Maike Heinatz zeigt, dass ein schöner Garten auch ökologisch wertvoll ist. Sie hält nichts von „Gärten des Grauens“.

Bei den Insekten in Norderstedt hat es sich herumgesprochen, dass es sich im Garten von Maike Heinatz gut leben lässt. Zwischen Blüten und Blättern summt und brummt es, es herrscht reger Flugbetrieb. Auf mehr als 2000 Quadratmetern hinter ihrem Haus am Friedrichsgaber Weg präsentiert sie den ökologisch wertvollen Gegenentwurf zu den „Gärten des Grauens“, die immer mehr in Mode geraten: Flächen mit Pflastersteinen oder Kieseln bedeckt. Pflegeleicht, aber mausetot.

Vor 23 Jahren ist Maike Heinatz in ihr Haus in Norderstedt gezogen und stellte fest, dass der einstige Nutzgarten mit den meisten Obstbäumen nicht mehr zu retten war. Alles musste neu angelegt werden. „Daraus ist ein Ganzjahresgarten entstanden“, sagt die Norderstedterin, die sich gemeinsam mit ihren summenden Besuchern darüber freut, dass auch in Herbst und Winter noch Blüten den Garten schmücken.

Heinatz schneidet ihre Pflanzen im Frühjahr herunter

„Ich wollte nicht einen Garten, der im Frühling blüht und ab dem Sommer nur noch grün ist“, sagt sie. Dabei liegt ihr nicht nur die Ästhetik am Herzen. „Bei der Beschäftigung mit diesem Thema bin ich auch auf die ökologische Schiene gekommen.“ Insekten, Vögel und andere Tiere freuen sich, wenn sie im Herbst noch Nahrung und später Überwinterungsmöglichkeiten im Garten finden. Das ist einer der Gründe, warum Maike Heinatz nicht, wie die meisten Gartenbesitzer, im Herbst ihre Pflanzen herunterschneidet, sondern im Frühjahr. „Bei mir fällt der Herbstputz aus“, sagte sie.

Und wenn sie im Frühjahr schneidet, bleibt das Schnittgut noch bis Ende März liegen. Insekten können damit sicher überwintern und Vögel nach letzten Saatkörnern und anderem Futter suchen, Vögel suchen nach Saatständen und Insekten. Außerdem schützt Maike Heinatz mit Pflanzen und Laub den Boden. Im Herbst entfernt sie nicht ein einziges Blatt. Damit erweist sie auch den Hummeln und viele andere Tiere einen Dienst bei ihrer Suche nach einem Unterschlupf für die kalten Jahreszeit. „Laub ist wahnsinnig wichtig für Boden und Tiere“, sagt sie. Heinatz weiß, dass viele Besitzer einen ansehnlichen, aber pflegeleichten Garten genießen wollen. Heinatz sagt, dass dieser Wunsch nicht im Widerspruch zum einem lebendigen Garten stehen muss. Ihr wichtigster Tipp lautet: „Bloß nicht bis ins Letzte alles aufräumen, sogar Totholz ist wichtig.“

Den Aufwand bei der Gartenpflege minimieren

Wer beim Pflanzen darauf achtet, ob Standort und Boden auch zu den Stauden oder dem Strauch passen, minimiert später den Aufwand bei der Gartenpflege. Ein anderer Effekt: Wenn Blätter den Boden verschatten, verhärtet er sich nicht und bleibt länger feucht und locker. In Maike Heinatz’ Garten stehen die Pflanzen so dicht beieinander, dass Unkraut kaum noch durchlugt.

„Man muss viel ausprobieren, besonders bei den Stauden“, sagt die Gartenexpertin. In jedem Fall gilt: „Vielfalt ist sehr tierfreundlich. Ich liebe Pflanzen, die viel zu bieten haben – nicht nur den Menschen, sondern auch den Tieren.“

Dass die Blütezeit in ihrem Garten das ganz Jahr dauert, hat Maike Heinatz mit dem geschickten Pflanzen erreicht. Im Frühjahr blühen bei ihr beispielsweise Veilchen, das oft als Unkraut geschmähte Scharbockskraut und Lungenkraut. Bei den Sträuchern sind es die pflegeleichten Kornelkirschen („Die sticht jede Forsythie aus“). Die Winter-Duft-Heckenkirsche beginnt zuweilen schon im Dezember zu blühen. Ebenfalls im Frühjahr entfalten Kaukasusvergissmeinnicht, Frühlingsplatterbsen und die robusten Christrosen ihre Pracht.

Weiter geht es im Sommer mit dem bei Insekten beliebten Phlox, der viel Nektar liefert, den Malven, den Wiesenknöpfen und dem Sommerflieder. Im Herbst blühen Rudbeckia, Astern und Katzenminze – wenn man sie vorher heruntergeschnitten hat, sogar zum zweiten Mal. Auch Goldrute und die Wilddistel Wilde Karde sind dabei. Der Efeu gehört im Herbst ebenfalls dazu. Er blüht sehr spät und bietet häufig die letzte Nahrungsquelle im Garten: die Insekten freuen sich am Nektar, die Vögel an den Beeren.

Auch Insekten brauchen Wasser

„Das ist entweder im Gartencenter oder beim Gärtner erhältlich“, sagt Maike Heinatz. Sie räumt ein, dass ein Garten wie ihrer am Anfang etwas mehr Arbeit macht als der übliche Rasen-Hecken-Garten. Vor allem gründliches Unkrautjäten und Angießen der Pflanzen sind angesagt. Aber dann lässt der Aufwand nach und das Ergebnis ist ein prächtiger Garten mit glücklichen Bewohnern, der pflegeleichter als ein Rasen ist. Nicht vergessen: Auch Insekten brauchen Wasser. Maike Heinatz empfiehlt einen bepflanzten Teich Quellstein, in dem das kleine Getier nicht ertrinken kann.

Die Norderstedterin hat inzwischen ihr Hobby zum Beruf gemacht. Bei Vorträgen und Seminaren erklärt sie, wie in Gärten im Holsteinischen kleine Öko-Paradiese entstehen können. Außerdem arbeitet sie als Gartenberaterin und erklärt und plant vor Ort, was sich für Fauna und Flora auf dem eigenen Grund und Boden machen lässt.

"Versiegelte Gärten heizen unsere Städte auf"

Maike Heinatz gehört außerdem zum Organisationsteam der Aktion „Offener Garten“ in Schleswig-Holstein und Hamburg. Zwei Tage im Jahr öffnen Gartenbesitzer ihre Grundstücke und auf Anfrage auch an anderen Tagen. Mit 17 Gärten sind die Organisatoren vor 20 Jahren angefangen, inzwischen sind es 260. Die Norderstedterin ist stets dabei. Was ist ein No Go? „Thujahecken“, sagt Maike Heinatz. „Sie liefern keinen Nektar und keine Pollen.“ Von versiegelten Gärten hält sie ebenfalls nichts: „Sie sind tot und heizen unsere Städte auf.“

Inzwischen kämpfen auch der Verband der Landschaftsgärtner und der Naturschutzbund (NABU) gegen die Steinwüsten. Kies- und Schotterbeläge werden insbesondere in Neubaugebieten verbaut, so der Bundesverband Garten- und Landschaftsbau (BGL). Aber auch in traditionellen Wohngegenden mit Einfamilienhäusern verschwindet Grün zugunsten einer Steinlage. Zum Beispiel weil die Besitzer sich körperliche Arbeit ersparen wollen oder keine Zeit für den Garten haben. Ein Irrtum, sagen Landschaftsgärtner. Zwischen den Steinen wachsen Pflanzen, die nur schwer zu entfernen sind.