Lüneburg/ Lauenburg/Hamburg. Traumschiff im Flussformat: Hier kann man die Elbe erleben – oder den Bund fürs Leben schließen.

Die Tour ist noch nicht beendet, da buchen Ruth und Josef Eckert schon die nächste. „Wir sind schließlich noch zwei Wochen hier“, erzählt die Rentnerin (71) vergnügt. „Und das Wetter soll ja besser werden.“ Grund genug für das Ehepaar aus dem Ruhrgebiet, den Törn mit der „Lüneburger Heide“ in diesem Jahr zweimal zu machen.

Die Ausflugsfahrt gehört zum traditionellen Repertoire ihres ebenso traditionellen August-Urlaubes in der Heide. Seit 39 Jahren kommen die Eckerts in die Heide, und seit zehn Jahren machen sie dann auch eine Schifffahrt mit der „Lüneburger Heide“. Dass es an diesem Tag die ganze Zeit regnet – man könnte sagen: schifft –, nehmen sie gelassen: „Absagen wollten wir nicht“, sagt Josef Eckert (78), „dann kommen wir lieber in zwei Wochen noch einmal.“

Ein Kanalbruch brachte den Eigner auf die Geschäftsidee mit den Hamburg-Törns

Auch der Kapitän nimmt das Wetter gelassen. „Das meiste regnet doch an einem vorbei“, sagt er und zwinkert. Außerdem hat sein Schiff schließlich ein Dach. Und Fahrkarten verkauft seine Frau Birgit nur so viele wie es Plätze im Salon gibt, also im Warmen und Trockenen. Kein Grund also für schlechte Laune auf dem Wasser, wenn es auch von oben kommt.

Ruth und Josef Eckert machen seit zehn Jahren einen Ausflug mit der „Lüneburger Heide“ – immer im August.
Ruth und Josef Eckert machen seit zehn Jahren einen Ausflug mit der „Lüneburger Heide“ – immer im August. © HA | Carolin George

Jürgen Wilcke hat die ersten sechs Lebensjahre auf dem Binnenschiff seiner Eltern gelebt, seit der Einschulung wohnte er abwechselnd bei Großeltern und Tanten.

Im Augenblick ist Jürgen Wilckes Reederei die einzige mit Sitz im Landkreis Lüneburg.

Als 1976 der Elbe-Seitenkanal mit dem damals größten Schiffshebewerk der Welt in Scharnebeck eröffnete, kam Wilcke Senior auf eine Geschäftsidee: Er bot Ausflugsfahrten durch den Riesenfahrstuhl für Schiffe an. Als der Kanal nur wenige Monate nach seiner Inbetriebnahme brach, zerbrach auch seine Geschäftsidee. Die Wilckes lebten fortan von Charterfahrten in den Hamburger Hafen.

Sohn Jürgen, 61, setzt die Familientradition auf seine Weise fort: Als der ausgebildete Binnenschiffer sich 1988 mit dem eigenen, nach seinen Vorstellungen für ihn gebauten Schiff selbstständig machte, war er 26 Jahre alt. Einige Mitbewerber hat er kommen und gehen sehen, im Augenblick ist seine Reederei die einzige mit Sitz im Landkreis Lüneburg.

Viel zu sehen auf der Fahrt von Lauenburg in den Hamburger Hafen

Damit niemand an Bord etwas verpasst, worauf der Kapitän während der Fahrt hinweist, erklärt er zu Beginn kurz die wichtigsten Begriffe für die kommenden Stunden: „Steuerbord, das ist rechts, und links ist Backbord.“

Schließlich ist viel zu sehen auf der Fahrt von Lauenburg in den Hamburger Hafen, die meistgebuchte Tour auf dem öffentlichen Fahrplan der „Lüneburger Heide“. Schon in Geesthacht sind die Neubauten der dortigen Hafencity interessant zu sehen, im Hamburger Hafen dann das neue, gerade fertig restaurierte Wahrzeichen, der Frachtsegler „Peking“.

Das Spannendste kommt nach dem Landgang an den Landungsbrücken

Doch das Spannendste kommt nach dem Landgang an den Landungsbrücken: wenn es an den Werften vorbei, unter der Köhlbrandbrücke hindurch nach Waltershof auf Tuchfühlung mit den richtig dicken Pötten geht. So wie die Ever Aim aus Panama mit 400 Metern Länge und 61,50 Meter Breite. „Wir wollen, dass unsere Gäste etwas zu sehen bekommen“, erklärt Birgit Wilcke. Auch wenn sie das mehr kostet: Die sogenannte Hafennutzungsgebühr fällt nämlich an für alle, die mehr als einfach Transitfahrten ohne Landgang und ohne Containergucken machen.

Hier schwimmt die Lüneburger Heide auf der Elbe.
Hier schwimmt die Lüneburger Heide auf der Elbe. © HA | Carolin George

Was die Gäste wohl am meisten lieben an seinem Ausflugsschiff? „Sie müssen nicht selbst am Steuer sitzen, sehen etwas von Natur und Landschaft, bekommen ein paar Informationen – und gehen gleichzeitig essen. Für manche ist die Tour ein schwimmender Kaffeekranz“, sagt Jürgen Wilcke. In der Bootsgastronomie legt seine Frau besonderen Wert auf hohe Qualität. „Das ist unser Anspruch.“

Matrose und Mädchen für alles Alexander Gensch ist seit mehr als 19 Jahren an Bord

Die beiden lernten sich im Jahr 2000 im Urlaub kennen, schmeißen seither gemeinsam das Schiff. Sie sind froh, dass sie ihr Team über die Corona-Pandemie halten konnten. Matrose und Mädchen für alles Alexander Gensch ist seit mehr als 19 Jahren an Bord, viele Servicekräfte seit zehn Jahren. „Das ist unsere Familie“, sagt Birgit Wilcke.

Apropos: Die „Lüneburger Heide“ ist auch Standesamtsaußenstelle. Wer diesen Service als Erstes genutzt hat? Das waren Jürgen und Birgit Wilcke selbst.

Weitere Touren gehen nach Mölln, nach Hitzacker sowie durch das Schiffshebewerk Scharnebeck: www.personenschifffahrt-wilcke.de Auf der Website des Hamburger Hafens finden Interessierte Infos über dort liegende Schiffe mit Angaben zu Länge, Breite, Tiefgang, Ladekapazitäten und Baujahr: www.hafen-hamburg.de.