Lüneburg. Stadt geht gegen Corona-Folgen vor. Erste Unternehmerin erhält Zuschuss für ihren Laden mit Café „Sööt un Soltig“.
Davina Dähn ist glücklich und dankbar. Glücklich, weil sie am vergangenen Donnerstag ihren Laden „Sööt un Soltig“, eine Mischung aus Café und Laden, in Lüneburg eröffnet hat. Dankbar, weil die Hansestadt ihr für die Erstausstattung der Räume an der Straße Am Springintgut einen Zuschuss gezahlt hat. Denn Davina Dähn ist eine der ersten Unternehmerinnen, die von der neuen Förderrichtlinie „Stationärer Einzelhandel und Handwerk“ profitieren.
Auf Antrag erhalten Gewerbetreibende bei Investitionen in die Erstausstattung, die Grundsanierung von Geschäftsräumen und Digitalisierungsprojekte bis zu 10.000 Euro. Die Stadt hat dafür nach einem entsprechenden Ratsbeschluss überplanmäßig 100.000 Euro in den Haushalt eingestellt. Das Ziel: Gründern sowie Unternehmerinnen in der schwierigen Corona-Zeit zu helfen.
Stadt Lüneburg will Gründer und Unternehmer mit der Förderung motivieren, nicht aufzugeben
Die Pandemie hat auch in Lüneburgs Innenstadt ihre Spuren hinterlassen. Leerstände, schwierige wirtschaftliche Lagen – viele Einzelhändler und Handwerker hatten und haben es nicht leicht. „Die Förderrichtlinie soll Motivation und Anreiz sein, nicht aufzugeben, sondern das eigene Geschäft weiterzuentwickeln oder sogar etwas Neues zu starten“, sagt Melissa Duda, Leiterin der Stabsstelle Strategische Innenstadtentwicklung. „Wir müssen unseren Gewerbetreibenden jetzt helfen, aus dieser schwierigen Situation herauszukommen, und den Mut zu neuen Ideen fördern.“
Zunächst waren nur Zuschüsse bis zu jeweils 5000 Euro vorgesehen. „Doch nachdem wir im neuen Beirat Innenstadt Rückmeldungen erhalten hatte, dass dies in vielen Fällen nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist, wurde die mögliche Förderung verdoppelt“, sagt Duda. Mit der Richtlinie werden unterschiedliche Projekte aus Einzelhandel und Handwerk unterstützt, insbesondere auch mit Blick auf die Digitalisierung von kleinen und mittleren Betrieben. Die Unternehmer können dafür im Innenstadtbüro der Lüneburg Marketing GmbH eine kostenlose Beratung durch die Digital-Lotsen in Anspruch nehmen.
Leerstand soll gefüllt und Gründern der Start erleichtert werden
Um die Folgen der Corona-Pandemie in der Innenstadt zu bekämpfen, hat die Stadt zwei weitere Förderrichtlinien aufgesetzt. Auf die Neuvermietung von leerstehenden Geschäftsräumen zielt die Förderrichtlinie „Reduzierung des Gewerbeleerstandes“. Die Stadt übernimmt unter bestimmten Umständen für ein Jahr ein Drittel der Nettokaltmiete, ein weiteres Drittel erlässt der jeweilige Eigentümer. Dies soll vor allem neuen Betrieben, die das Angebot im Zentrum erweitern, den Start erleichtern.
Über die dritte Förderrichtlinie „Schaffung von Wohnraum in der Innenstadt“ erhalten Hauseigentümer bei einer entsprechenden Umwandlung von leerstehenden Gewerberäumen in Wohnungen einen Investitionszuschuss. Das Interesse an den unterschiedlichen Fördermöglichkeiten sei hoch, sagt Duda. „Wir beobachten eine Aufbruchstimmung, viele lassen sich beraten.“
Wettbewerb um Pop-up-Store startet bald in die zweite Runde
Voraussichtlich Anfang November startet zudem die zweite Runde des Pop-up-Store-Wettbewerbs. Dem Gewinner zahlt die Stadt für ein Jahr die Miete für ein zuvor leerstehendes Ladenlokal. Am 1. November eröffnen die Gewinner der ersten Runde ihr Geschäft „Fräulein Paulas Hund“ auf 175 Quadratmeter Am Berge. Mehr als 30 Bewerbungen waren eingegangen. „Viele Bewerber machen weiter, für einige kommt auch die Drittelförderung infrage“, sagt Duda. In der zweiten Runde geht es um kleinere Räume in der Fußgängerzone. Gefördert wird der Wettbewerb durch das Sofortprogramm „Perspektive Innenstadt“ des Landes Niedersachsen.
Für Davina Dähn kommt die Förderung genau zur richtigen Zeit. Nach vielen Jahren als angestellte Konditorin und Köchin – unter anderem beim langjährigen Sternekoch Michael Röhm in Lüneburg – machte sie sich im Dezember 2019 selbstständig. Dank eines privaten Kontakts konnte sie zunächst Räume beim Fleischhändler „Beef & Basics“ in Jelmstorf nutzen. Diese wurden aber zu klein, ein neues Ladenlokal musste her.
Daniela Dähn bietet auch Produkte regionaler Händler in ihrem Laden an
Gefunden hat sie den passenden Standort nun Am Springintgut in Räumen, die in der Vergangenheit eine Bäckerei und eine Bonbonproduktion beherbergten und zuletzt lange leer standen. Daniela Dähn ist überzeugt, mit ihrem Konzept hier richtig zu sein. „So etwas hat in der Ecke gefehlt.“ Ihr Laden sei eine Feinpatisserie, hier finden Kunden feine Törtchen, Macarons und andere ausgefallene Köstlichkeiten.
Neben den eigenen süßen und salzigen Backwaren verkauft sie Produkte Lüneburger Kaufleute, „die zu meinem Sortiment passen“, sagt Dähn. So kooperiert sie mit einer Töpferin, einer Künstlerin, einer Rösterei und einem Teeladen. Auf diese Weise will die Unternehmerin den Lüneburger Zusammenhalt auch nach der Corona-Pandemie stärken.
Unternehmerin plant auch Backkurse in der Adventszeit
Zwölf Sitzplätze hat ihr Café, sie setzt aber mehr auf den Verkauf, will zudem von November an Backkurse anbieten. Die ersten Tage seien ein voller Erfolg gewesen, sagt die Unternehmerin, die seit zwölf Jahren in und um Lüneburg tätig ist. „Es lief supergut, die Nachbarschaft hat meinen Laden sehr gut angenommen.“
Vom Engagement der Stadtverwaltung für die Gewerbetreibenden ist Davina Dähn angetan. „Den Tipp, eine Förderung zu beantragen, habe ich von Christoph Steiner bekommen.“ Dieser ist als sogenannter Kümmerer im Innenstadtbüro tätig und arbeitet eng mit der Stadt zusammen. Informationen zu den drei Förderrichtlinie gibt es im Internet auf www.hansestadtlueneburg.de.