Hittfeld. Umgestaltung Ortsmitte: Aldi und Edeka erhalten Baugenehmigungen. Früherer Gastwirt des „Hundertjährigen“ zieht aus.

Nicht nur in Hittfeld wird die Wiedereröffnung des Traditionsgasthauses „Zum Hundertjährigen“ von vielen Menschen fast sehnsüchtig erwartet. Jetzt kommt offenbar Bewegung in das übergeordnete Projekt, von dem die Eröffnung des Gasthauses letztendlich abhängt: der Neugestaltung des umliegenden Areals zur sogenannten Neuen Mitte Hittfeld mit Wohnungen, einem Aldi-Markt und der Vergrößerung des Edeka-Marktes.

Seit der Gastronom Tim Becker vor ziemlich genau einem Jahr angekündigt hat, in dem seit Jahren leerstehenden Fachwerkhaus wieder einen Gastronomiebetrieb zu eröffnen, ist die Hoffnung auf eine Neubelebung des markanten Gebäudes und damit auch auf die Rückkehr der legendären Bratkartoffeln, die unter anderem Dieter Bohlen sehr geschätzt haben soll, groß. Doch zunächst müssen die Arbeiten um das Gasthaus herum in Gang kommen. Dafür ist nun eine wichtige Voraussetzung geschaffen.

Aldi will in Hittfeld neu bauen, Edeka Meyer will sich vergrößern

Bis vor Kurzem hatte in einem Nachbarhaus noch der frühere Betreiber des „Hundertjährigen“ gewohnt. Georg Steinwehe hatte das Gasthaus gemeinsam mit seiner Frau 40 Jahre bewirtschaftet. 2007 schlossen sie die Türen, da sich kein geeigneter Nachfolger fand. Der Umzug des Gastwirts in ein neues Eigenheim macht nun den Weg frei für den Beginn der Umgestaltung des Areals. Das wäre der logische nächste Schritt, so Andreas Schmidt, Sprecher der Gemeinde Seevetal. Er geht davon aus, dass die Pläne für die „Neue Mitte Hittfeld“ jetzt gemäß dem Bebauungsplan umgesetzt werden. Auch eine weitere wichtige Voraussetzung für einen Baubeginn ist jetzt gegeben: Die beiden Baugenehmigungen für die Vorhaben von Aldi und Edeka wurden erteilt.

Gebäudeensemble um Gasthaus „ Zum 100-Jährigen“ steht unter Denkmalschutz

Das Projektentwicklungsunternehmen May & Co. äußerte sich auf Nachfrage nicht zum aktuellen Stand des Projekts. Es hatte den Zuschlag zur Neugestaltung des Geländes rund um das seit 2013 leerstehende Gasthaus bereits im Jahr 2017 erhalten. Das Ensemble aus Gasthaus, Scheune und Destille bleibt demnach erhalten und soll umfassend und denkmalgerecht saniert werden. Dies regelt ein städtebaulicher Vertrag der Gemeinde Seevetal mit dem Projektentwickler. Außerdem sehen die Pläne den Neubau für einen Aldi-Markt und darauf aufgesetzte Wohnungen vor. Der nahe gelegene Supermarkt von Edeka Meyer wird durch einen Anbau deutlich vergrößert. Für all dies muss jedoch auch noch der Verlauf der Harburger Straße geändert werden.

An dem geschützten Ensemble wird derzeit noch nichts zurückgebaut. Dies sei nur für spätere Anbauten der Destillerie zulässig, sagt Bernard Frosdorfer, Sprecher des für den Denkmalschutz zuständigen Landkreis Harburg. Eine entsprechende Meldung liege bisher nicht vor.

Pächter: Das Gasthaus soll Ende 2023 wieder eröffnet werden

Die neuen Pächter des „Hundertjährigen“ stehen indes bereit, um das Gasthaus wieder zu einem Hittfelder Treffpunkt zu machen. Seit rund einem Jahr ist bekannt, dass die Gastronomen Tim Becker und Dominik Wolff die Aufgabe übernommen haben, das Traditionsrestaurant neu zu beleben. „Das ist einer der ältesten Gasthöfe Norddeutschlands, den wollen wir unbedingt erhalten“, hatte Becker damals gesagt. „Es soll in großen Teilen genauso werden wie früher. Das ist die größte Herausforderung, vor der wir stehen.“

Die Gastronomen haben angekündigt, bei der Restaurierung des Hauses den urigen Charme erhalten zu wollen. In der früheren Schnapsbrennerei soll eine Bar eingerichtet werden. Becker lebt selbst in der Gegend, er betreibt bereits den Club Noho und die Bar Thomas Read in Hamburg sowie den Pony Club auf Sylt.

Zum Hittfelder Dorffest soll das Gasthaus zeitweise für Besucher öffnen

Sobald die vorbereitenden Arbeiten beendet und die gröbsten Bauarbeiten für die Umgestaltung des Areals erledigt sind, wollen die beiden anfangen, das denkmalgeschützte Gasthaus zu restaurieren. Dafür seien auf historische Bauten spezialisierte Handwerker notwendig, die schon bereitstünden, sagt Becker. Wie genau es in den kommenden Monaten weitergehen wird, kann er dagegen noch nicht sagen. „Leider liegt uns noch kein Bauzeitenplan vom Projektträger vor.“ Mit einem solchen Plan werden üblicherweise die Einsätze der verschiedenen Gewerke koordiniert, damit ein angestrebter Zeitpunkt für die Fertigstellung eines Bauprojekts eingehalten werden kann.

Da ein solcher Termin noch nicht feststeht, hatten die Pächter bereits in der Vorweihnachtszeit die Türen des Gasthauses zeitweise für Besucher geöffnet. Bei einem Weihnachtsmarkt an den Adventswochenenden konnten sich die Hittfelder selbst ein Bild vom Zustand des Gebäudes machen, das im Inneren noch immer ein voll ausgestattetes Gasthaus ist. „Zum Hittfelder Dorffest wollen wir auf jeden Fall wieder so etwas ähnliches machen“, kündigt Becker an. Die dauerhafte Wiedereröffnung des Restaurants ist derzeit für Ende dieses Jahres geplant.