Bargteheide. Die Firmenflotte von Andreas Wittmaack aus Bargteheide fährt mit Strom. Seine Touren plant er entsprechend – und hat keine Probleme.
1000 Kilometer am Tag legen die Fahrzeuge von Andreas Wittmaack zurück, wenn sie Geschäfte, Schulen und Gastronomiebetriebe in Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern mit frischen Backwaren beliefern. Seit drei Jahren sind sie zwei Drittel der Strecke mit Strom unterwegs.
Sechs Wagen mit Elektroantrieb zählt die Fahrzeugflotte des Bäckereimeisters aus Bargteheide inzwischen, der letzte Transporter mit Verbrennungsmotor soll in Kürze ausgemustert werden. „Die E-Autos sind nicht nur in der Beschleunigung deutlich spritziger, sie liegen auch viel ruhiger auf der Straße“, sagt Wittmaack und schwärmt: „Es ist eher ein Dahingleiten als ein Fahren.“ Auch privat ist der Bargteheider inzwischen auf ein Akku-betriebenes Auto umgestiegen. Er sagt: „Gegen einen Verbrenner möchte ich nicht mehr tauschen. Wenn man einmal Elektro gefahren ist, merkt man erst, wie unruhig und laut herkömmliche Motoren sind.“
Seine Solaranlage auf dem Dach war nicht ausgelastet
Die Entscheidung, die Flotte seiner Hofbäckerei umzustellen, traf Wittmaack vor drei Jahren. „Wir haben damals eine Solaranlage auf dem Dach der Bäckerei installiert und festgestellt, dass sie mit unserem Stromverbrauch nur zu einem Bruchteil ausgelastet war.“ Da kam Wittmaack die Idee, eine Ladestation für E-Autos auf dem Bäckereigelände einzurichten und den überschüssigen Strom für die Fahrzeuge zu nutzen.
„Gerade die Unternehmen haben die Verantwortung, eine Vorreiterrolle bei neuen Antriebstechniken einzunehmen“, sagt Wittmaack. Mit Unverständnis blickt er auf die Skepsis, die der Elektromobilität derzeit entgegengebracht werde. „Die Technologie ist so weit, dass E-Fahrzeuge im Alltag praktikabel sind, nur die Bereitschaft, sich umzustellen, fehlt vielen“, beklagt er. Das Argument, es gebe zu wenige Ladesäulen, lässt Wittmaack nicht gelten, sagt: „Das ist eine Sache der Planung.“
Fahrer verbringen ihre Pausen an der Ladesäule
Smartphone-Apps verschiedener Anbieter von Ladesäulen zeigen dem Bäckereichef, an welchen Orten es Stromstationen gibt. Allein in Stormarn sind es 59. „Ich kenne inzwischen auf jeder Liefertour Säulen, die genau auf dem Weg liegen.“ Touren könnten so gelegt werden, dass die Kuriere die ohnehin gesetzlich vorgeschriebene Fahrpause an einer Ladestation verbringen. „Mit einem Schnellladesystem, wie es mittlerweile an fast jeder Autobahnraststätte zu finden ist, ist der Akku in 30 Minuten voll.“
Ohnehin müsse nur selten unterwegs nachgeladen werden: „Unsere Modelle haben eine Reichweite von 400 Kilometern und wenn sie gerade nicht im Einsatz sind – was ja einen Großteil des Tages ausmacht – laden sie bei uns.“ Inzwischen haben auch einige der 28 Mitarbeiter der Hofbäckerei privat zum E-Auto gewechselt – an einer zweiten Station auf dem Bäckereigelände können sie kostenfrei laden. Auch eine öffentliche Lademöglichkeit auf dem Besucherparkplatz plant Andreas Wittmaack, drei weitere E-Transporter sollen in naher Zukunft die Flotte ergänzen.
Noch gibt es nur wenige Elektrofahrzeuge in Stormarn
Statistisch gesehen fristen Elektro-Fahrzeuge in Stormarn allerdings ein Nischendasein. 338 reine Elektro-Autos waren zu Jahresbeginn bei der Zulassungsstelle gemeldet, dazu 120 Hybriden. „Hersteller und Politik könnten viel mehr tun, um die Attraktivität zu fördern, sagt Wittmaack. „Es gibt bisher leider kaum Modelle mit Anhängerkupplung und Kombis könnten mehr Familien zum Umsteigen bewegen.“