Stade. Ein junger Mann wurde vor einem Restaurant in Stade erschossen, ein weiterer schwer verletzt. Ein 28-Jähriger ist dringend tatverdächtig.
Ein 23-Jähriger ist am späten Montagabend vor einem Restaurant in Stade erschossen worden. In einer Nebenstraße fanden Polizisten wenige Minuten später einen weiteren Mann mit einer Schussverletzung sowie den ebenfalls verletzten mutmaßlichen Täter: einen 28-Jährigen, der am Mittwoch dem Haftrichter vorgeführt werden soll.
Gegen ihn bestehe dringender Tatverdacht des Totschlags und des versuchten Totschlags, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft am Mittwoch. Die Ermittlungen der Mordkommission laufen mit Hochdruck.
Wenige Stunden nach der Tat in der Stader Altstadt zeugen die Hinterlassenschaften von dem, was gegen 23.30 Uhr in einem Restaurant und dessen Außenbereich passiert war. Das Lokal an der Straße Beim Salztor ist mit einem Polizeiflatterband abgesperrt. Drei Polizisten bewachen das Gebäude. Auf einem Tisch im Inneren steht ein halb aufgegessener Dönerteller mit Pommes frites. Es ist zu erahnen, wie fluchtartig die anwesenden Gäste das Lokal verlassen haben. Im Außenbereich liegen Verbandsmaterial und Teile einer Beatmungsmaske auf dem Boden neben einer Blutlache. Tische und Stühle sind umgekippt.
Schüsse in Stade: Der Streit begann im Restaurant
Die Polizei rekonstruierte innerhalb weniger Stunden den Abend anhand von Zeugenaussagen: Eine halbe Stunde vor Mitternacht war das Lokal noch geöffnet. Gäste saßen an den Tischen, als es zu einer Auseinandersetzung zwischen mehreren Personen kam. Der Streit in der Gruppe verlagerte sich in den Außenbereich, der direkt an den Stadthafen grenzt. Dort fielen Schüsse, die einen 23-jährigen Stader in den Oberkörper trafen.
Währenddessen hatten Zeugen bereits den Notruf der Polizei gewählt. Die ersten eintreffenden Polizisten begannen sofort mit Wiederbelebungsmaßnahmen. Einen möglichen Täter konnten die Beamten beim Restaurant nicht ausmachen. Ein Notarzt und Rettungssanitäter übernahmen die Versorgung und brachten den jungen Mann ins Stader Krankenhaus. Er erlag seinen schweren Verletzungen wenig später in der Klinik. Wenige Minuten nach dem ersten Notruf meldeten Zeugen eine weitere Auseinandersetzung nur 500 Meter entfernt auf einem Firmengelände am Harschenflether Weg.
Mann mit Kopfverletzung leistete weiter massiven Widerstand
Ob auch dabei ein Schuss gefallen war, untersucht die Polizei noch. Als weitere Polizeikräfte am zweiten Tatort eintrafen, fanden sie zwei Männer vor, die einen 28-Jährigen auf dem Boden festhielten. Er hatte eine schwere Kopfverletzung und leistete trotzdem massiven Widerstand. Nachdem der Mann überwältigt werden konnte, kam er in ein Krankenhaus. Alle drei Personen wurden von den Beamten vorläufig festgenommen. Hinter dem Firmengebäude fanden Polizisten einen weiteren Schwerverletzten. Auch er hatte eine Schussverletzung im Oberkörper.
Der 39-jährige Stader konnte von Ärzten soweit stabilisiert werden, dass er nicht in Lebensgefahr schwebte. Für die Polizei und den Rettungsdienst begann ein Großeinsatz. Alle verfügbaren Streifenwagen aus dem Landkreis Stade und den angrenzenden Polizeiinspektionen wurden in die Innenstadt geschickt, zehn Rettungswagenbesetzungen, fünf Notärzte und ein Rettungshelikopter aus Rendsburg nach Stade beordert. Mit Maschinenpistolen bewaffnet stürmten Polizisten in der Nacht mehrere Gebäude, in denen sie Täter vermuten. Dort fanden sie keine Personen, aber eine Pistole mit Schalldämpfer.
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Wilde Spekulationen in den sozialen Medien
Die Waffe lag in einem Treppenhaus. Gegen 3 Uhr sperrten die Beamten beide Tatorte weiträumig ab, bis am Dienstagmittag die Spurensicherung ihre Arbeit aufnahm. Die Beamten aus Stade, dem Heidekreis und Braunschweig sicherten über Stunden jede kleine Spur, darunter wohl auch eine Patronenhülse.
Die Hintergründe der Tat sind unklar. In den sozialen Medien kam es zu wilden Spekulationen zu den Motiven. Stades Bürgermeister Sönke Hartlef (CDU) äußerte sich bestürzt: „Eine solch brutale Gewalttat macht sprach- und fassungslos.“ Im Gespräch mit der Polizei sei ihm versichert worden, dass die Präsenz der Ordnungshüter im Stadtgebiet als Reaktion auf die Taten spürbar erhöht werde.
Schüsse in Stade: Tatverdächtiger kommt vor den Haftrichter
Am frühen Dienstagabend teilten Polizei und Staatsanwaltschaft mit, dass der 28-Jährige inzwischen aus dem Krankenhaus entlassen werden konnte. Er gilt als dringend tatverdächtig und soll am Mittwoch dem Haftrichter vorgeführt werden. Die beiden weiteren vorläufig festgenommenen Personen wurden laut Mitteilung entlassen: „Sie sind nach derzeitigem Ermittlungsstand nicht für das Tötungsdelikt bzw. das versuchte Tötungsdelikt verantwortlich.“