Lüneburg. 300 Demonstranten setzen sich für Neubau der Bahnstrecke Hamburg-Hannover ein. Luisa Neubauer sagte kurzfristig ab und sprach in Slowenien.
Knapp 300 Teilnehmer haben sich am Freitagvormittag in Lüneburg bei einer Demonstration von „Fridays for Future“ für den Neubau der Bahnstrecke Hamburg-Hannover eingesetzt. Nach Polizeiangaben starteten die Demonstranten gegen 10.30 Uhr am Bahnübergang Uelzener Straße. Von dort zogen sie durch die Lüneburger Innenstadt. Während einer Zwischenkundgebung auf dem Marktplatz vor dem Lüneburger Rathaus wuchs die Teilnehmerzahl auf rund 400 an, teilten die Veranstalter mit.
Das Gesicht der deutschen „Fridays for Future“-Bewegung, Luisa Neubauer, hatte ihre Teilnahme am Protestzug in der Nacht kurzfristig abgesagt. „Aus Terminschwierigkeiten“, hieß es von den Organisatoren. Eine Abschlusskundgebung sollte am späten Nachmittag im Kurpark folgen. Dort und in der Leuphana Universität veranstaltet die Klimabewegung „Fridays for Future“ noch bis Sonnabendnachmittag einen Sommerkongress, unter anderem, um einen „globalen Klimastreik“ vorzubereiten. Dieser soll am Freitag, 15. September, stattfinden.
Sommerkongress soll Profil schärfen
Der Sommerkongress der noch jungen „Fridays for Future“-Bewegung ist eine interne Veranstaltung. Etwa 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem gesamten Bundesgebiet hatten sich für das Arbeitstreffen in Lüneburg angemeldet. „Politisch ist gerade eine ganz entscheidende Zeit. Die Bundesregierung und fossile Konzerne versuchen immer wieder, unsere Erfolge anzugreifen und behaupten mit leeren Sprüchen, alles schon längst im Griff zu haben“, schreiben die Veranstalter auf ihrer Website. Deshalb „werden wir Erfahrungen teilen, Erfolge feiern, mit Expert*Innen lernen, kreative Aktionen starten und eine gute Zeit haben.“
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Bei dem Kongress gibt es zahlreiche Workshops, in denen sich die Aktivisten gegenseitig schulen, und es werden Strategien des Klimaprotests diskutiert. „Seit fünf Jahren gehen wir als Bewegung auf die Straßen und haben schon unglaublich viel erreicht: Kohleausstieg, eine gewonnene Klimaklage und Millionen Menschen auf den Straßen. Um weiter zu gewinnen, müssen wir unsere Power bündeln“, schreiben die Veranstalter weiter.
„Fridays for Future“ grenzt sich von Aktionen der Klimakleber ab
Doch nicht zuletzt die Aktionen der „Letzten Generation“ hätten den Klimaprotest ins Stocken gebracht. Die Freitagsdemonstrationen stagnierten oder hätten in der Größe abgenommen. „Wir grenzen uns als Bewegung ganz klar von den Aktionen der Klimakleber ab und stehen für Demonstrationen, bei denen jeder vom Kleinkind bis zur Oma teilnehmen kann“, sagte ein junger Mann am Rande der Demonstration.
In Lüneburg forderten die Demonstrationsteilnehmer in Redebeiträgen und auf Plakaten eine neue Bahnstrecke zwischen Hamburg und Hannover. Seit mehr als einem Jahr gibt es in den von einem möglichen Neubau betroffenen Regionen Demonstrationen gegen eine neue Bahnstrecke.
Kritik: Bürger fühlten sich bei Bahnneubau übergangen
Kritiker werfen der Bahn vor, sich mit den Neubauplänen nicht an den Kompromiss „Alpha E“ von 2015 zu halten. Dieser sieht einen Ausbau der bestehenden Strecke über Lüneburg und Celle vor.
Die niedersächsische Landesregierung und der SPD-Bundesvorsitzende Lars Klingbeil mit dem Wahlkreis Rotenburg/Heidekreis fordern ebenfalls einen Aus- und keinen Neubau. Aktuell liegen die Vorplanungen in Berlin. Eine Entscheidung über einen Neubau könnte noch in diesem Jahr fallen.
Luisa Neubauer: Besuch in Slowenien wegen Flutkatastrophe
Aktivistin Luisa Neubauer hat bei einem Besuch in dem von einer verheerenden Flutkatastrophe betroffenen Slowenien von den Regierungen Europas entschiedenere Anstrengungen im Kampf gegen den Klimawandel gefordert. „Dieses Jahr und besonders dieser Sommer muss ein Wendepunkt für das europäische Handeln gegen die Klimakatastrophe werden“, so Neubauer am Freitag bei einem Auftritt in der Hauptstadt Ljubljana.
„Wir verlangen, dass die europäischen Führungspersönlichkeiten aufwachen angesichts dieser Krise.“ Neubauer kündigte an, in den Flutgebieten helfen zu wollen. Nach Angaben von Fridays for Future Deutschland hätten sich zwischen 200 und 300 Freiwillige für einen Einsatz gemeldet, darunter auch einige aus Deutschland.