​Lüneburg. Friederike Vogel macht bei der BUNDJugend Hamburg mit Kleidertauschpartys und Kochaktionen auf Missstände aufmerksam.

Als Jugendliche ging Friederike Vogel mit ihren Freundinnen nachmittags gern zum Shoppen. Bis ihr die Auswirkungen ihres Verhaltens klar wurden. „Mit meinem Konsum beanspruche ich Ressourcen, die eigentlich anderen Menschen gehören“, sagt die 21-Jährige. Deshalb überlegt sie heute genau, was sie wirklich braucht, wo sie es besorgen kann und was sie auch selber machen kann. Mittlerweile ist Friederike Vogel Sprecherin der BUNDJugend Hamburg und klärt andere junge Menschen darüber auf, dass es viel sinnvollere Freizeitbeschäftigungen als Shoppingtouren gibt.

Um Jugendliche zu erreichen, sei das Erleben in der Gruppe ganz wichtig, sagt Friederike Vogel. Deshalb beschäftigen sie sich bei sogenannten Schnippeldiskos – gemeinsamen Kochaktionen mit überschüssigem Gemüse – mit Lebensmittelverschwendung, bei Aktionen wie „Plastic Attack“mit den Unmengen an Plastikverpackungen, die bei einem üblichen Supermarkteinkauf anfallen, und bei Kleidertauschpartys mit dem wahren Preis eines T-Shirts, das für 3,99 Euro im Laden hängt.

Ein Auslandsaufenthalt in Kolumbien brachte sie zum Umdenken

„Es ist offensichtlich, dass Menschen dafür unter schlechten Bedingungen arbeiten müssen. Aber in unserer Wohlstandsgesellschaft haben wir das Privileg, das zu übersehen“, sagt Friederike Vogel. Viele junge Menschen seien sich dessen bewusst, aber ihnen fehle das Werkzeug, um den ersten Schritt zu machen. Deshalb gibt die BUNDJugend auch praktische Tipps, wie durch Upcycling aus alten Dingen Neues entstehen kann oder wie Reste im Kühlschrank für leckere Gerichte verarbeitet werden können.

Ein Auslandsaufenthalt in Kolumbien löste bei Friederike Vogel ein grundsätzliches Umdenken aus. Während des entwicklungspolitischen Freiwilligendiensts begann sie, globale und regionale Probleme in einem größeren Zusammenhang zu sehen, vor allem im Bereich der Handelsbeziehungen. Zurück in Hamburg sah sie im Hafen die großen Containerschiffe einlaufen. „Voll beladen mit Waren, die für Ungerechtigkeit stehen“, sagt die Aktivistin. Zugleich steht der Hafen für eine enorme Umweltbelastung.

Umweltschutz und soziale Gerechtigkeit hängen eng zusammen

Hier setzt Friederike Vogel mit ihrem Engagement an. „Wenn ich mich für die Umwelt einsetze, kann ich gleichzeitig in vielen anderen Bereichen etwas bewirken. Umweltschutz und soziale Gerechtigkeit sind für mich untrennbar miteinander verbunden.“ So unterstützt sie keine großen Handelsunternehmen mehr, deren Geschäftsmodell am anderen Ende der Lieferkette zum Beispiel Kleinbauern im brasilianischen Amazonasgebiet unter Druck setzt.

Die Jugendbewegung Fridays for Future hat auch bei der BUNDJugend für mehr Zulauf gesorgt. „Das hat eine erstaunliche Symbolkraft. Greta Thunberg hat gezeigt: Auch ein einzelner Menschen kann ganz viel bewegen“, sagt Friederike Vogel. Das oft geäußerte Lob, dass junge Menschen sich jetzt so toll engagieren, kann sie allerdings nicht mehr hören. „Das ist ein Ausruhen darauf, dass die Jungen es schon richten werden. Das ist zu bequem gedacht.“

Die Aktivistin studiert Umweltwissenschaften in Lüneburg

Für ihr Studium der Umweltwissenschaften – genauer: Environmental and Sustainable Sciences – ist sie nach Lüneburg gezogen. Hier wohnt sie in einer WG nahe dem Bahnhof und schätzt die vielen Möglichkeiten, die die Kleinstadt für ein nachhaltiges Leben bietet. Mit ihren Mitbewohnern ist sie Teil einer Solidarischen Landwirtschaft und kauft viele Lebensmittel und Hygieneprodukte bei einer Unverpackt-Initiative auf dem Campus ein.

Den Studiengang an der Leuphana Universität hat die Umweltaktivistin gewählt, um noch besser die wirtschaftlichen, rechtlichen und gesellschaftlichen Zusammenhänge in der komplexen Nachhaltigkeitsfrage zu verstehen. „Die große Frage ist immer: Wo soll ich bloß anfangen? Ich denke, es sollte alles gleichzeitig geschehen. Deshalb will ich mich in Zukunft dafür einsetzen, dass die vielen Akteure sich nicht nur besser austauschen und vernetzen, sondern auch Druck bei der Umsetzung machen.“