Landkreis Harburg. Rechte Partei legt deutlich zu. Welche Unterschiede es zum deutschlandweiten Ergebnis gibt und wie Wähler in Gemeinden abgestimmt haben.
Die Europawahl hat auch im Landkreis Harburg gezeigt, dass sich mehr Menschen den rechten Parteien zuwenden und weniger Menschen ihr Vertrauen in die Parteien der aktuellen Ampelregierung setzen.
Dennoch ist das vorläufige Wahlergebnis im Landkreis kein genaues Abbild der Stimmung im gesamten Bundesgebiet. Während die Grünen hier ebenfalls stark verlieren, hält sich die SPD recht stabil. Zudem zeigen sich zwischen den Gemeinden teilweise große Unterschiede im Abstimmungsverhalten – am deutlichsten beim Ergebnis für die AfD.
Europawahl 2024 im Landkreis Harburg: AfD ist größter Gewinner
Die CDU hat im Landkreis Harburg 31,2 Prozent der Stimmen erlangt, das ist ein Plus von 2,3 Prozentpunkten gegenüber der Europawahl 2019. Die SPD kommt auf 16,6 Prozent, mit einem geringen Zugewinn von 0,3 Prozentpunkten. Die Grünen erhalten nur noch 13,3 Prozent – ein Minus von 13 Prozentpunkten. Die Linke verliert 1,4 Prozentpunkte, sie kommt auf 2 Prozent.
Unsere Grafik zeigt die Ergebnisse im Überblick – per Klick auf den Auswahlbutton auch für Buchholz, Winsen, Seevetal, Neu Wulmstorf, Rosengarten und die übrigen Samtgemeinden und Gemeinden im Kreis:
Zu den Gewinnern zählt im Landkreis Harburg insbesondere die AfD, die den höchsten Zuwachs verzeichnet und nun fast gleichauf mit den Grünen liegt. 13 Prozent der Wähler gaben ihre Stimme den Blauen, das ist ein Plus von 4,4 Prozentpunkten. Leicht gesteigert hat sich auch die FDP, von 6 auf 7 Prozent. Die Liberalen erzielen damit das zweithöchstes FDP-Ergebnis in Niedersachsen.
An der Elbe punktet die AfD, aber auch eine andere Partei
Beim Blick auf die Städte, Gemeinden und Samtgemeinden fällt vor allem eine Region im Osten des Landkreises auf: In der Samtgemeinde Elbmarsch kommt die AfD insgesamt auf 18,3 Prozent der Stimmen, den höchsten Wert verzeichnet ein Wahllokal in Tespe mit 26,3 Prozent.
Die CDU erhält in der Elbmarsch nur 28,1 Prozent, das ist der geringste Wert im Landkreis. Auch Grüne (10,5 Prozent) und FDP (5,3 Prozent) haben Anteile verloren. Die SPD erhält dagegen mit 18 Prozent ihr zweitbestes Ergebnis im Landkreis.
In einigen Orten erhalten die Rechten mehr als 20 Prozent der Stimmen
In den weiteren Kommunen kommt die AfD auf einen Stimmanteil zwischen rund 10 und 15 Prozent, letzteres in Tostedt. In einzelnen Wahllokalen fällt ihr Ergebnis jedoch deutlich höher aus. Mehr als ein Fünftel der Stimmen erzielt die rechte Partei außer in Tespe zum Beispiel auch in Teilen von Tostedt, Neu Wulmstorf, Winsen, Seevetal und Buchholz.
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In Buchholz und Jesteburg erzielt die AfD die niedrigsten Anteile, nur rund 10 Prozent der Wahlberechtigten gaben den Blauen hier ihre Stimme. Auch die Wähler im Landkreis Harburg, die ihre Stimme vorab per Brief abgegeben hatten, entschieden sich seltener für die Partei. Bei der Briefwahl liegt ihr Anteil in vielen Kommunen unter 10 Prozent.
Mehr als 20 Prozent erzielt die AfD in diesen Wahllokalen:
- Samtgemeinde Elbmarsch: Grundschule Tespe, Feuerwehrgerätehaus Schwinde-Stove, Bücherei Elbmarsch, Grundschule Obermarschacht, Harms Hus
- Samtgemeinde Tostedt: Königsmoor, Wistedt
- Gemeinde Neu Wulmstorf: Grundschule am Moor
- Stadt Winsen: Gemeindezentrum St. Jakobus
- Gemeinde Seevetal: Oberschule Meckelfeld, Dorfhaus Maschen
- Stadt Buchholz: Waldschule
- Samtgemeinde Hanstedt: Feuerwehrhaus Schierhorn
Größter Verlierer der Europawahl sind im Landkreis Harburg – wie auf Bundesebene – die Grünen, die ähnlich viele Stimmen wie die AfD erhalten haben. In der Elbmarsch und in Neu Wulmstorf kommen auch die Grünen nur auf rund 10 Prozent, ihr bestes Ergebnis verzeichnen sie in Buchholz mit 16,8 Prozent, gefolgt von Jesteburg (15,1 Prozent).
SPD hält sich im Landkreis stabil, doch es gibt auch Ausreißer
Konstant unter 20 Prozent bleibt die SPD in den Kommunen, die meisten Wähler entschieden sich in Neu Wulmstorf (19,1 Prozent) für die Sozialdemokraten. In einzelnen Wahllokalen erreicht die Partei dort auch etwa ein Viertel der Stimmen. Das schlechteste Ergebnis verzeichnet sie mit 14,3 Prozent in Hollenstedt.
An der Spitze hält sich im Landkreis Harburg die CDU. Sie vereint in den einzelnen Kommunen jeweils etwa ein Drittel der Stimmen auf sich. Dies reicht von rund 28 Prozent in Buchholz, Neu Wulmstorf und der Elbmarsch über rund 30 Prozent in Stelle, Winsen und Tostedt bis zu den Höchstwerten in Seevetal (33,3 Prozent), Hanstedt (34,4 Prozent) und Hollenstedt (34,7 Prozent)
Europawahl 2024: Im Landkreis Harburg wählen besonders viele Menschen
Die Europawahl stieß im Landkreis Harburg auf großes Interesse, er zählt zu den Landkreisen mit der höchsten Wahlbeteiligung in Niedersachsen. Sie liegt bei 68,2 Prozent und ist damit etwas höher als bei der Wahl 2019 (66,5 Prozent).
Am geringsten fiel die Wahlbeteiligung diesmal in Neu Wulmstorf (64,5 Prozent) aus, die meisten der berechtigten Wähler gingen in Rosengarten zur Stimmabgabe (75,2 Prozent).