Schwarzenbek. Falsch befüllte Behälter werden von der Müllabfuhr gekennzeichnet und nicht geleert. Dafür haben nicht alle Anwohner Verständnis.
Gerade haben Oliver Weidling und Tobias OIm die letzte Biotonne in der Bismarckstraße geleert, da kommt ein älterer Herr strammen Schrittes auf sie zu. Einen roten Aufkleber hält er den beiden Männern von der Abfallwirtschaft vorwurfsvoll entgegen. „Was soll das? Wieso haben sie meinen Biomüll nicht mitgenommen?“, will er wissen. „Weil die Tonne nicht korrekt befüllt ist“, antwortet Oliver Weidling gelassen.
Konfrontationen gehören für die Männer von der AWSH Südholstein zum Alltag. Aufkleber wie diesen kleben Weidling und sein Kollege in den letzten Tagen immer wieder auf Biotonnen in Schwarzenbek. Wenn diese nicht richtig befüllt sind, werden die Tonnen mit dem Aufkleber versehen und bleiben bis zum nächsten Abholtermin stehen.
Mülldetektive kontrollieren Biotonnen in Schwarzenbek
„Mit der Aktion wollen wir die Anwohner dafür sensibilisieren, wie wichtig Mülltrennung ist“, sagt Olaf Stötefalke. Einige Anwohner würden ihren Biomüll nämlich in Plastiktüten sammeln und diese dann mit in die Biotonne werfen. Der Pressesprecher der Abfallwirtschaft Südholstein erklärt, welche Folge Kunststoff im Biomüll hat. „Gewisse Stoffe können nicht komplett kompostiert werden“, sagt er. Diese würden dann als kleine Partikel im Dünger auf Felder landen oder auch im Meer und so wieder den Weg in die Nahrungskette finden.
Auch von Biomülltüten aus Maisstärke rät Stötefalke ab. Die Tüten seien zwar biologisch abbaubar, der Prozess dauere aber rund drei Monate und somit zu lange. „Die Nutzer kaufen die aber mit gutem Gewissen, weil draufsteht, dass sie abbaubar sind“, sagt er. Und noch ein weiterer Grund spreche für konsequente Mülltrennung. „Bei Küchenabfällen setzt irgendwann die Vergärung ein. Dabei entstehen kleine Gasbläschen, weshalb Biomüll sehr energetisch ist“, so Stötefalke.
Oliver Weidling und Tobias Olm heben nur kurz den Deckel an, werfen einen prüfenden Blick in die braune Tonne und stellen diese dann in die Hebevorrichtung ihres Müllwagens. Im Wohngebiet rund um die Bismarckstraße passiert dies rund 430 Mal. Ausnahmen gebe es nur eine Handvoll, bei denen die vollen Tonnen stehenbleiben. „In Bereichen mit vielen Einfamilienhäusern ist an den meisten Tonnen nichts zu beanstanden“, sagt Olaf Stötefalke.
Bei Mehrfamilienhäusern und Wohnblöcken seien deutlich mehr fehlbefüllte Biotonnen zu finden. „Das liegt zum einen an der Anonymität, und zum anderen an den längeren Wegen.“ Manche Bewohner seien einfach zu bequem, um eine zweite Ladung getrennten Müll zu entsorgen. Manchmal sei es aber auch schlicht Ekel, der Menschen davon abbhalte, den Biomüll aus der Plastiktüte in die braune Tonne zu schütten und die benutzte Tüte anschließend wegzuwerfen.
Gurkengläser landen in der Biotonne
Dabei, so betont es Olaf Stötefalke, sei Mülltrennung kein großer Aufwand und letztlich nur Gewohnheitssache. „Wenn noch zwei Scheiben Käse in einer Plastikpackung sind, sollte es eigentlich möglich sein, Verpackung und Nahrung getrennt in den Müll zu werfen“, findet der. Dennoch komme es vor, dass ganze Gurkengläser in der Biomülltonne landen.
Dass Aktionen wie die aktuelle Kontrollwoche hilfreich sind, ist sich Olaf Stötefalke sicher. Die Zahlen aus der Bismarckstraße sprechen dafür, dass eine gewisse Sensibilität bei den Anwohnern durch offene Kommunikation erreicht wurde. Er glaubt aber auch, dass es manchem Anwohner einfach nicht zu vermitteln ist, dass Mülltrennung wichtig ist. Gewohnheit und Bequemlichkeit würden dem im Weg stehen. „Dass wir mal 100 Prozent zufrieden sind, ist eigentlich kaum zu erreichen.“