Rellingen. An der Tangestedter Straße gedeiht alles ohne Gift und Kunstdünger. Viele Tier- und Pflanzenarten finden dort einen Lebensraum.

Ein wunderbares Beispiel für naturnahes Gärtnern ist der Entdeckergarten des Pinneberger Umwelthauses. Entstanden ist er vor fünf Jahren an der Tangstedter Straße. Die Bio-Gärtnerin Eva-Maria Dieckmann, die nebenan ihre Gärtnerei Trifolia betreibt, hat 16 Naturfreunden vom Verein Umwelthaus ein 2000-Quadratmeter-Grundstück dafür verpachtet.

Rainer Reischuck (66) war von Anfang an dabei, und noch immer arbeitet der frühere Sonderschul-Pädagoge dort. Mit vielen Kindern, die den Entdeckergarten besuchen (zwölf Gruppen in den vergangenen drei Monaten), baut er Gemüse auf Hochbeeten an, bastelt Ohrenkneifer-Schlafsäcke, Wildbienenlockstationen oder Insektenhotels, und der Kräuter-Spezialist Jens Clausen erklärt, welches Wildkraut zum Pesto taugt.

Wasser ist elementar für das Gedeihen der grünen Oase

Ein Gefühl für den Kreislauf der Natur ist wichtig für Rainer Reischuck und seine Mitstreiter. Für das Gedeihen der grünen Oase ist Wasser elementar: Regenwasser wird in einer Tonne gesammelt oder sollte besser aus einem Brunnen kommen statt aus der Leitung.

Je artenreicher ein Garten, desto gesünder ist er. Im Entdeckergarten wurden bewusst sonnige, halbschattige und schattige Zonen angelegt, in jeder fühlen sich andere Pflanzen und Tiere wohl. Sogar einen Teich gibt es, außerdem Obstbäume, und hinter dem offiziellen Entdeckergarten auch eine Sauna, eine Schwitzhütte und einen Hühnerstall.

Die meisten deutschen Gärten bestehen aus gemähtem Rasen und unkrautfreien Beeten. Anders sieht es beim naturnahen Gärtner aus: Holzstapel, Reisig- und Zweighaufen oder aufgeschichtete Steine seien kleine Biotope und Lebensraum für Tiere, sagt Reischuck. Überall wachsen wilde Blumen und Gräser, Wegwarte und Mohn, Königskerzen und Weidenröschen in Eintracht mit Kulturpflanzen. Disteln sollten für Insekten stehen bleiben, sagt Reischuck, und Sträucher als Lebensraum für andere Arten.

Überall steht etwas Unkraut

Der Bodenfruchtbarkeit hat sich Rainer Reischuck besonders gewidmet. Was die Entdeckergärtner etwa an Verholztem herausschneiden, wird gehäckselt, getrocknet, und dann in einem Brennofen verkohlt. Daraus machen sie hochfruchtbare Terra Preta (schwarze Erde) – ergänzt durch Pflanzenjauche, effektive Mikroorganismen und Gesteinsmehl.

Im Gemüsegarten wird versucht, Fruchtfolgen einzuhalten, Stark- und Schwachzehrer abzuwechseln, überall steht etwas Unkraut, das die Feuchtigkeit im Boden hält. Die poröse Oberfläche der Terra-Preta könne mehr Wasser im Boden speichern, und die Ernten seien beeindruckend, erzählt Reischuck. Aber auch durch das Säen von Leguminosen bekommt ein ausgelaugter Boden Nährstoffe.