Hanstedt. Idyllische Lage und Wertschätzung für Personal und Gäste: Was das Hotel Sellhorn in Hanstedt zu einem außergewöhnlichen Ort macht.

Es war ein ungünstiger Zeitpunkt, als die Familie Sellhorn in ihrem Bauernhaus am Rande des Postkutschenweges in Hanstedt eine Gaststätte eröffnete, um Einheimische und Reisende mit den hofeigenen Erzeugnissen zu bewirten. Man schrieb das Jahr 1873, der Börsenkrach von Wien beendete auch in Deutschland jäh den Aufschwung der Gründerzeit.

Und doch: Binnen 150 Jahren verwandelten sechs Generationen die ländliche Gaststätte, die einst „Zu den Linden“ hieß, zum beliebten Hotel Sellhorn – ein Vier-Sterne-Haus im Landkreis Harburg mit 50 Zimmern und Suiten, dazu Tagungsräume, Hallenbad, Sauna, Beauty- und Wellness-Abteilung. Das Restaurant bietet nunmehr 160 Sitzplätze in unterschiedlichen, modern gestalteten Bereichen.

Hotel Sellhorn in der Lüneburger Heide: Von der Gastwirtschaft zum Vier-Sterne-Haus

Dennoch: Die Fassade des ursprünglichen Bauernhauses ist fast unverändert geblieben. Und auch die kleine, ursprüngliche Gaststube wurde erhalten. Sogar mit den Sofas von anno dazumal. Nur wurden deren Stoffbezüge gegen edles Leder ausgetauscht.

Die Fassade des Hauses 1937. Sie ist bis heute fast unverändert.
Die Fassade des Hauses 1937. Sie ist bis heute fast unverändert. © HA | Ringhotel Sellhorn/martina berliner

Altes mit Neuem zu verbinden, gehört zum bewährten Konzept. Denn auch nach der Gründung blieb es zunächst wirtschaftlich schwierig. Als der Heidetourismus Anfang des 20. Jahrhunderts gerade Fahrt aufzunehmen begann, folgten weitere Notzeiten. Der Erste Weltkrieg, die Depression der 1920er-Jahre, der Zweite Weltkrieg. Kinder und Kindeskinder der Sellhorns waren mit vielen Krisen und Herausforderungen konfrontiert.

Der Ur-Ur-Ur-Enkel der Gründer leitet das Hotel in der Lüneburger Heide seit 2015

Zum Erfolg des Hotels zählt deshalb vor allem eines: die Liebe zum Familienbetrieb sowie eine Leidenschaft und auch Talent für die einfühlsame Betreuung der Gäste. Nele Landschof und ihr Bruder Sven Dierksen, Ur-Ur-Ur-Enkel der Gründer, leiten das „Sellhorn“ seit 2015 gemeinsam. Für sie ist das Hotel nicht in erster Linie Arbeitsplatz, sondern vor allem Zuhause.

Der Beruf ist Berufung, Eltern und Ehepartner leisten tatkräftigen Rückhalt. Die vielen langjährigen Mitarbeiter sind Vertraute. „Während der Pandemie, als niemand wusste, wie es weitergeht, haben wir uns alle gegenseitig Mut gemacht und Halt gegeben. Sonst hätten wir das psychisch nicht durchgestanden. Mir kommen jetzt noch fast die Tränen, wenn ich daran zurückdenke“, erzählt Nele Landschof.

Seit 1873 war das Haus immer geöffnet, selbst während der Weltkriege

Der Schock der zwangsweisen Schließung sitzt bis heute tief. Seit 1873 war das Haus immer geöffnet gewesen. Sogar während der Weltkriege. „Damals wohnten hier Soldaten, die wollten das Mobiliar mitnehmen, aber das hat unsere Oma verhindert“, erzählt Nele Landschof.

Über Generationen waren es beherzte und visionäre Frauen und Männer, die das Haus erhielten und voranbrachten. 1935 wurde die ersten Zentralheizung Hanstedts im Gasthaus installiert. 1947 die ersten vier Fremdenzimmer ausgebaut. Mit fließend warmem Wasser! Damals eine Sensation.

Nele Landschof und ihr Bruder Sven Dierksen, Ur-Ur-Ur-Enkel der Gründer, leiten das „Sellhorn“ seit 2015 gemeinsam.
Nele Landschof und ihr Bruder Sven Dierksen, Ur-Ur-Ur-Enkel der Gründer, leiten das „Sellhorn“ seit 2015 gemeinsam. © HA | martina berliner

Der Gemüsegarten, den Nele und Sven als Kinder mit ihrer Großmutter beackerten, ist Anbauten gewichen. Dahinter erstrecken sich heute gepflegte Rabatten und Rasenflächen, von denen man weiten Blick in die Wiesen des Auetals genießt.

Heide Park Soltau, Barfußpark Egestorf, Kartcenter Bispingen direkt in der Nähe

Von der Restauranttür aus kann man zu Spaziergängen in die liebliche Landschaft starten oder durch Hanstedts romantischen Ortskern bummeln. Ein beliebtes Ziel ist das Kaufhaus Dittmer, das beinahe so alt ist wie das Hotel Sellhorn. „In den 50er-Jahren kamen Hamburger nach Hanstedt, um bei Dittmer Kleidung zu kaufen und bei uns Ferien zu machen“, sagen die Geschwister. Der Naturschutzpark mit seiner Heidelandschaft, Freizeitparks wie Wildpark Nindorf, Barfußpark Egestorf, Kartcenter Bispingen, Heidepark Soltau und nicht zuletzt die verkehrsgünstige Lage in Autobahnnähe machen Hanstedt als Urlaubs-, Ausflugs- und Tagungsort enorm attraktiv.

„Das Gesamtpaket überzeugt“, meint Sven Dierksen. Dass aber wohl doch das Menschliche ausschlaggebend ist, zeigt die Tatsache, dass nach der pandemiebedingten Schließung alle Mitarbeiter zurückkehrten.

Alle Lehrstellen sind besetzt, auch die Ausbildungsplätze sind schon vergeben

Das „Sellhorn“ ist einer der wenigen gastronomischen Betriebe, die nicht unter Fachkräftemangel leiden. Sogar die Rekrutierung von Nachwuchs fällt nicht schwer. Alle Lehrstellen sind besetzt, auch die Ausbildungsplätze ab August sind schon vergeben. „Das ist dem enormen Engagement meiner Schwester zu verdanken, die intensiv wirbt, jede Ausbildungsmesse besucht und unsere Azubis als Botschafter in die Schulen schickt“, lobt Sven Dierksen.

Eine Familie steht für Tradition und Innovation:  Sven und Yuliia Dierksen (von links), Ina Maria und Axel Dierksen mit den Enkelkindern Karl und Mia, Nele und Philipp Landschof. Foto: Ringhotel Sellhorn Die Fassade des Hauses 1937. Sie ist bis heute fast unverändert. Foto: Ringhotel Sellhorn Die ursprüngliche kleine Gaststube wurde nur behutsam modernisiert. Foto: Martina Berliner Die Gaststube 1950. Vom Garten aus schauen die Gäste in die Wiesen des Auetals. Foto: Martina Berliner
Eine Familie steht für Tradition und Innovation:  Sven und Yuliia Dierksen (von links), Ina Maria und Axel Dierksen mit den Enkelkindern Karl und Mia, Nele und Philipp Landschof. Foto: Ringhotel Sellhorn Die Fassade des Hauses 1937. Sie ist bis heute fast unverändert. Foto: Ringhotel Sellhorn Die ursprüngliche kleine Gaststube wurde nur behutsam modernisiert. Foto: Martina Berliner Die Gaststube 1950. Vom Garten aus schauen die Gäste in die Wiesen des Auetals. Foto: Martina Berliner © HA | martina berliner

Dass altgediente Mitarbeiter bleiben und junge dazu kommen, liegt an der im Haus herrschenden Harmonie und der Wertschätzung durch das Führungs-Duo. Die zeigt sich darin, dass sich die Chefs selbst für keine Arbeit zu schade sind. Die zeigt sich aber auch in Form individuell angepasster Arbeitszeiten und eingeschränkter Betriebszeiten.

Zu Weihnachten hat das Restaurant nur für die Hotelgäste geöffnet

Inzwischen öffnet das Restaurant von montags bis freitags erst abends. Nur an Wochenenden und Feiertagen gibt es schon mittags warme Küche. Und zu Weihnachten hat das Restaurant nunmehr ausschließlich für Hotelgäste geöffnet, damit ein großer Teil des Personals mit den eigenen Familien feiern kann.

Bei allem Schrecken hat Corona für die Region Lüneburger Heide letztlich auch Gutes bewirkt. Die Gästezahlen steigen stetig, weil viele Menschen seither lieber Ferien im eigenen Land machen. Das Ringhotel Sellhorn begrüßt jetzt immer mehr Familien. Und auch außerhalb der Ferienzeiten ist das Haus gut gebucht. „Eine Saison gibt es bei uns eigentlich nicht. Von Januar bis März haben wir Yoga-Wochen. Es folgen viele Feiertage im Mai, die Sommerferien, die Heideblüte, der bunte Herbst und zum Jahresende die Familientreffen und Firmenfeiern“, sagt Nele Landschof.

Hotel Sellhorn: Die siebte Betreiber-Generation wächst schon heran

Sie und ihr Bruder haben in nächster Zeit viele Aufgaben zu bewältigen: Die Technik im Haus muss auf den neuesten Stand gebracht, in manchen Zimmern der Komfort vervollkommnet werden. Es braucht eine modernere Lounge und ein neues Blockheizkraftwerk.

Jedes Projekt wird gemeinsam diskutiert und erwogen. Entscheidend ist die Frage: Was wird den Gästen gefallen? Dabei stellen der Restaurantfachmann und die Hotelfachfrau immer wieder fest, wie gut sie einander ergänzen. Beste Voraussetzungen also für weitere Kapitel der Erfolgsgeschichte. Und eine siebte Generation wächst auch schon heran: Sven Dierksens vierjähriger Sohn Karl hilft bereits jetzt lieber im Hotel mit, als in den Kindergarten zu gehen. Vielleicht wird er den Familienbetrieb einmal übernehmen. Womöglich mit seiner kleinen Schwester Mia.

Ringhotel Sellhorn, Winsener Straße 23, 21271 Hanstedt, Telefon: 04184-8010, www.hotel-sellhorn.de