Lüneburg. In ihrer neuen Lakritz-Bar „Dropjes en Kopjes“ in Lüneburg verkauft Katharina Drittler-Noach nicht nur die schwarzen Drops.

„Auf die Plätze, fertig, los!“ Mit feinen Strichen sind die Worte auf eine Postkarte gezeichnet, dazwischen drei Figuren mit fröhlichen Gesichtern und derselbe Spruch auf Niederländisch. Es ist eins der ersten Motive, die Katharina Drittler-Noach für ihre neue Postkartenserie entworfen hat – und es fasst ihre Lebenseinstellung in wenigen Worten zusammen.

„Wenn ich mir etwas vorgenommen habe, dann lege ich auch los und setze alles dran, mein Ziel zu erreichen“, sagt die Inhaberin der neuen Lakritz-Bar „Dropjes en Kopjes“ in Lüneburg. Im Oktober hat sie eröffnet, seitdem vergeht kaum ein Tag, an dem der Laden zwischen Stint und Rathaus nicht gut besucht ist.

Die Kunden bedienen sich selbst an der Lakritz-Bar mit süßen, salzigen, scharfen und veganen Sorten

Hier gibt es Lakritz aus den Niederlanden, Belgien, Skandinavien und Italien, es gibt süße, salzige und scharfe Lakritz, dunkle und bunte, feste und schaumige, mit Himbeere, Anis, Minze oder Honig. Es gibt vegane Lakritze, welche ohne Zucker oder glutenfreie. Einige sehen aus wie Bauernhoftiere, andere haben die Form von Totenköpfen, Märchenwesen, Fischen oder Brezeln. Auch die gute alte Schulkreide fehlt nicht.

Die meisten Sorten sind in runde Gläser gefüllt, mit Zangen können sich die Kunden selbst schwarz-weiße Tütchen befüllen. Kleine Schilder informieren über Name, Herkunftsland und Geschmacksrichtung. Eine Wand ist für Lakritz reserviert, die nur für Erwachsene gedacht sind. Katharina Drittler-Noach fischt ein Lakritz in Form einer E-Gitarre aus einem Glas. „Black Metal“ heißt die Sorte, sie kommt aus Schweden und schmeckt nach Chili, ein Kundenfavorit. Auch die ebenfalls schwedischen „Salta Twins“ sind beliebt. „Die sind erst super salzig und dann kommt der Fruchtgeschmack.“

Die Lüneburger Gründerin legt Wert auf eine entspannte Atmosphäre und auf Nachhaltigkeit

Das Bar-Prinzip mit Selbstbedienung hat sie mit Bedacht gewählt. Die Kunden können in ihrem eigenen Tempo auswählen, sollen sich nicht unter Druck fühlen, weil sie einen Verkäufer in Beschlag nehmen. „So ging es mir in anderen Lakritzläden, die sind meist sehr klein und vollgepackt, was natürlich auch seinen Charme hat“, sagt die Unternehmerin. „Bei mir soll das anders sein.“

Das Ladengeschäft, in dem zuletzt Pralinen verkauft wurden, hat sie großzügig und modern eingerichtet. Das Rauchblau der Regale ist mit einem violetten Farbton kombiniert, der an die Blüte der Süßholzpflanze erinnert. Auch Nachhaltigkeit ist ihr wichtig. Zwar sei ihre Ware nicht regional, der Nachhaltigkeitsgedanke solle aber umgesetzt werden, wo immer möglich. So hat ein Tischler aus der Region die Einbauten aus heimischem Holz gefertigt.

Außer Lakritz gibt es auch frischen Kaffee, daher der Name „Dropjes en Kopjes“

Zum Konzept gehört auch ein langer Tresen am Fenster, an dem Besucher bei einem Kaffee dem Treiben auf der Straße zugucken können. Im Namen „Dropjes en Kopjes“ hat Katharina Drittler-Noach die Lakritzdrops und das Tässchen Kaffee zusammengebracht, beides verbindet sie mit ihrem Lieblingsland, den Niederlanden. Abgesehen davon, dass ihre Frau niederländische Wurzeln hat, kann die Unternehmerin noch viele Dinge aufzählen, die sie bei den Nachbarn schätzt. „Ich lerne die Sprache, liebe das Fahrradfahren und mag die Niederlande einfach. Und natürlich liebe ich Lakritz.“

Ihren früheren Job als Führungskraft hat die Neu-Unternehmerin aufgegeben

Die Idee zu ihrer Lakritz-Bar kam ihr spontan beim Kaffeefrühstück in Kirchgellersen, wo die 51-Jährige lebt und aufgewachsen ist. Die Selbstständigkeit war für sie ein wichtiges Ziel. „Ich bin sehr kreativ, habe viele Ideen und setze die auch um. Außerdem habe ich in meinem Leben gelernt, dass ich mich auf mich verlassen kann.“

Schon zuvor hatte sie über einen eigenen Laden intensiv nachgedacht, die Pläne jedoch wieder verworfen. Ihren Job als Führungskraft im pädagogischen Bereich hatte die gelernte Kosmetikerin und Ernährungswissenschaftlerin kurz zuvor aufgegeben. „Wenn etwas nicht mehr passt, dann bin ich sehr konsequent und bereit für Veränderung“, sagt sie.

Bei Tagliatelle mit Lakritz war sie erst skeptisch, dann begeistert

Dann passte irgendwann alles für den Neuanfang: das Konzept, die Räume, die Bedingungen. Und Katharina Drittler-Noach legte los. Sie beschreibt es so: „Das Leben hat mir die Möglichkeit gegeben, noch einmal neu zu malen.“ Mit einem Förderzuschuss der Stadt Lüneburg mietete sie das leerstehende Ladengeschäft und gestaltete es mit Unterstützung durch ihre Familie und Freunde um. Seit Anfang Oktober steht sie sechs Tage pro Woche hinterm Tresen, berät ihre Kunden und bestellt immer wieder Lakritz nach.

Nicht nur die „Dropjes“ verkaufen sich gut, die Kunden greifen auch zu Lollis, Zahnpasta oder Rohlakritzstangen. Doch nicht alles, was mit Lakritz zu tun hat, kommt ins Sortiment. Likör, zum Beispiel. der passt hier nicht rein, befand Katharina Drittler-Noach. Die Tagliatelle mit Lakritz dagegen hat sie zu Hause ausprobiert, etwas skeptisch zunächst. Jetzt haben sie ebenfalls einen Platz im Regal, neben den historisch designten Döschen mit italienischen Lakritz.

Nach sieben Wochen intensiver Startphase nimmt sie sich nun sonntags frei

Der Laden hat bereits etliche Stammkunden, auch viele Tagestouristen kaufen hier ein. „Die Leute erfreuen sich an diesem Raum und nutzen ihn so, wie ich mir das vorgestellt habe. Die Erwachsenen werden ein bisschen wie Kinder. Sie versinken beim Packen ihrer Tüten und schaffen dadurch eine besondere Atmosphäre der Ruhe und Entschleunigung. Das macht mich richtig glücklich“, sagt die Existenzgründerin. „Und es lässt mich durchhalten. Ich bin nämlich ziemlich müde.“

Erst seit Kurzem hat sie sich den Sonntag als freien Tag geblockt, dann strickt sie oder bäckt Brot. Am Montag geht es dann wieder mit neuer Kraft in den eigenen Laden. Wenn sie vom Fahrrad steigt und durch die Tür tritt, weiß sie, dass sie die richtigen Entscheidungen getroffen hat. Und manchmal befüllt sie sich auch selbst ein Tütchen, es erinnert sie ein bisschen an früher. „Ich liebe es, leckere Sachen in Tüten zu packen und beim Rumlaufen daraus zu naschen.“

Jede Saison bringt neue Sorten ins Sortiment der Lakritz-Bar

Ihre Lieblingssorte ist ein Lakritz mit Lorbeer, natürlich aus den Niederlanden. „Der Geschmack entwickelt sich langsam, wird immer intensiver“, sagt sie. Das gleiche könnte für ihre Lakritz-Bar gelten. Das Sortiment wird sich immer wieder wandeln, jede Saison bringt neue Sorten, Kunden bringen Ideen ein. Bald soll es hier auch ihre eigenen Postkarten mit den „Dropjesmannekes“ geben, den Strichfiguren, die sich mitten ins Leben stürzen.