Winsen. Weiterer Fall im Kreis Harburg: Unbekannte Täter jagen Geldautomaten in der Marktstraße in die Luft. Bewohnerin muss das Haus verlassen.

Es hat erneut einen Geldautomaten im Landkreis Harburg getroffen. Wie die Polizei berichtet, haben unbekannte Täter in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag ein Ausgabegerät der Deutschen Bank in der Winsener Innenstadt gesprengt. Zeugen meldeten die Explosion in der Marktstraße gegen 3.15 Uhr.

Der Tatort bietet ein Bild der Zerstörung.
Der Tatort bietet ein Bild der Zerstörung. © Markus Steinbrück

Der Sprengstoffangriff hat nach Polizeiangaben die gesamte Front des Hauses zerstört. Eine Bewohnerin musste ihre über dem Automaten liegende Wohnung in der Nacht verlassen. Fachleute überprüften am Donnerstag die Statik des Gebäudes. Die Polizei geht von einem Sachschaden im sechsstelligen Bereich aus.

Landkreis Harburg: In 2022 wurden sieben Geldautomaten gesprengt

Ob die Automatensprenger Geld erbeuten konnten, ist nicht bekannt. Drei maskierte Täter seien in einem Kleinwagen geflüchtet, während die Zeugen die Polizei über den Vorfall in der Nacht informierten. Es handele sich vermutlich um einen BMW aus der 1er-Modellreihe.

Im Oktober 2022 sprengten Unbekannte den Geldautomaten im Edeka-Markt in Hittfeld.
Im Oktober 2022 sprengten Unbekannte den Geldautomaten im Edeka-Markt in Hittfeld. © HA | an-Eric Lindner

Der Landkreis Harburg hat sich seit 2022 zu einem Brennpunkt für Automatensprengungen entwickelt. Im vergangenen Januar war die Sparkassen-Filiale in Brackel Ziel eines solchen Angriffs. Im Vorjahr wurden im Kreis insgesamt sieben Geldautomaten in die Luft gejagt. Damit ist der Landkreis Harburg niedersachsenweiter Spitzenreiter für das Jahr 2022 – auf gleicher Höhe mit dem Landkreis Peine.

Vor Ort besonders betroffen war die Gemeinde Seevetal mit vier Sprengungen in 2022. Die Täter schlugen außerdem in Buchholz, Hanstedt und Egestorf zu.

Polizeiinspektion Harburg bittet Zeugen in Winsen um Hinweise

In Niedersachsen erreichte die Zahl der Fälle im Jahr 2022 den Rekordwert von 68 gesprengten Automaten. Erfasst werden sie seit 2015 – die Statistik weist für das Auftaktjahr 30 Taten aus. Auch deutschlandweit hat die Zahl für 2022 laut Bundeskriminalamt (BKA) einen neuen Höchststand erreicht. Und die Serie setzt sich überregional fort. Nahezu täglich wird ein neuer Fall gemeldet.

Nach der aktuellen Sprengung in Winsen ruft die Polizeiinspektion Harburg Zeugen auf, Hinweise zu verdächtigen Personen oder Fahrzeugen im Stadtbereich Winsen oder in der Nähe der Autobahnzubringer unter der Nummer 04181/2850 zu melden.

Der Landkreis Harburg hat sich seit 2022 zu einem Brennpunkt für Automatensprengungen entwickelt. In diesem Fall hatte es im vergangenen Juli die Volksbank in Seevetal-Hittfeld getroffen.
Der Landkreis Harburg hat sich seit 2022 zu einem Brennpunkt für Automatensprengungen entwickelt. In diesem Fall hatte es im vergangenen Juli die Volksbank in Seevetal-Hittfeld getroffen. © JOTO | Joto

Polizei stehe Tätern machtlos gegenüber, erklärt ein Sprecher

Trotz länderübergreifender Fahndung hat die Polizei die Spur der Täter verloren. Seit Dezember 2022 lenkt die Staatsanwaltschaft Osnabrück eine zentrale Ermittlungseinheit, um gegen das in mehreren Ländern aktive Täternetzwerk vorzugehen. Die Spuren führen insbesondere in die Niederlande.

„Problem der Ermittlungen ist, dass es auf Täterseite eine große Gruppe gibt, die in wechselnder Zusammensetzung tätig wird“, so der Osnabrücker Oberstaatsanwalt Alexander Retemeyer gegenüber dem Abendblatt.

Die örtliche Polizei stehe den Tätern machtlos gegenüber, sagt Stefan Budde von Zentralen Kriminalinspektion Lüneburg. Die Verfolgung sei sehr gefährlich, weil die Flüchtigen mit rund 250 km/h und möglicherweise mit Sprengstoffresten an Bord über die Autobahnen rasen.