Geesthacht. Gärtner Stefan Polke hat sich viel vorgenommen: Er bepflanzt den Feldweg von Börnsen bis zum Bergedorfer Friedhof.

Da hat Stefan Polke sich ja einiges vorgenommen. Der Börnsener steht mit den Spaten in der Hand am Neuen Weg. Es regnet in Strömen. Links und rechts sind Felder, gesäumt von Haselbüschen. Es blüht wenig, aktuell noch ein hochwachsendes Wildkraut mit magentafarbenen Blüten. „Schmalblättriges Weidenröschen“, sagt Stefan Polke ohne zu Zögern. Er kennt sich aus, Polke arbeitet als Landschaftsgärtner, ist auf dem Ohlsdorfer Friedhof im Einsatz.

Außer den Weidenröschen gibt es nicht viel am Neuen Weg, was Insekten mögen. Das soll sich ändern. Bereits im nächsten Frühjahr soll es richtig Aufblühen am Neuen Weg.

Obwohl es gießt, rieselt trockene Erde vom Spatenblatt

Stefan Polke spuckt in die Hände, setzt den Spaten an. Nach vier kurzen Stößen hat er ein Loch ausgehoben, etwa zehn Zentimeter tief. Obwohl es gießt, rieselt Sand vom Spatenblatt. Etwas weiter unter der Grasnabe ist es staubtrocken. „Eigentlich müsste es mal zwei Wochen durchregnen“, meint Polke. Seit dem Hitzesommer 2018 sind die Reserven in der Natur noch nicht wieder aufgefüllt.

Stefan Polke erweitert den Radius des Loches etwas, legt einen Topf aus Pflanzerde mit fünf Zwiebeln hinein, füllt anschließend Erde auf und drückt leicht an. Alles zehn Meter macht er das. Graben, Blumenzwiebeln setzen, auffüllen, andrücken. Dann schnappt er sich den Griff seines zweirädrigen Karrens mit dem Zwiebelvorrat und zuckelt weiter. Eine Weiterversorgung müsse nicht sein, meint er. „Die können schon einen Stiefel ab, die gieße ich nicht nach.“ Zum Start hatten zwei unternehmungslustige, drei- und fünfjährige Nachbarskinder geholfen, aber ansonsten zieht Stefan Polke das Projekt allein durch.

Es ist wichtig, dass die Pflanzen ungefüllte Blüten haben

Der Neue Weg verläuft schnurgerade, das Ziel zeigt sich noch lange nicht, es liegt ganz am anderen Ende. Dort, wo der Bergedorfer Friedhof beginnt. Das ist gut 950 Metern weit weg. Die Strecke ist doppelt zu rechnen, denn Stefan Polke setzt seine Blumen auf beiden Seiten des Weges. Etwa 200 dieser Anzuchttöpfe wird er auf fast zwei Kilometern Länge unter die Erde gebracht haben, wenn er fertig ist. In diesem Jahr waren es etwa 80. Im Frühjahr sprießen hier dann Hyazinthen, groß- und kleinblättrige Narzissen, Perlhyazinthen und Tulpen.

„Wichtig ist: Die Pflanzen müssen ungefüllte Blüten haben“, sagt er. Sprüche bekommt er von den Passanten oft zu hören. Die Strecke ist beliebt bei Radfahrern und Fußgängern. „Einer fragte mich, ob ich hier nach Gold grabe“, schmunzelt Polke. Er berichtet dann, was er vorhat. „Und eigentlich sind alle voll des Lobes“, erzählt er. „Die Rückmeldung ist meist Begeisterung.“ Im September wird über ihn in der Börnsener Dorfzeitung berichtet.

In diesem Jahr schafft Stefan Poke die Strecke nicht mehr. Sein Vorrat an Zwiebeln reicht noch bis Mitte des Monats. Etwa 350 Meter der Gesamtlänge hat er dann absolviert. Wo er jeweils aufhört, hält er akribisch in einem Buch fest. Das ist nötig, denn zu sehen sind die Löcher bereits jetzt nicht mehr. Im nächsten Frühjahr geht es weiter.

Knollen sammelt Polke selbst oder bekommt sie von Freunden

Die Knollen sammelt er selbst, bekommt sie auch von Freunden, Nachbarn und Bekannten, die für ihn auch über einen längeren Zeitraum sammeln. „Und in meinen Garten passt nichts mehr rein“, sagt Polke. Gleich um die Ecke beginnt die Feldmark. „Die Idee ist gereift im vergangenen Jahr“, sagt er. Stefan Polke überlegte, was man noch für Insekten tun könnte. Sein Garten steht voll mit Insektenhotels, aber trotzdem: „Das Summen hat abgenommen“, findet er. Und bei ihm oben in Börnsen gibt es sonst nur Felder mit Getreide.

Im Mai schrieb er eine E-Mail an Bürgermeister Klaus Tormählen (Grüne). Die Randstreifen sind Gemeindegrund. „Der antwortete schnell, dass das Vorhaben okay sei und er es schön fände“, so Polke.

Die nächsten Schritte über dieses Projekt hinaus hat sich Stefan Polke auch schon überlegt. Es heißt Verdichtung. Klingt so, als wenn er noch für ein paar Jahre am Neuen Weg anzutreffen sein wird.