Geesthacht. Elf Monate waren Lukas Warnecke aus Geesthacht sowie die Ratzeburger Leon Woditsch und Dorian Broos auf See.
Die große Reise ihres Lebens endete so, wie sie vor knapp elf Monaten angefangen hatte: mit einer Panne. Mehr als 16.000 Seemeilen hatten der Geesthachter Lukas Warnecke und die beiden Ratzeburger Leon Woditsch und Dorian Broos zurückgelegt, waren mit ihrer Yacht „Double Twenty“ einmal in die Karibik und zurück gesegelt, als sie vor Langeoog feststellten, dass sie den Propeller ihres Außenbordmotors verloren hatten.
Eine Einfahrt unter Segeln in den Hafen von Cuxhaven ist wegen der dortigen Klappbrücke unmöglich. Notgedrungen mussten sich die drei 20-jährigen Jungs von einem Boot der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger abschleppen lassen (wir berichteten).
Letzte Etappe durch den Nord-Ostsee-Kanal am Freitag
Inzwischen ist der Schaden repariert. Am Freitag befand sich das Trio, das nach dem Schulabschluss am Berufsbildungszentrum Mölln aufgebrochen war, auf der letzten Etappe durch den Nord-Ostsee-Kanal. Am heutigen Sonnabend wollen sie in Travemünde anlegen.
Dort, wo ihr Törn begonnen hatte. Am 26. August 2020 verließen sie die Lübecker Bucht trotz einer Orkanwarnung um 3 Uhr morgens und kamen genau bis Fehmarn. „Unsere Feuertaufe. Wir wollten sehen, dass alles an unserem Boot hält“, erzählt Lukas Warnecke.
Das tat es nicht. Bei Windstärke 9 und starkem Regen knallte der Mast ihres Windstromgenerators aufs Deck und hinterließ Schäden an Fock und Leinen. „Ich bin froh, dass das nicht auf dem Atlantik passiert ist“, sagte Warnecke, der Mitglied der Seglervereinigung Geesthacht ist und sich mit Touren auf der Ostsee vorbereitet hatte.
Idee für die Reise auf dem Schulhof ausbaldowert
Abgesehen von einem Gewitter, das sie auf dem Atlantik überraschte, als die Segel voll gesetzt waren, die sie in Windeseile reffen mussten, blieben die Pannen in deutschen Gewässern, die größten Gefahren, die sie ausstehen mussten.
Falls Skipper Warnecke etwas passiert wäre, hätten die Kumpel jederzeit eingreifen können. „Bedingung war vorher, dass sie den Sportbootführerschein See machen“, sagt der Geesthachter, dem die „Double Twenty“ gehört.
An Bord waren sie Kumpel, die die Idee zu der Reise auf dem Schulhof ausbaldowert haben, ein eingespieltes Team. „Ich war der Skipper (Bootsführer, die Red.), Dorian hat gekocht und Leon war der Mann für alles. Vor allem hat er immer leckeres Brot gebacken“, berichtet Lukas Warnecke.
An der Hafenmole verewigten sie sich mit einer Malerei
Über Stationen in Frankreich, Spanien und Lissabon erreichten sie Anfang Oktober Porto Santo, die Nachbarinsel Madeiras. An der Hafenmole verewigten sie sich mit einer Malerei, so wie es alle Atlantik-Überquerer tun. „Wir haben aber festgestellt, dass wir keine künstlerische Begabung haben und haben es bei der Rückkehr auf den Azoren sein lassen“, räumte Warnecke ein.
Zwei Monate später – sie hatten inzwischen Madeira und die Kanaren abgeklappert – starteten sie am 4. Dezember die 3200 Seemeilen lange Fahrt über den Atlantik und brauchten 25 Tage. „Auf dem großen Ozean merkt man erst wie klein man ist“, stellte der Geesthacht fest. Fast täglich holten sie sich aktuelle Wetterdaten übers Satellitentelefon und gaben regelmäßig ein Lebenszeichen via E-Mail ab.
Während Deutschland derweil im Lockdown den kollektiven Blues durchlebte, spielte Corona auf ihrer Tour in der Karibik eine untergeordnete Rolle. „Uns war nur wichtig, dass wir ohne Quarantäne ins Land kommen“, sagt Warnecke. Einige Inseln ließen sie aus, was verschmerzbar ist, wenn man sich die Liste ihrer Stopps veranschaulicht: Barbados, Martinique, Guadeloupe, Dominikanische Republik. Auf den Bahamas, die sie von Süden nach Norden sechs Wochen lang abklapperten, erlebten sie traumhafte Strände und Karibik-Feeling pur.
Im Bermuda-Dreieck spielen einen Tag lang alle Kompasse verrückt
Gespenstisch wurde es im berühmt-berüchtigten Bermuda-Dreieck. „Einen Tag lang haben alle unsere Kompasse, der magnetische und die elektrischen verrückt gespielt – echt komisch“, sagt Lukas Warnecke. Auch das Automatische Identifikationssystem (AIS) mit dem Schiffe gegenseitig ihre Positionen einsehen können, gab den Geist auf. „Da wird immer noch Bermuda, als unser Standort angegeben“, schmunzelt der Geesthachter. Angekommen sind die Jungs, die als Teenager aufbrachen und als Männer heimkehren, auch so.
Pläne für die nächste Reise haben sie auch bereits. 2022 soll es nach Finnland gehen. Für einen längeren Törn bleibt keine Zeit. Schon am 1. August beginnen sie mit einer Ausbildung. Warnecke und Broos lernen Schiffsmechaniker, Woditsch Telekommunikationstechnik.