Escheburg. Der Terrier-Mischling bewältigt seine Behinderung mit Bravour. Seine Besitzerin ist traurig, wie einige Menschen reagieren.

Der 15 Jahre alte Jack-Russell-Mix Balu freut sich seines Lebens. An den Hinterpfötchen trägt er Hundeschuhe, sein Hinterteil steckt in einem Hunderollstuhl. Das scheint den kleinen Vierbeiner aber nicht sonderlich zu stören. Neugierig spaziert Balu über den Asphalt. Als die Escheburgerin Marlene Drews den Rüden vor zwölf Jahren aus dem Geesthachter Tierheim holte, hatte der es faustdick hinter den Ohren.

Marlene Drews war bereits die fünfte Besitzerin, die ihn aufnahm. Mit seinem neuen Frauchen hatte Balu endlich Glück. Sie brachte ihn nicht wie seine Vorbesitzer zurück ins Tierheim. Das Problem: Balu war früher sehr ungnädig mit Tier und Mensch. Ein Spaziergang mit ihm war eine Herausforderung. Mit der richtigen Erziehung, Nerven wie Drahtseile und viel Liebe machte Marlene Drews aus Balu einen angenehmen Gesellen, der sich pudelwohl zu fühlen scheint.

Jack-Russell-Mix Balu hat einen Hunderollstuhl

Marlene Drews mit ihrem 15-jährigen Jack-Russell-Mix Balu, der durch einen Rolli wieder mobil ist.
Marlene Drews mit ihrem 15-jährigen Jack-Russell-Mix Balu, der durch einen Rolli wieder mobil ist. © Ariaane D. Funke | Ariaane D. Funke

Gemeinsam absolvierten sie sogar eine Ausbildung zu einem Mantrailer-Team. Durch die Suche nach vermissten Personen wuchs das Gespann weiter zusammen. Doch vor einem Jahr passierte es: An beiden Hinterläufen trat eine Lähmung auf. „Balu war noch so fit und voller Energie, nur die Hinterbeine wollten nicht mehr“, sagt Marlene Drews.

Statt ihren Liebling einzuschläfern, hat sie für Balu einen Rollwagen besorgt. Damit ist er fast so flink wie früher. Und sogar das geliebte Mantrailing hat das Duo wieder aufgenommen. „Im vergangenen Jahr sogar noch in der Gruppe, doch wegen der aktuellen Bestimmungen trainieren wir beide jetzt allein“, berichtet die Besitzerin.

Balu wird regelmäßig zur Physiotherapie nach Neuengamme gebracht

Weil Balu mit seinen 15 Jahren schon ein „alter Mann“ ist, wollte Marlene Drews ihm keine Vollnarkose zumuten, um herauszufinden, woher die Lähmung kommt. „Der Tierarzt sagt, dass vom Bandscheibenvorfall bis zur Arthrose alles Mögliche die Ursache sein kann. Eine Heilung ist nicht in Sicht. Warum sollte ich daher das Risiko eingehen, Balu in Vollnarkose versetzen zu lassen nur um eine genaue Diagnose beim Röntgen zu bekommen?“

Damit ihr Hund fit und schmerzfrei bleibt, bekommt Balu regelmäßig Rotlicht. „Zweimal wöchentlich bringe ich ihn außerdem zur Physiotherapie nach Neuengamme, dort wird er mit Schwimmen oder Massagen fit gehalten“, berichtet die Hundebesitzerin. Den Rolli hat sie aus dem Sanitätshaus für Tiere in Lüneburg, dort wird auf Maß gefertigt und verkauft. Außerdem gibt es ein kleines Kontingent an Rollstühlen, die verliehen werden, wenn die Maße des Hundes stimmen.

Traurig über Reaktoinen einiger Menschen

Traurig ist Marlene Drews über die Reaktionen einiger Menschen, die den Kopf schütteln, wenn sie den beiden bei einer Gassirunde begegnen. „Balu hat keine Schmerzen und freut sich seines Leben. Und mit dem Rolli kommt er gut zurecht“, ist sich Marlene Drews sicher.