klarheit haben“, sagte Schulze. „Wir haben den Auftrag, dass wir Bereiche ausstatten, nun müssen wir gucken, wie viele Geräte wir brauchen. Und vor allem auch, welche. Wir müssen sehen, was VDI und Bundesumweltamt sagen, welche Geräte relevant sind und nicht vorher irgendwas bestellen.“
Ob es eine Ausschreibung geben muss, ist unklar. Das hängt von der Größenordnung des Volumens ab, das ausgegeben wird. „Es gibt Wertgrenzen, an die müssen wir uns halten“, so Olaf Schulze. Die Corona-Situation lasse da keine Ausnahme zu. „Weil es jetzt aber nur um Räume der Kategorie 2 geht, ist das überschaubar.“ Er hält einen Luftfiltereinsatz ab Oktober für realistisch.