Geesthacht/Schwarzenbek. Die Ortsvereine in den beiden Städten im Südkreis weisen völlig unterschiedliche Entwicklungen auf. Hier kommt ein Vergleich.
In Geesthacht liegt der DRK-Ortsverein am Boden, eine Spaltung in zwei Ortsgruppen steht an. Ganz anders in Schwarzenbek: Der mehr als 100 Jahre alte Ortsverein hat mehr als 900 Mitglieder und bietet viele Möglichkeiten, sich ehrenamtlich zu betätigten. Könnte Geesthacht sich daran orientieren?
Der Verein in Schwarzenbek betreibt eine Tafel für Bedürftige, einen Rot-Kreuz-Shop mit gebrauchter Kleidung und Möbeln, hat einen Wochenmarktstand mit Eintöpfen und verköstigt Besucher bei Großveranstaltungen. Außerdem sind die Retter in der Europastadt durch Feste und in Nicht-Corona-Zeiten einem Festball ein wesentlicher Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens.
Geesthacht unterstützt DRK-Ortsgruppe mit fünfstelliger Summe
Ganz anders in Geesthacht: Der Ortsverein des DRK hat fast alle Fahrzeuge abgemeldet. Der Vorsitzende Andreas Friedrich verteidigte die Aktion gegenüber Kritikern mit Kosteneinsparungen. Schließlich gebe es wegen der Corona-Situation zurzeit so gut wie keine Veranstaltungen, für die die Fahrzeuge für einen Sanitätsdienst geordert würden. Als Finanzierungsgrundlage blieben nur die Einnahmen aus der Jahresgebühr der 250 Mitglieder. Größere Spenden von Privatpersonen, etwa aus Erbschaften, blieben zur Zeit aus.
Finanzielle Unterstützung leistet die Stadt mit einem Mietzuschuss in Höhe von 12.000 Euro jährlich, weitere Gelder, etwa zur Unterhaltung des Fuhrparks, betragen 1540 Euro jährlich. Solche Gelder erhalten auch andere Wohlfahrtsverbände, teilt die Stadt mit.
Regelmäßig gibt es beim DRK Schwarzenbek Blutspendetermine
Blutspendetermine seien eingeschränkt möglich, sagt Andreas Friedrich. Die letzte Aktion hat der Ortsverein gegen Ende des Jahres 2018 durchgeführt im Berufsbildungszentrum am Dialogweg. „Es kam der Wunsch auf, es auch unter Corona-Bedingungen wieder zu machen“, berichtet Friedrich. Er sagt, er sei aufgeschlossen gewesen. „Die Erstellung des Konzeptes ist aber unterlassen worden“, sagt Friedrich. Damit gibt es bis jetzt keine Blutspende mehr.
Lesen Sie auch:
- Pläne eingereicht: Wo in Geesthacht die neue Rettungswache entsteht
- Für 360.000 Euro: Neue "Feldküche" für Katstrophenschutz
In Schwarzenbek gibt es regelmäßig Blutspendetermine. Wegen der Corona-Pandemie werden sie aber vom DRK-Zentrum an der Bismarckstraße unter anderem in das wesentlich größere Forum der Gemeinschaftschule verlegt.
Kleiderkammer in Geesthacht ist wegen Corona geschlossen
Im Gegensatz zum DRK Schwarzenbek haben die Geesthachter Retter Boote. Diese werden von der etwa zehn Mann starken Wasserwacht genutzt. Für sie gilt dasselbe wie für die Rettungswagen: Es gibt keine Einsätze. Früher wurden die Schwimmer der Hachede-Triathlons abgesichert, die Boote und Crew für das Elbfest geordert oder auch für die Kieler Woche. Das sind alles Unterstützungsleistungen bei Veranstaltungen. Wenn ein Unglück geschieht, sind die Feuerwehren in der Region gut ausgestattet, unterstützend werden eher die Wasserrettungsspezialisten der DLRG hinzugezogen.
Auch die Kleiderkammer des DRK in Geesthacht ist zurzeit wegen Corona geschlossen. Zudem seien die Einnahmen bei den letzten Öffnungen bescheiden gewesen. Friedrich berichtet von einem Tagesumsatz von zum Teil nur zehn Euro. In Schwarzenbek gibt es neben der Kleiderkammer, die aktuell ebenfalls keine Termine anbietet, den Rot-Kreuz-Laden an der Lauenburger Straße. Er war während der Lockerung des Lockdowns geöffnet, seit Kurzem nur mit Terminvergabe. Aktuell ist er geschlossen.
Schwarzenbeker Tafel ist mit einem Termin in der Woche weiterhin aktiv
Auch einige andere Angebote des großen Ortsvereins in der Europastadt machen Zwangspause wegen der Corona-Pandemie: Normalerweise aber gibt es einen Seniorenclub, Treffen in der Behindertengruppe und Erste-Hilfe-Kurse für Führerscheinbewerber.
Dafür ist die Schwarzenbeker Tafel am alten Güterbahnhof mit einem Termin jeweils freitags weiterhin unter Corona-Bedingungen aktiv. Und das Pflegeteam mit 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern betreut weiterhin Senioren in der Region. „Wir sind auch sofort mit eingestiegen, als die Stadt gemeinsam mit der Apothekerin Katrin Witzke und ihrem Team ein Corona-Testzentrum in der ehemaligen Realschule eingerichtet hat“, sagt der Schwarzenbeker DRK-Vorsitzende Mark Lehmann.
Geesthacht könnte neuen Ideen Raum geben
So ist die anfangs gestellt Frage, ob Geesthacht sich etwas von Schwarzenbek abschauen kann, schwierig zu beantworten. Hier gibt es 900 Mitglieder, dort nur 250. Die einen haben Angebote, die sich einfach auch aus einer langen Tradition speisen, die anderen sind angewiesen auf Aktuelles – was derzeit wegen Corona nicht zu haben ist. Mark Lehmann vom DRK-Ortverein Schwarzenbek sagt: „Unser Grundgedanke ist nach wie vor zu helfen, wenn es nötig ist.“ Und das motiviere die Mitglieder zu neuen Ideen. Vielleicht ist das auch etwas für Geesthacht: Versuchen, auch neuen Ideen Raum zu geben.