Stade/Bremervörde. Reaktivierung der fast 125 Jahre alte Eisenbahnstrecke zwischen Bremervörde und Stade beginnt sofort. Die EVB setzt auf Wasserstoffzüge.

Gute Nachrichten für den Schienenpersonennahverkehr (SPNV) im Elbe-Weser-Dreieck: In einer Sondersitzung hat der „Lenkungskreis Reaktivierungen“ unter Leitung des niedersächsischen Wirtschaftsministers Olaf Lies einstimmig den sofortigen Maßnahmenbeginn für die Reaktivierung der fast 125 Jahre alten Traditions-Eisenbahnstrecken zwischen Bremervörde und Stade beschlossen. Dieser Abschnitt ist auch bekannt als „Nordast“ der Moorexpress-Strecke.

Vier bis zwölf Züge pro Tag – Strecke wurde nie ganz stillgelegt

Die rund 30 Kilometer lange Strecke ist Teil des insgesamt 235 Kilometer umfassenden Schienennetzes der Eisenbahnen und Verkehrsbetriebe Elbe-Weser (evb), weit darüber hinaus bekannt als Betreiber der ersten Wasserstoffzug-Flotte der Welt im Linienbetrieb. Als Strecke, die nie ganz stillgelegt wurde, fahren zwischen Bremervörde und Stade heutzutage vier bis zwölf Züge pro Tag. Neben dem Moorexpress sind dies auch Logistik- beziehungsweise Güterzüge und Überführungsfahrten. Entsprechend sei die Infrastruktur bereits weitgehend ertüchtigt und befinde sich in einem guten Zustand, teilte die evb in einer Pressemitteilung mit.

Investitionen in erster Linie in Signaltechnik und Bahnsteige

„Investitionen sind in der Hauptsache in Signaltechnik und Bahnsteige erforderlich. Durch den guten Streckenzustand und die fortgeschrittenen Vorplanungen ist eine Umsetzung besonders zeitsparend möglich, zumal die Infrastruktur-Eignerschaft der evb viele Abstimmungen erleichtert“, sagte Geschäftsführer Christoph Grimm. Eine 2022 erstellte Machbarkeitsstudie hatte einen deutlich positiven Kosten-Nutzen-Indikator (NKI) ergeben.

Durch eine Verlängerung über Hammah nach Himmelpforten auf der bestehenden DB-Netz-Infrastruktur könne der NKI weiter gesteigert werden. Zudem empfehlen die Gutachter, die Stadt Stade durch zusätzliche Halte am Bildungscampus Riensförde und am Klinikum (DB-Infrastruktur) auf der Schiene besonders gut zu erschließen.

Ziel der EVB: Deutschlands ‚grünste‘ Streckenreaktivierung

Großes Interesse löste laut evb-Geschäftsführer Christoph Grimm die Perspektive aus, Bremervörde – Stade als „Deutschlands ‚grünste‘ Streckenreaktivierung“ von Anfang an mit Wasserstoffzügen zu betreiben. Diese verkehren bereits auf der angrenzenden Strecke RB33 (Cuxhaven – Bremerhaven – Bremervörde – Buxtehude). „Mit nur zwei zusätzlichen Brennstoffzellenzügen könnten wir die niedersächsische Wasserstoffzug-Erfolgsstory fortschreiben“, so Grimm, der die Argumente der evb vor dem Lenkungskreis präsentierte. „Wir werden nun gemeinsam mit der LNVG schauen, ob und wie dies ermöglicht werden kann.“

Der Lenkungskreis beauftragte die evb mit der Infrastrukturplanung, dem Erstellen einer darauf basierenden Nutzwertanalyse und der Förderanträge für die Strecke Bremervörde – Stade einschließlich der Verlängerung nach Himmelpforten. Eine erste gemeinsame Arbeitssitzung des evb-Projektteams mit der LNVG habe bereits stattgefunden.

Landkreise werden in die nächsten Schritte eingebunden

„Wir werden die Maßnahmen mit vollem Elan vorantreiben“, sagte Christoph Grimm, „die nächsten Schritte gehen wir in enger Abstimmung mit der LNVG und unter Einbezug der Landkreise an. Eine Eröffnung der Strecke liegt nach unserer Hoffnung bereits 2026 im Rahmen des Möglichen. Wir werden alles in unserem Verantwortungsbereich Liegende dafür tun. Allerdings sind die kommenden Schritte jeweils Teil formeller Verfahren, deren zeitliche Beanspruchung wir nicht beeinflussen können.“

Geschäftsführer dankt dem Land Niedersachsen und weiteren Akteuren

Dem weiteren Verfahrensverlauf stehen die Eisenbahnen und Verkehrsbetriebe Elbe-Weser optimistisch gegenüber. „Auf diese Entscheidung haben wir lange und intensiv hingearbeitet“, sagte Grimm erfreut. „Wir begrüßen die intensiven Anstrengungen des Landes Niedersachsen zum Themenfeld Reaktivierung, danken dem Lenkungskreis für sein eindeutiges Votum und die Offenheit für unsere Argumentation und freuen uns auf die enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der LNVG zur Umsetzung des Beschlusses. Ebenfalls sehr zu danken ist den Landkreisen für ihr fortgesetztes hohes Engagement, den Ehrenamtlichen im Förderverein Moorexpress und nicht zuletzt den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der evb. Der Maßnahmenbeginn ist eine sehr gute Nachricht für die Menschen der Region und den Klimaschutz!“