Geesthacht. Dr. Roland Doerffer wird mit dem Blunck-Preis der Stiftung Herzogtum Lauenburg geehrt. Vor einer Woche verstarb er überraschend.

Nur alle zwei Jahre verleiht die Stiftung Herzogtum Lauenburg ihren Umweltpreis. Auf der diesjährigen Ehrung am 4. September auf dem Gutshof Segrahn wird der Preisträger fehlen. Es ist der vor einer Woche überraschend verstorbene Dr. Richard Doerffer. Der Biologe war Mitglied des Geesthachter Nabu und ist am Mittwoch im Alter von 74 Jahren vor einem Supermarkt zusammengebrochen. Er konnte nicht mehr reanimiert werden.

Dass er für sein Lebenswerk mit dem Blunck-Umweltpreis geehrt werden soll, ist ihm wenige Tage vor seinem Tod noch mitgeteilt worden. „Wir hatten ihn schon länger für die Auszeichnung in unseren Köpfen“, sagt die Geschäftsführerin der Stiftung Andrea Funk. Vor allem durch seinen populären Dokumentarfilm „Traumberuf Förster“ über den Revierleiter der Kreisforsten Wolfgang Kruckow sei der Umweltschützer dem Auswahlgremium aufgefallen.

Dr. Doerffer ist vor einer Woche überraschend verstorben

„Das ist schon sehr tragisch“, bedauert Andrea Funk die Situation. Sie hofft – sofern die Corona-Bedingungen es zulassen –, dass sich bei der Übergabe der Auszeichnung an die Hinterbliebenen trotz der traurigen Situation neben der Familie auch viele langjährige Weggefährten einfinden. Bei der Ehrung sollen Ausschnitte aus Filmen von Dr. Doerffer gezeigt werden.

Viele seiner Kurzfilme liefen regelmäßig im Vorprogramm im Kino des Kleinen Theaters Schillerstraße. Eine kleine Auswahl: Wildes Geesthacht, Geesthacht summt, Geesthacht blüht auf, Geesthacht vor 3000 Jahren, Der Nabu Geesthacht: Im Einsatz für die Natur, Helgoland: Tod im Lummenfelsen und Filme zu den Nächten der Fledermäuse und der Nachtigallen. Sein aktuelles Projekt konnte er nicht mehr fertigstellen. Eine Fußverletzung warf ihn bei „Wildes Geesthacht, Teil zwei“ zeitlich zurück.

Doerffer war ein tragendes Mitglieder der Nabu-Gruppe

„Roland Doerffer war ein tragendes Mitglied unserer Gruppe. Hilfsbereit, aber bescheiden, hat er sich für die Natur in unserer Umgebung eingesetzt“, sagt Heike Kramer, aktuell Vorsitzende des Nabu Geesthacht. Doerffer sah in der geplanten Umgehungsstraße die Gefahr einer großen Umweltzerstörung und beteiligte sich aktiv an Stellungnahmen und Einwendungen sowie Öffentlichkeitsarbeit. „Als Tüftler und Macher war es ihm ein Bedürfnis, den Menschen die Schönheit und Einzigartigkeit des Geesthachter Naturraums zu zeigen“, ergänzt Hartmut Haberlandt.

Zu den langjährigsten Mitstreitern des Biologen gehören Dr. Friedhelm Ringe und Hartwig Jürgens. Sie waren schon in den 1960er-Jahren im Deutschen Jugendbund für Naturbeobachtung aktiv, allerdings in verschieden Gruppen. Die drei kannten sich vom Sehen, bevor sie nach Geesthacht zogen. „Wir hatten damals festgestellt, dass hier in Sachen Naturschutz noch nicht viel los war“, sagt Hartwig Jürgens. „In der Zeit des Jugendbundes ist er mit einem Naturfilmer in Kontakt gekommen“, weiß Dr. Friedhelm Ringe. Das war wohl der Beginn seiner Leidenschaft für das Filmen.

Einem Tag vor seinem Tod ein Vogelstimmen-Webinar gestreamt

Dr. Roland Doerffer arbeitete am GKSS, Ende der 70er Jahre zog er mit seiner Familie von Hamburg aus um und trat dem damaligen Bund für Vogelschutz Geesthacht 1981 bei. Von 1989-1997 war er Vorsitzender. Hartwig Jürgens ist Experte für Vogelstimmen, machte Führungen unter dem Motto „Was singt denn da?“. Eine Leidenschaft, die er mit Dr. Roland Doerffer teilte.

Einen Tag vor seinem Tod hatte er noch ein Vogelstimmen-Webinar auf Youtube gestreamt. „Ich bin eher der Feldbiologe, er war der moderne Biologe“, sagt Ringe. Zur Erkundungen in Sachen Algenentwicklung in der Nordsee hob Doerffer auch mit dem Kleinflugzeug ab – er hatte eine Pilotenlizenz. Zudem war er Computerexperte, rief vor über 20 Jahren die Homepage des Nabu Geesthacht ins Leben. Während der coronabedingten Versammlungsverbote hat er Online-Meetings und Webinare ermöglicht.

„Wie sind unendlich traurig, so plötzlich von Roland Abschied nehmen zu müssen, und vermissen ihn sehr – als Freund und als Mitstreiter“, sagt Heike Kramer für die Geesthachter Nabu-Ortsgruppe. „Er hinterlässt eine ganz große Lücke“, urteilt Dr. Friedhelm Ringe. „In der Vielfalt, die er drauf hatte, gibt es im Nabu niemanden.“