Ratzeburg/Geesthacht. Betriebsrat schreibt Brandbrief an Politiker. Rettungsdienst im Herzogtum Lauenburg vor Aufteilung. Mitarbeiter in Sorge um Gehälter.

Mit deutlichen Worten wenden sich Mitarbeiter der DRK-Rettungswachen und deren Betriebsrat gegen die Modalitäten der Neuausschreibung für den Rettungsdienst im Kreis Herzogtum Lauenburg. Scharfe Kritik richtet sich besonders gegen die beabsichtige Aufsplittung für den Norden, die Mitte und den Süden des Kreises.

Zur Sitzung an diesem Montag, 26. April, des zuständigen Haupt- und Innenausschusses in der Kreisfeuerwehrzentrale in Lanken (Beginn: 17.30 Uhr) wollen Mitarbeiter vor dem Sitzungsort demonstrieren. Der Betriebsrat des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) kritisiert in einem Schreiben an die Politiker die beabsichtigte „Zersplitterung“ des seit mehr als fünf Jahrzehnten gut funktionierenden Rettungsdienstes im Kreis.

Rettungsdienst vor Neuordnung: Protest im Kreis Herzogtum Lauenburg

Verbunden ist dies mit einer Mahnung: Angesichts der Personalnot im Rettungswesen könnten sich viele Mitarbeiter des Roten Kreuzes umorientieren: „Die umliegenden Rettungsdienst würden uns (...) mit offenen Armen empfangen“, warnt Betriebsrat Günther Stiewe.

Zum großen Unbehagen vieler, den Arbeitgeber wechseln zu sollen, kommt die finanzielle Situation der gut 150 Mitarbeiter. Das Rote Kreuz entlohnt nach Tarifvertrag, bietet zudem eine Zusatzaltersversorgung. Angesichts hoher Arbeitsbelastung, Schichtdiensten und einer nicht üppigen Entlohnung ein für viele Retter wichtiger Punkt, um als Rentner nicht in die Altersarmut abzurutschen. In Schleswig-Holstein beträgt das Durchschnittsgehalt für einen gut qualifizierten Notfallsanitäter knapp 3300 Euro.

Sorge vor Abwandern und Personalnot im Rettungswesen wächst

Zum Dank für das große Engagement auch in der Corona-Pandemie sorge „der Kreis mit den Ausschreibungsbedingungen nicht einmal für die Sicherstellung unserer betrieblichen Altersversorgung und verzichtet sogar auf eine Tarifbindung eventuell zukünftiger Leistungserbringer“, kritisiert der Betriebsrat in seinem Brandbrief an die Politiker.

In einem Leserbrief an unsere Zeitung warnen Rettungskräfte der DRK-Wache am Geesthachter Johanniter-Krankenhaus vor den Folgen: „Eine Rettungswache ohne Personal ist nur ein leeres Haus.“

Mehrere Bewerber auf die ausgeschriebenen drei Lose für den Rettungsdienst

Von dem knappen Dutzend Rettungswachen im Kreisgebiet führt das DRK bislang acht, weitere werden vom ASB (Geesthacht), DLRG (Lauenburg) und einem privaten Anbieter (Ratzeburg) betrieben, bislang als Auftragnehmer des DRK.

Die Organisation des Rettungswesens soll jedoch künftig eine kreiseigene Gesellschaft übernehmen. Nach Information unserer Redaktion haben sich mehrere Dienste auf die ausgeschriebenen drei Lose für den Rettungsdienst beworben, darunter auch die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG).

Krankenkassen sind der Meinung, der Standort Basedow müsse reichen

In Lauenburg errichtet die DLRG eine neue Rettungswache. Eine Wache in Büchen wurde ausgebaut. Die Krankenkassen sind jedoch der Auffassung, der Standort Basedow müsse reichen, den Rettungsdienst im Südosten des Kreises sicherzustellen. Nach Streit um die Ausschreibung, juristischen Fingerübungen, wer überhaupt ausschreiben darf, und Ärger über die Modalitäten warten jetzt alle gespannt auf das Votum der Politik.