Geesthacht. Großer Andrang am Montag in der Fußgängerzone. Geschäfte wieder geöffnet. Auch aus dem Umland kommen Leute. Wo es besonders voll wurde.

Am Tag nach dem fast dreimonatigen Corona-Lockdown öffnete Leiterin Grit Schubert die Geesthachter Nessler-Filiale ausnahmsweise ein paar Minuten vor der eigentlichen Ladenöffnung um 9.30 Uhr. Zu diesem Zeitpunkt warteten bereits rund 20 Kunden, die es kaum erwarten konnten, endlich wieder zu shoppen.

Die große Lust am Einkaufen nach dem Lockdown lockte selbst an einem Montag viele Geesthachter und Menschen aus der Umgebung in der Fußgängerzone.

Die neue Lust am Einkaufen: Großer Andrang in Geesthacht

Vor C&A standen die Kunden den ganzen Tag Schlange. Die Polizei stellte keine Vergehen gegen die Corona-Regeln fest.
Vor C&A standen die Kunden den ganzen Tag Schlange. Die Polizei stellte keine Vergehen gegen die Corona-Regeln fest. © Dirk Schulz

Auf dem Parkplatz des Rewe-Center gab es seit Langem mal keine freie Auswahl mehr an Parkplätzen. Vor C&A (maximal 85 Kunden) oder dem Sonnenstudio Sun­point war der Andrang so groß, dass immer wieder Kunden draußen Schlange standen.

„Ich kann mich über den Zuspruch nicht beklagen“, sagt Sascha Steeg, der Leiter der C&A-Filiale. Erst eine gute Stunde, nachdem er seine Ladentür geschlossen hatte, hatte der letzte Kunde auch das Geschäft verlassen.

Polizei fährt Streife, stellt aber keine Verstöße gegen Corona-Regeln fest

Trotz des für Geesthachter Verhältnisse großen Interesses am Einkaufen stellte die Polizei, die vermehrt in der Fußgängerzone Streife fuhr, keine Verstöße gegen die geltenden Corona-Regeln fest.

Bei Nessler mit seinen 5000 Quadratmetern Verkaufsfläche wären gleichzeitig 250 Kunden erlaubt gewesen. Etwa 100 Kunden dürften es am Montagmittag gewesen sein. „Es ist voll, wie auf einem guten Sonnabend“, sagte Filialleiterin Schubert.

Stark reduzierte Winterware, auch Frühjahrskollektion schon vorhanden

Bei bis zu 70 Prozent Rabatt auf Winterware dürften viele fündig geworden sein. Aber nicht nur Angebote standen hoch im Kurs. So suchte die Schwarzenbekerin Heike Nolte zwar „was Schönes vom Ausverkauf“, wollte sich gleichzeitig aber von der Frühjahrskollektion inspirieren lassen.

„Angesagt sind derzeit Plissee-Röcke, schöne Farben, T-Shirts mit Aufdruck und viel Bling-Bling. Und die Hosen werden weiter“, so Schubert. Und weiter: „Der Geesthachter ist kein Schnäppchenjäger. Für ein neues Outfit wird auch Geld ausgeben. Aber gute Beratung ist das A und O.“

Spielzeuge zum Anfassen statt zum Bestellen

Heidi Bethke aus der Spielzeugabteilung ergänzte: „Bei uns darf man alles anfassen. Das ist doch viel besser als bei Amazon. Heute war schon eine Mutter mit ihrer kleinen Tochter da, die nach der Schule unbedingt zu uns kommen wollte.“

Ein paar Meter weiter die Einkaufsstraße herunter stehen bei Schuh Bode die Zeichen bereits ganz auf Frühling. Die Winterstiefel sind bis auf ein paar wenige Artikel, die sich auch in der Übergangszeit noch gut tragen lassen, schon eingelagert. Da der Herbst-Winter-Verkauf bereits im September startete, konkurrieren die verbliebenen, nun aussortierten Artikel nicht mit der neuen Ware um Lagerflächen.

„Leute schauen nicht nur, sie kaufen auch wirklich“

„Die Leute schauen nicht nur, sie kaufen auch wirklich“, hat Filialleiterin Silke Oltmann festgestellt. Angesagt seien Sneaker in Hellblau, überhaupt wären Blautöne eine der beherrschenden Modefarben, auch bei Herrenschuhen.

„Die Kunden waren sehr diszipliniert, nur eine Kundin, die eine Maske aus Stoff trug, verließ den Laden nach dem Hinweis etwas verschnupft wieder“, berichtet Oltmann vom Eröffnungstag. „Ansonsten war es sehr gesittet. Alle freuten sich, dass wir wieder richtig geöffnet hatten.“

Wirtschaftliche Vereinigung Geesthacht kritisiert Politik

22 Kunden dürfen auf einmal ins Geschäft, „aber so viele lasse ich nicht rein“, sagt die Filialleiterin. Sie setzt auf größere Abstände als erlaubt. Silke Bode nutzte ebenfalls die Gunst der Stunde, ging um die Ecke zum Shoppen zu Jeans Fritz und sicherte sich ein paar Sweatshirts.

Jürgen Wirobski, Vorstandsvorsitzender der Wirtschaftlichen Vereinigung Geesthacht, freute sich einerseits über die volle Fußgängerzone, ärgerte sich aber darüber, dass die Politik nicht genug unternommen hat, um so eine Entwicklung eher herbeizuführen. Etwa durch den Einsatz von moderner Technik oder von Schnelltests. „Dass diese bei Aldi innerhalb von Minuten ausverkauft waren, zeigt doch, dass die Leute das wollen“, sagt er.

Wenn es wegen der Inzidenzwerte zu einem dritten Lockdown kommen sollte, sieht Wirobski „großen Verdruss. Das werden die Leute nicht vergessen bis zu den Wahlen.“