Winsen. Fast 40 Jahre begleitete Jürgen Pommerien in Krankenhäusern Menschen, die nicht mehr gesund werden konnten. Eine Würdigung.

Jürgen Pommerien sitzt am Krankenbett im Krankenhaus und ist erst einmal „nur“ da: „Ich höre den Menschen zu, begleite sie ein Stück des Weges“, sagt Pastor Jürgen Pommerien. Ende Januar geht er nun in Ruhestand – nach fast vierzig Jahren als Pastor und davon knapp zwanzig Jahren als Krankenhaus-Seelsorger am Krankenhaus Winsen und zehn Jahren am Krankenhaus Buchholz für die Kirchenkreise Hittfeld und Winsen.

Verabschiedet wird er in internen Kreisen der Krankenhäuser, da wegen der Corona-Vorgaben keine öffentliche Veranstaltung erlaubt ist. Ein Abschiedsgottesdienst findet am Sonntag, 29. Januar, um 12 Uhr in der St. Jakobus-Kirche in Winsen statt.

Auch ihm fehlen manchmal die Worte, gibt jürgen Pommerien zu

Wie hat er kranken und sterbenden Menschen helfen können und gleichzeitig diese tägliche Belastung von Krankheit, Schmerz und Tod ausgehalten? „Ich begleite vor allem Menschen, die nicht mehr gesund werden können. Ich frage sie, was sie oder er möchte. Ich bin da und höre zu. Mir ist wichtig, sie am Rande des Lebens nicht allein zu lassen“, sagt Pommerien und gibt zu: „Auch mir fehlen manchmal die Worte, und es ist kaum auszuhalten.“

Dennoch ist es für Pommerien der schönste Beruf der Welt: „Die Menschen ziehen mich in ihr Vertrauen, das ist ein großes Geschenk. Diese Begegnungen sind sehr intensiv. In diesem ‚geschützten Erzählen‘ vertrauen sie mir an, was sie erlebt und bewältigt haben, das fasziniert mich. Ich bin ein ,Lernender’ in den Gesprächen.“

Den tiefen Wunsch, bei den Menschen zu sein, hatte Jürgen Pommerien schon als Jugendlicher. „Jesus Christus hat mich fasziniert. Er war für alle Menschen da, das wollte ich auch in meinem Beruf sein“, sagt Pommerien.

An beiden Häusern fühlte er, am „richtigen Ort“ zu sein

In Oberursel hat er Sprachen und in Heidelberg Theologie studiert. Nach dem Vikariat in Erzen übernahm er die erste Pfarrstelle in Moisburg. Weitere Stationen in Bardowick, Ashausen, Maschen, Fliegenberg und Bleckede folgten.

Während seiner Zeit als Gemeindepastor in Ashausen übernahm er 2003 eine halbe Stelle als Krankenhaus-Seelsorger am Krankenhaus Winsen und absolvierte eine klinische Seelsorger-Ausbildung (KSA). 2013 verließ er Ashausen und übernahm auch die halbe Stelle als Krankenhaus-Seelsorger am Krankenhaus Buchholz.

An beiden Häusern fühlte er, am „richtigen Ort“ zu sein. Immer ansprechbar für Patientinnen und Patienten, Angehörige und Mitarbeitende. Vormittags im Krankenhaus Buchholz, nachmittags im Krankenhaus Winsen. „Für mich gibt es keinen Anrufbeantworter, weil Krankheit und die Not der Menschen nicht warten.“

Die Krankenhäuser waren seine „Dörfer“, in denen er Menschen auf Intensiv-, Palliativ und Normalstationen aufsuchte. Als Krankenhaus-Seelsorger gehörte er auch dem Ethikkomitee an und überlegte gemeinsam mit Ärzten, Schwestern und Pflegern, was für Patientinnen und Patienten eine angemessene, ethisch gut begründete Behandlung und Begleitung ist.

Worauf Jürgen Pommerien sich jetzt freut

Die Corona-Pandemie sei eine herausfordernde und ausbeutende Zeit für alle Mitarbeitende gewesen: „Es war unheimlich mitanzusehen, was Corona mit den Menschen machte. Wie es den Körper zerstört und die Kräfte der Menschen aufgefressen hat. Aber wir waren da für sie und hielten es aus.“

Im Ruhestand will er sich wieder stärker den Texten im Alten Testament widmen, die ihn faszinieren. „Die Erfahrung in diesen Texten muss man sich erschließen und sie mit der eigenen Erfahrung verknüpfen, dann haben sie eine wohltuende Wirkung auf Menschen.“ Er freut sich auf die Gartenarbeit, viele ungelesene Bücher, die Zeit mit Kindern und Enkelkindern, auf Konzerte und viele Wanderungen in der Natur.