Geesthacht. Statt wie geplant in diesem Sommer wird die St. Petri Kirche einer Zwischennutzung durch Kita-Kinder erst in zwei Jahren abgerissen.

Entwidmung und Abriss – so lauten die Pläne für die St. Petri Kirche in diesem Sommer. Doch nun sieht alles anders aus, zumindest erst einmal. Der umstrittene Abriss der Kirche wird um zwei Jahre verschoben. Der Grund: Bis voraussichtlich 2022 werden die Kinder der Kindertagesstätte Worther Weg während des Neubaus der dortigen Kita auf dem Gelände vor der Kirche am Spakenberg in Containern eine Heimat finden.

Noch steht sie da, auf einem kleinen Hügel in der Oberstadt, durchaus ein wenig stolz mit ihrem spitzen, grünen, kupferverkleideten Turm. Eine Kirche im Bauhausstil mit einem großzügigen und hellen Kirchenraum, bunten Glasfenstern, geradlinig, schnörkellos, denkmalgeschützt – und beliebt.

„Leicht haben wir uns die Entscheidung mit dem Abriss nicht gemacht“, sagt Pastor Gunnar Penning. Sehr lange habe man überlegt, wie die Zukunft der Kirche, wie kirchliches Leben künftig aussehen könnte, und wie man das Gebäude in die Überlegungen einbinden kann. Es gab die eine oder andere Versammlung und so einige hitzige Diskussionen zu diesem Thema. „Für viele hat die Kirche eine große emotionale Bedeutung“, weiß Penning.

Der Kirchenkreis-Ost hält die Kirche für nicht förderungsfähig

Aber am Ende war klar: Das Gebäude hat keine Zukunft. Die Gemeinde schmilzt jährlich um 1,25 Prozent – ein Prozentsatz, der nicht nur für die Geesthachter, sondern für alle Gemeinden gilt. 6500 Mitglieder hat die evangelische Kirchengemeinde in Geesthacht noch. 30 Prozent weniger als noch vor 30 Jahren. „Das ist einfach zu wenig für zwei Kirchen“, betont Gunnar Penning. Seine Ansicht: Lieber alle Kraft und Energie am Standort St. Salvatoris bündeln.

Das letzte Wort hat der Kirchenkreis-Ost gehabt, in dem er St. Petri in seinem Gebäudeentwicklungsplan mit einem „C“ versehen hat – was soviel bedeutet wie „nicht förderungsfähig“. Kriterien dafür waren unter anderem die Erreichbarkeit sowie der bauliche Zustand. Und die Kirche sei eindeutig sanierungsbedürftig. Zustimmung zum Abriss haben die Landeskirche und der Kirchenkreis bereits gegeben. Was noch aussteht, ist das Ja von der Denkmalpflege. Und dennoch ist die Entscheidung gefallen und nicht umkehrbar, so sehr das auch viele Anwohner bedauern.

Ursprünglich sollten am 15. Juni die Vorarbeiten für den Umbau starten

Eine Nachnutzung hat sich bisher trotz intensiven Suchens nicht finden­ können, berichtet Gunnar Penning. „Nur das Interesse am reinen­ Grundstück ist groß, da haben­ sich viele Investoren gemeldet.“ Aber eben ohne das Gebäude. „Dabei hat die Kirche eine besondere Atmosphäre und Akustik“, sagt er. Im Grunde bestens geeignet für kulturelle Veranstaltungen, Ausstellungen, Konzerte. „Man könnte hier eine Menge daraus machen!“ findet er.

Dass selbst ein so spezielles Gebäude wie eine Kirche eine neue Nutzung erfahren kann, wird in den kommenden zwei Jahren geprobt. Denn wohin mit den Kita-Kindern aus dem Worther Weg, wenn dort neu gebaut wird? Und so erging an die Gemeinde die Anfrage vom Kirchenkreis, ob das Grundstück plus Kirche als Ausweichquartier genutzt werden könnte. Und es kann. Wie das aussehen wird, zeigt Knut Leymann, Architekt aus Geesthacht und Mitglied im Kirchengemeinderat sowie Vorsitzender des Bauausschusses.

Zwei Containerebenen werden die Hanglage auffangen

Im Vorraum der Kirche hat er die Pläne dafür ausgebreitet, die er erarbeitet hat. 64 Container werden auf der Grünfläche vor der Kirche aufgestellt, sieben Gruppen sollen dort auf zwei Etagen und 600 Quadratmetern Platz finden. Räumlichkeiten, die mehr Platz benötigen als ein Bewegungsraum oder der Speisesaal, werden in den Kirchenraum verlagert, der durch hölzerne Trennwände in kleinere Einheiten aufgeteilt wird. Der Hang vor der Kirche wird durch die Zweigeschossigkeit des Container­ensembles aufgefangen, sodass der Eingang der Kita-Zwischenlösung auf Ebene der Kirche liegen wird.

Der zeitliche Ablauf stand im Grunde fest. Am kommenden Sonntag, 14. Juni, sollte ein großer Entwidmungsgottesdienst in St. Petri gefeiert werden, an dem von der gemeindlichen Nutzung der Kirche Abschied genommen wird. Nur einen Tag später sollten die notwendigen Vorarbeiten für die Kita starten. Beides verschiebt sich nun aufgrund der Corona-Pandemie – ebenso wie der Neubau Worther Weg.

Ein neuer Termin für den Entwidmungsgottesdienst steht nicht fest

Während ein neuer Termin für die Entwidmung noch nicht feststeht, werden die Vorarbeiten für die Aufstellung der Container erst Anfang 2021 beginnen können. Vielleicht ist dann der Spakenberg auch wieder leichter erreichbar, sagt Leymann. Denn zurzeit ist dort eine große Baustelle, und es müsste genau geplant werden, auf welchem Weg die Laster zum Kirchenareal fahren können.

Zwei Jahre – eine Galgenfrist für St. Petri. Und wer weiß -- „vielleicht findet sich in der Zeit doch noch eine Nachnutzung“, hofft Gunnar Penning.